Atomform und Qualität


Leicht auch läßt sich in ähnlicher Art dies Rätsel erklären,

Daß sich das Feuer des Blitzes viel wirkungsvoller erweiset,

Als es das unsrige ist, das von irdischen Fackeln entflammt wird.

Denn du kannst hier sagen: »Das himmlische Feuer des Blitzes,

Weil es aus kleineren Formen und feinerem Stoffe geformt ist,

Drängt sich darum noch in Löcher, die unserem Feuer nicht offen

Stehn, das aus Kloben von Holz und aus kienigen Fackeln entfacht wird.«

Ferner das Horn läßt Licht zwar durch, doch dem Regen verschließt sich's.

Wie stimmt dies? Doch wohl so, daß jene Atome des Lichtes

Kleiner sind als die Atome des lebenspendenden Wassers.

Oder warum fließt wunderbar rasch durch die Seihe der Wein ab,

Aber das Baumöl tropft nur zaudernd hinab in die Kufe?

Offenbar bildet sich Öl aus größeren Urelementen

Oder sie sind auch verhäkelt und mehr miteinander verflochten;

Und so kommt's, daß nur langsam die einzelnen Urelemente

Sich voneinander zu scheiden vermögen und winzige Tröpfchen

Einzeln durch einzelne Löcher der Seihe versickernd hindurchgehn.

     Hierzu kommt, daß die Milch und der Honigseim in dem Munde

Stets nur süßen Geschmack auf der prüfenden Zunge hervorruft;

Doch wie verzieht hingegen des Wermuts widriges Wesen

Oder ein Enziantrank durch eklen Geschmack uns die Lippen!

     Daraus schließt man mit Recht, daß aus glatten und runden Atomen

Alles besteht, was unseren Sinn wohltuend berühret:

Alles, was bitter hingegen und rauh scheint, muß durch Atome,

Die mehr Haken besitzen, genau miteinander verknüpft sein.

Deshalb pflegen sie auch die Wege zu unseren Sinnen

Aufzuritzen und so den Eingang zum Körper zu brechen.


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Seite zuletzt aktualisiert: 13.09.2005 
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