Jacob Voorhoeve |
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Homöopathie in der Praxis |
Medizin |
(1908) |
10. Fehlgeburt kommt am meisten in der ersten Hälfte der Schwangerschaft vor. Die Kennzeichen sind: Blutungen und heftige Rücken- und Leibschmerzen. Die Ursachen sind: ein Fall, Schlag oder Stoß, Springen, Laufen oder Fahren auf holperigen Wegen, übermäßige Körperanstrengung, tiefgehende Gemütsbewegungen, unvorsichtige Ausübung des Beischlafs, heftiges Erbrechen oder Husten, zu enge Kleidung, Mißbrauch alkoholischer Getränke, ferner zu starke Abführmittel oder zu heiße Sitzbäder; weiter krankhafte Zustände der Gebärmutter und fieberhafte Krankheiten, wie Typhus, Influenza oder Lungenentzündung; schließlich chronische Krankheiten, wie Tuberkulose oder Syphilis.
Die Behandlung muß dem Arzte überlassen werden. Bei jeder ernstlichen Blutung einer Schwangeren schicke man unverzüglich zum Arzt und wende bis zu dessen Ankunft die auf Seite 255 genannten Mittel an. Aber auch bei der geringsten Blutung ist es empfehlenswert, einige Tage das Bett zu hüten, nasse Aufschläge auf den Unterleib zu machen und die auf Seite 252 genannten Mitteln anzuwenden. Ein bewährtes Mittel ist ferner noch Asa foet. 2, 2 stündlich 10 Tropfen in Wasser; auch Sabina 3 wird empfohlen; nach Verletzungen ist Arnica 3 das Hauptmittel. Bei Frauen, welche besonders zu Fehlgeburten neigen, ist der Gebrauch von Sepia VI bei Vollblütigkeit und Unterleibsbeschwerden, und von Platin. muriat. VI bei nervösen, hysterischen Beschwerden von Nutzen, wobei natürlich die obengenannten veranlassenden Ursachen tunlichst vermieden werden müssen. Ist Syphilis die Ursache zu wiederholter Fehlgeburt, dann ist der längere Gebrauch von Kal. jod. 2 dringend zu empfehlen.