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Jede Landpartie hat mal ein Ende

Wenn in der Maienzeit alles grünt auf weiter Flur,
schiebt Jüngeling und Maid an den Busen der Natur.
Wie schön küßt so ein Mann in dem weichen Blumenflor.
Am Abend nimmt er Abschied dann und singt ihr leis ins Ohr:
Jede Landpartie hat mal ein Ende,
jede Extratour hat einen Schluß.
Kleines Mädchen, gib mir deine Hände,
kleines Mädchen, schenk mir einen Kuß.
Einmal muß der Herrgott schlafen gehen,
einmal löscht er alle Lichter aus.
Scheint die Sonne noch so schön,
einmal muß sie untergehn,
sag, 's war hübsch und geh nach Haus.

Trinkt eine Frau zuviel, ja, dann sag ich dir voraus:
sie fällt im Liebesspiel für den Abend völlig aus.
Schon nach dem sechsten Schnaps hat die Zärtlichkeit ein End,
denn sie hat ihren Schwips, und du sitzt da mit dem Talent.
Jede Landpartie hat mal ein Ende,
jede Extratour hat einen Schluß.
Kleines Mädchen, gib mir deine Hände,
kleines Mädchen, schenk mir einen Kuß.
Einmal muß der Herrgott schlafen gehen,
einmal löscht er alle Lichter aus.
Scheint die Sonne noch so schön,
einmal muß sie untergehn,
sag, 's war hübsch, und geh nach Haus.

Wies heut hienieden ist, so verdreht war es noch nie:
Kein Mensch zufrieden ist, ob im Land, ob Industrie.
Muß schon schlecht Wetter sein, sollten wir uns doch verstehen,
zueinander etwas netter sein, denn so kanns nicht weitergehn.
Jede Landpartie hat mal ein Ende,
jede Extratour hat einen Schluß.
Kinder, reicht euch doch nur mal die Hände,
weil man ja zusammenhalten muß.
Mit dem Kopf kann keiner durch die Wand gehn,
darum laßt das Schelten, laßt das Schrein.
Liebe Leute, merkt euch dies:
auch in Moskau und Paris,
da gibts wieder Sonnenschein.

Theobald Tiger
Drei-Masken-Verlag, Berlin 1922, S. 2.