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Jacob Voorhoeve Homöopathie in der Praxis III. Behandlung der Krankheiten und erste Hilfe III. Herzkrankheiten

[3. Organische Herzklappenfehler]

3. Organische Herzklappenfehler, im gewöhnlichen Sprachgebrauch Herzfehler genannt, sind entweder angeboren oder im Verlaufe akuter Krankheiten erworben. Meistens sind sie die Folge einer Entzündung der Herzklappen, wie solche besonders bei Gelenkrheumatismus, zuweilen auch bei Typhus, Scharlach öder Diphtherie hinzutritt. Auch Verkalkung der Arterien, wie solche bei älteren Leuten gefunden wird, kann zu Herzfehlern Veranlassung geben. Durch Verdickung, Schrumpfung oder Verkalkung der Herzklappen entstehen allerlei Kreislaufstörungen, welche den ganzen Körper in Mitleidenschaft ziehen. Die Natur sucht sich selbst durch erhöhte Tätigkeit des Herzens und Vermehrung der Herzmuskelsubstanz zu helfen, sodaß jemand jahrelang einen organischen Herzfehler haben kann, ohne besondere Beschwerden zu empfinden. Der Herzfehler ist dann, wie man sagt "kompensiert." Sobald jedoch die Herzkraft zu erlahmen anfängt, treten die charakteristischen Symptome eines gestörten Blutkreislaufes auf, welche sich zuerst in Herzklopfen, beklemmendem Gefühl auf der Brust, Kurzatmigkeit, kalten Händen und Füßen, weiterhin in Husten mit blutgefärbtem Auswurf, unregelmäßigem Puls, Verdauungsstörungen, Leberschwellungen, dunklem Urin, blauen Lippen und endlich Schwellung der Füße und Wassersucht äußern.

Von der allergrößten Wichtigkeit ist die rechtzeitige Feststellung des Herzfehlers durch eine genaue ärztliche Untersuchung, weil der Kranke alsdann seine ganze Lebensweise nach der Art seiner Krankheit einrichten kann. Herzleidende können ganz gut ein schönes Alter erreichen, wenn sie die im Anfang dieses Abschnittes empfohlene Lebensweise befolgen. Auch stehen uns in Spigelia, Strophantus, Crataegus, Digitalis, Arsenicum, Kali carbonicum Mittel zur Verfügung, welche sowohl bei einzelnen belästigenden Symptomen, als bei dem ganzen Zustande gute Dienste leisten. Bei Verdauungsstörungen, Leberschwellung und Hämorrhoiden sind: Natr. mur. 6, Card. marian. 2, Lycopod. VI; bei Herzklopfen: Spigelia 3, Strophant. 4, Digital. 4; bei Husten, Katarrh und Kurzatmigkeit: Kal. carb. 3, Arnica 3, Phosph. 6, Digital. 3, Arsen. alb. 5 angezeigt, während bei den Erscheinungen der Wassersucht Crataegus 2, Apocyn. cann. 2, Nitrum II und besonders Digitalis oft von guter Wirkung sind. Hierbei ist es von Interesse zu bemerken, daß die günstige Wirkung der Digitalis bei Kompensationsstörungen durch das homöopathische Grundprinzip seine Erklärung findet. Kleine Gaben Digitalis vermehren bei Gesunden die Spannung der Blutgefäße, erhöhen den Blutdruck und haben demgemäß einen verlangsamenden Einfluß auf den Puls, während durch große oder oft wiederholte kleinere Gaben Digitalis der Blutdruck herabgesetzt, die Spannung der Blutgefäße verringert und der Puls rasch und unregelmäßig wird. Dem Simile-Prinzip entsprechend passen demnach kleine Gaben Digitalis bei Krankheitszuständen, welche durch einen langsamen Puls und erhöhten Blutdruck gekennzeichnet sind, während die größeren Gaben bei unregelmäßigem und raschem Puls, wie dieser bei Kreislaufstörungen im Verlaufe von Herzkrankheiten oft vorkommt, angezeigt sind. Die Anwendung derartig großer Gaben muß jedoch dem Arzte vorbehalten bleiben.

Schließlich erwähnen wir noch, daß Luftveränderung, Landaufenthalt, elektrische Behandlung oder eine Kur in Badeorten, wie z. B. Nauheim, bei chronischen Herzfehlern zuweilen von großem Nutzen sind.



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