Jacob Voorhoeve |
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Homöopathie in der Praxis |
Medizin |
(1908) |
13. Grindausschlag, in der Wissenschaft Ekzem genannt, ist eine der am häufigsten vorkommenden Hautkrankheiten und ist bei Kindern unter dem Namen Milchschorf und Kopfgrind allgemein bekannt. Man könnte diese Ausschlagsform füglich einen "Katarrh" der Haut nennen, indem die Oberhaut unter heftigem Jucken und Rotwerden anschwillt und eine wässerige Flüssigkeit absondert, welche zu gelben Krusten (sog. Grind) vertrocknet. Ebenso wie der Katarrh zeigt auch das Ekzem die Neigung sich auszudehnen, kommt in verschiedenen Formen vor und tritt sowohl akut als chronisch auf. Die Lieblingssitze dieses Ausschlags sind das Gesicht, der behaarte Kopf, die Hände und die Füße, die Beugeflächen der Gelenke und die äußeren Geschlechtsteile. Die Ursachen sind sowohl innerlich als äußerlich. Äußerliche Ursachen sind: Kalte, rauhe Witterung, große Hitze, zu heiße Bäder, Berührung mit bestimmten chemikalischen Stoffen, wie es z. B. bei Anstreichern der Fall ist, Aufenthalt in staubiger Umgebung, z. B. bei Müllern, Bäckern und Maurern, heftiges Kratzen infolge Hautjuckens, welches durch Parasiten verursacht wird, z. B. bei Krätze. Innerliche Ursachen sind: Blutarmut, Skrofulose, chronische Magen- und Nierenkrankheiten, Zuckerkrankheit, Krampfadern an den Beinen und Menstruationsstörungen. Über Milchschorf und Kopfgrind bei Kindern lese man im 12. Abschnitt nach.
Die Behandlung ist je nach der Ursache verschieden. So müssen Parasiten, weiche das Ekzem verursachen, z. B. Krätzmilben (s. Krätze) und Läuse (diese am besten durch Einreibungen mit Petroleum und Olivenöl zu gleichen Teilen) getötet werden, während Personen, welche in ihrem Beruf fortwährend mit schädlichen Stoffen in Berührung kommen, für peinliche Reinigung, besonders der Hände, Sorge tragen müssen. Das akute Ekzem, welches gewöhnlich 2—4 Wochen dauert und sich über den ganzen Körper ausdehnen kann, soll man lieber nicht mit Bädern oder Waschungen behandeln, dagegen sind Einpuderungen mit Bohnenmehl oder Talkum und das Einnehmen von Mercur. solub. IV zu empfehlen. Bei Bläschenbildung paßt zuweilen Rhus tox. 4 oder Ranunc. bulb. 4 noch besser. Ist der Ausschlag unter dieser Behandlung trocken geworden, dann ist Arsen. alb. 4 nebst Einreibungen mit Olivenöl oder Harnamelis-Salbe angezeigt, während bei Bildung dicker, gelber Krusten und Borken Hep. sulf. VI mehr am Platze ist. Wichtig ist es hierbei, eine reizlose Diät einzuhalten, besonders Alkohol, zu scharf gewürzte und zu fette Speisen zu vermeiden und möglichst wenig zu trinken. In chronischen Fällen, welche oft sehr hartnäckig sind und manchmal irrtümlich für Flechten gehalten werden, sind Sulfur, Graphites und Arsenicum die Hauptmittel; ferner kommen noch Sulfur Jodatum, Mezereum, Sepia und andere Mittel in Betracht. Als äußerliche Mittel sind Waschungen mit Teerseife, Teerschwefelseife oder Resorcin-Salicyl-Schwefelseife in manchen Fällen empfehlenswert. Stets muß jedoch auch die Konstitution oder die dem Ausschlag zu Grunde liegende Krankheit in Betracht gezogen werden, weshalb es in solchen Fällen immer am besten ist, einen erfahrenen Arzt zu Rate zu ziehen.