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Jacob Voorhoeve Homöopathie in der Praxis III. Behandlung der Krankheiten und erste Hilfe XIII. Verschiedene andere Krankheiten

[41. Wechselfieber, Sumpffieber, Malaria]

41. Wechselfieber, auch Sumpffieber oder Malaria genannt, ist eine endemische Krankheit, welche durch Übertragung mikroskopisch kleiner Spaltpilze, sog. Plasmodien, hervorgerufen wird und hauptsächlich in einer Erkrankung des Blutes besteht, wobei jedoch auch verschiedene Organe, wie die Milz und die Leber, angegriffen werden. Die Plasmodien werden, neueren Untersuchungen zufolge, durch den Stich bestimmter Moskitos in das Blut des Menschen gebracht und richten hier ihre unheilvolle Wirkung aus. Diese Moskitos sind zu ihrer Entwicklung an stehende Gewässer und sumpfige Gegenden gebunden; deshalb wird denn auch das Wechselfieber in den südeuropäischen Ländern und in den Tropen am häufigsten angetroffen.

Die Symptome der Malaria sind durch periodisches Auftreten gekennzeichnet. Zu bestimmten Stunden zeigt sich ein Fieberanfall, welcher mit heftigen, manchmal stundenlangen Schüttelfrösten anfängt und mit starkem Schweißausbruch endigt. Solche Anfälle, welche gewöhnlich 6—10 Stunden anhalten, wiederholen sich jeden 2., 3. oder 4. Tag. In leichteren Fällen fühlt sich der Malariakranke in der Zwischenzeit der Anfälle verhältnismäßig wohl; in schwereren dagegen läßt das Fieber auch in der Zwischenzeit der Anfälle nie ganz nach, sondern steigt und fällt periodisch (tropische Malaria). Letztere Fälle nehmen sehr oft einen bösartigen Verlauf, indem sie von Entartung des Blutes und enormer Milzschwellung begleitet sind. Das Fieber steigt zuweilen sogar bis über 42° C, der Kranke ist meistens bewußtlos und erliegt gewöhnlich dem 3. oder 4. Anfall. In chronischen Fällen werden die Kranken kachektisch (siehe Kachexie auf Seite 312), magern ab, bekommen eine fahle Gesichtsfarbe und klagen über Lenden- und Rückenschmerzen und über Verdauungsstörungen. In manchen Fällen treten anstelle der Fieberanfälle Nervenschmerzen, Neuralgien oder Bronchialkatarrhe auf, sodaß man bei derartigen Krankheitserscheinungen, welche einen ausgesprochen periodischen Charakter tragen, stets an verborgene Malaria denken muß.

Die Behandlung des Fieberanfalls bestehe während des Schüttelfrosts in Bettruhe, Erwärmung durch heiße Krüge und Trinken heißer Milch (auch wiederholte Gaben Camphora Rubini sind am Platze), während des Fiebers im Trinken von Obstsäften und dem Vermeiden starker, fieberwidriger Arzneien, und während des Schwitzens in kühlen Waschungen und tüchtigem Abreiben, worauf erwärmte Unterkleidung angelegt wird. In der fieberfreien Zeit muß der Kranke alles vermeiden, was das Herz schwächen könnte (z. B. große Mengen Alkohols und starken Kaffees), mäßig leben, sich vor Erkältung in acht nehmen und die weiter unten erwähnten Vorbeugungsmaßregeln befolgen. Die Wahl des für jeden einzelnen Fall passenden homöopatischen Heilmittels überlasse man am besten einem Arzte, da dieselbe nicht immer leicht ist, so hat sich z. B. in bestimmten Fällen Arsen. alb. 4—6, in andern Bryon. 3 am besten bewährt. Das in den meisten Fällen angezeigte, spezifische Mittel ist Chinin, welches nach den neueren Untersuchungen von Prof. Schulz eine deutliche Wirkung auf Milz und Leber ausübt, wodurch, ebenso wie durch die bahnbrechende Entdeckung Hahnemanns über die Gültigkeit des "Similia Similibus curentur," bewiesen ist, daß Chinin und Malaria in spezifisch-homöopathischer Beziehung zu einander stehen. Es ist jedoch durchaus nicht nötig, die üblichen starken Grammgaben, welche so oft unangenehme Nebenerscheinungen hervorrufen, anzuwenden; man kommt in den allermeisten Fällen mit wiederholten Gaben von Chinin. muriat. II—I aus. Fernere Mittel sind: Eucalyptus 2 und Arsen. alb. 4, welche oft von gutem Erfolg begleitet sind in Fällen, wo Chinin vergeblich oder in zu großen Gaben angewendet wurde; Ipecac. 4, wenn das Fieber von Übelkeit und Erbrechen begleitet ist; Natr. muriat. 6 bei grau-gelblicher Gesichtsfarbe und Ausschlag an den Lippen; Nux vom. 4 bei periodischen Kopfschmerzen und Schwindelanfällen; Arsen. alb. 4—6 und Chinin. arsen. IV bei Malaria-Kachexie und periodisch sich einstellenden Neuralgien.
Die Vorbeugungsmaßregeln sind besonders in sumpfigen Gegenden und in den Tropen von großer Wichtigkeit. Sie bestehen in Ausrottung der Moskitos durch Trockenlegung von Sümpfen und gründliche Entwässerung des Landes, ferner im Schutz vor Moskitostichen durch Wohnung und Kleidung. Wer in solchen Gegenden leben muß, schlafe nicht im Freien, bewohne nur sonnige und luftige Räume, nehme sich in acht vor Erkältungen, trinke Tee mit Zitronensaft anstatt Wasser und lebe in jeder Beziehung mäßig.



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