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Jacob Voorhoeve Homöopathie in der Praxis III. Behandlung der Krankheiten und erste Hilfe VI. Krankheiten des Nervensystems

[19. Neuralgie]

19. Neuralgie nennt man Nervenschmerzen, welche sich im Verlaufe eines Nervs bemerkbar machen, ohne daß sichtbare Krankheitserscheinungen oder Entzündung vorhanden sind. Während gewöhnliche rheumatische Nervenschmerzen mit mehr oder weniger Geduld ertragen werden, kann eine langanhaltende oder oft wiederkehrende Neuralgie den geduldigsten Menschen rasend machen.

Die Ursachen von Neuralgien sind Erkältung, Verletzungen, verkehrte Lebensweise oder Überanstrengung des Körpers und des Geistes; ferner kommen Neuralgien oft im Verlaufe akuter und chronischer Krankheiten, wie z. B. Influenza, Wechselfieber, Rheumatismus, Typhus oder Zuckerkrankheit vor. Die Schmerzen sind schießend, brennend, stechend, sie treten plötzlich auf und verschwinden zuweilen ebenso schnell, in andern Fällen kommen sie zu bestimmter Zeit zurück und wiederum in andern Fällen halten sie ohne Unterbrechung an. Sie erstrecken sich über den ganzen angegriffenen Nerv und kommen sowohl an Kopf, Brust, Armen und Beinen, wie an den inner­lichen Organen, z. B. dem Magen und den weiblichen Geschlechtsorganen vor.

Die Behandlung hat die Ursache zu berücksichtigen. Bei den meisten Neuralgien tut Wärme gut, zuweilen sind auch Prießnitzsche Umschläge von Nutzen. Der galvanische oder faradisclie Strom haben ebenso wie die Massage, mit Vibration verbunden, besonders in langwierigen Fällen gute Erfolge aufzuweisen. Der Schweizer Arzt Dr. Nägeli hat eine Anzahl Handgriffe erfunden, wodurch heftige Nervenschmerzen, zuweilen auf über­raschende Weise, augenblicklich gestillt werden können. Homöopathische Heilmittel sind von großem Nutzen und oft imstande eine Neuralgie schnell und dauernd zu heilen. Höhere Verdünnungen sind oft niedrigeren vorzu­ziehen. Aconitum und Rhus toxicodendron passen nach Erkältung; Arnica nach Verletzungen; Arsenicum und Chininum arsenicosum bei periodischen Schmerzen, besonders wenn sie nachts auftreten; Belladonna bei klopfenden Schmerzen, welche sich durch Druck und Reiben verschlimmern; Bryonia bei stechenden Schmerzen, welche sich in der Ruhe bessern und durch Bewegung schlimmer werden; Cannabis und Cantharis bei Neuralgie der Harnwege; Conium bei Nervenschmerzen in den weiblichen Brüsten; Magnesia phosphorica, wenn die Schmerzen sich durch Wärme und Druck bessern; Mezereum bei Schmerzen in den Rippen; Pulsatilla bei Frauen und Kindern, wenn die Schmerzen abends schlimmer sind; Rhus toxicodendron bei Schmerzen, welche sich durch anfängliche Bewegung verschlimmern, durch fortgesetzte Bewegung jedoch bessern; Stannum bei Schmerzen, welche allmählich zunehmen, bis sie ihren Höhepunkt erreicht haben und dann wieder allmählich abnehmen; Silicea und Sulfur in veralteten Fällen.



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