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6) Senf

Der Senf (Semen Sinapis nigrae) enthält eine große Schärfe, welche von seinem flüchtigen Öle herrührt. Er gehört, die genannten Gewürze Nr. 4 und 5 nicht ausgenommen, zu den Mitteln gegen Fäulnis der Säfte und Skorbut, und ist gleichfalls bei Lungen- und Magenverschleimung gut. Auch gegen Blasenverschleimung, Flatulenz der Hypochonder, gegen den aus dem Unterleib herrührenden Schwindel, gegen rheumatische Taubheit, Zungen-, Schlund- und Darmlähmung, selbst gegen chronische Gicht lobt man den Senf. In den letztgenannten vier Leiden zieht man den weißen, nicht gemahlenen Senf (Semen Sinapis albae), täglich zwei- bis dreimal einen Teelöffel voll mit Wasser, vor. Als äußerliches rotmachendes Mittel ist der gemahlene, mit kaltem Wasser (nicht mit Essig oder heißem Wasser) bereitete Senfteig (vom käuflichen englischen Senfmehl), welcher auf die vorher mit Flanell und heißem Wasser rotgeriebene, geeignete Hautstelle, bei Kindern nicht länger, als zehn, bei Erwachsenen höchstens zwanzig Minuten, gelegt wird, nützlich. Ein gutes Brechmittel bei vielen Arten von Vergiftung, Schlagfluss, Lähmungen ist das sogenannte Senfbrechmittel der Engländer (mustard emétick). Man rührt einen Teelöffel voll Senfmehl unter ein Glas Wasser und trinkt es auf einmal aus. Es soll, nach Thomson (London dispensatory 1815 p. 357 cfr. auch Osiander l. c. p. 510) kräftig und schnell wirken.

Gegen einen hartnäckigen, mit Taubheit verbundenen Schwindel fand Fritze (Medic. Annalen) nicht zerriebenen Senf, alle Morgen zu ein Quäntchen mit Brot verspeist, sehr heilsam. Dasselbe Mittel habe ich alten gedächtnisschwachen Leuten zur Stärkung ihres Gedächtnisses mit Erfolg gebrauchen lassen. Das ätherische Senfsamenöl (Oleum Sinapis aethereum) ist nicht allein ein belebendes Riechmittel, ein rotmachendes, derivierendes, die Haut reizendes Mittel, sondern auch sehr wirksam zum Einreiben in gelähmte Glieder; z. B. in folgender Mischung: ätherisches Senföl, eine halbe Drachme, Alkohol, sechs Lot. Ein sehr scharfer, bei tiefen Ohnmachten, Scheintod, Sopor, nach Schlagfluss, heftiger Cholera in die Herzgrube und an die Waden zu applizierenden Senfteig besteht aus: grob gestoßenem schwarzen Senf, drei Lot, Roggenmehl, ein Lot, kaustischem Salmiakgeist so viel, als nötig ist, um ein weiches Kataplasma zu bilden.