Zum Hauptinhalt springen

Don't gish me –!

»Sieh mich nicht so an – ich kann es nicht ertragen!
Sieh mich nicht so an – mit so viel Schmalz und Schmerz!
Sieh mich nicht so an – sonst muß ich sagen:
Schmeißt ihn raus – er zerreißt mirs Herz –!«

Wenn die Amerikanerin an einen Mann gerät,
an einen richtigen Mann;
wenn er für sie nicht jede Kiste dreht,
weil er nicht will, weil er nicht kann …
dann schlägt sie wie die Gish die Augen auf,
feucht, in der Großaufnahme –
und protzt erfreut
mit ihrem Bauch aus Zelluloid
und ist ein Drittel Kind, ein Drittel Luder und ein Drittel Dame …
– ich kann es nicht ertragen!
Plüsch ist in deinem Aug' – und so viel Gish und Schmerz!
Trifft mich dein krummbeiniger Blick
»Sieh mich nicht so an – so muß ich sagen:
Schmeißt sie raus – sie zerreißt mirs Herz –!«

Hat der Germane die Partie verloren
in Fußball oder Politik –:
dann übermannt ihn das Gefühl bis über beide Ohren,
dann ist er fromm und philosophisch (mit Musik).
Gehts gut, schlägt er des Gegners Augen auf;
gehts schief, dann wird gesungen
ein doitsches Lied,
weil das ja immer zieht –
er ist ein Drittel Held, ein Drittel Kellner und ein Drittel Nibelungen …
»Sieh mich nicht so an – ich kann es nicht ertragen!
so mit dem treuen Blick von unten rauf – und mit dem Wackelsterz!
Ich kenn dich noch aus alten, bösen Tagen – die Hand in der Bilanz
– das Auge himmelwärts!
Und ist das Ausland klug, so wird es sagen:
Schmeißt ihn raus – er bricht mirs Herz –!«

Nur ungern nimmt der Handelsmann
statt baren Geldes Breitscheid an.

Theobald Tiger
Die Weltbühne, 13.11.1928, Nr. 46, S. 749.