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Jacob Voorhoeve Homöopathie in der Praxis III. Behandlung der Krankheiten und erste Hilfe

III. Abschnitt.
Herzkrankheiten

Ein gesundes Herz ist die erste Bedingung für einen normalen Blutkreislauf und dieser wiederum ist ein wichtiger Faktor für unser körperliches Wohlbefinden. Sind wir gesund, dann bemerken wir, so zu sagen, nichts von der Tätigkeit des Herzens, von dessen unermüdlichen, Tag und Nacht währenden Arbeit wir uns einen kleinen Begriff machen können, wenn wir hören, daß das Herz sich täglich 100.000 mal, jährlich mehr als 37 Millionen mal zusammenzieht, und jeden Tag eine Kraft entwickelt, groß genug, um ein Kilogramm 87000 Meter hoch zu heben! Die größere oder geringere Tätigkeit des Herzens können wir in etwa nach dem Puls beurteilen, welcher bei Erwachsenen mit normaler Gesundheit ungefähr 70 Schläge in der Minute, bei Säuglingen 120—130 und bei Greisen 60 beträgt. Bei allen fieberhaften Krankheiten ist der Pulsschlag beschleunigt, das Herz muß mehr als die gewöhnliche Arbeit verrichten. Wir können deshalb begreifen, daß lang dauernde Fieberzustände das Herz überanstrengen und endlich schwächen. Am gefährlichsten für das Herz sind in dieser Hinsicht die ansteckenden Krankheiten, wie Typhus, Diphtherie, Influenza, während rheumatisches Fieber oft zu chronischen Herzleiden Veranlassung gibt. Das erste Zeichen einer Herzkrankheit besteht oft in Herzklopfen. Dies kann allerdings auch bei einem vollkommen gesunden Herzen durch Gemütsbewegung, körperliche Anstrengung, Nervenschwäche oder Blutarmut verursacht werden. Ferner sind Schmerzen in der Herzgegend, beklemmendes Gefühl auf der Brust oder Atembeschwerden Kennzeichen, daß etwas am Herzen nicht in Ordnung ist, obgleich diese Symptome auch durch andere Krankheiten hervorgerufen werden können. Da es deshalb unmöglich ist, aus subjektiven Beschwerden allein eine Herzkrankheit zu erkennen, ist jedem, der solche Erscheinungen wiederholt bei sich selbst wahrnimmt, dringend anzuraten, sich einer genauen, ärztlichen Untersuchung zu unterziehen.

Von der größten Wichtigkeit für Herzleidende sind Lebensweise und Diät. Was die Diät betrifft, so sind alle reizenden Genußmittel, wie Tee, Kaffee, starke alkoholische Getränke und Tabak, gänzlich zu meiden. Schwerverdauliche Speisen, wie frisches Brot, Erbsen und Bohnen, einige Kohlarten, viele Flüssigkeiten und zu reichliche Abendmahlzeiten müssen vermieden werden. Die Lebensweise muß ruhig sein, frei von großen körperlichen und geistigen Anstrengungen; vor allem müssen Radfahren, Rudern, Schwimmen, Reiten, Tanzen, Fußturen entweder ganz vermieden oder wenigstens sehr mäßig ausgeübt werden. Die Wahl eines Berufs ist deshalb auch für Herzleidende von so großer Wichtigkeit. Am besten befinden sich solche Kranke bei einer Tätigkeit, welche, wie Büroarbeit, geschäftliche Tätigkeit oder Unterrichten, keine zu große körperliche Kraftsanstrengung erfordert und noch Zeit genug übrig läßt, um täglich einige Stunden die frische Luft zu genießen. Große Kälte wie große Hitze sind für Herzkranke gleich schädlich. Die Wohnung muß sonnig, luftig und nicht zu hoch gelegen sein, um das viele Treppensteigen zu vermeiden. Sehr kalte Waschungen, Bäder, Duschen können für Herzkranke gefährlich werden, dagegen leisten Kaltwasserkompressen auf die Herzgegend bei Herzklopfen und Unruhe gute Dienste.



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