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Jacob Voorhoeve Homöopathie in der Praxis

Dritter Teil.

Behandlung der am meisten vorkommenden Krankheiten
und erste Hilfe bei plötzlichen Unfällen

"Du nennst das größte Glück auf Erden

Gesund zu sein;

Ich sage nein!

Das größte ist — gesund zu werden."

 

Einführung

Salus aegroti suprema lex! 1)

Macht's nach, aber machts genau nach!

(Hahnemann.)

 

Beim Schreiben des dritten Teiles dieses Werkes, welches den Leser einigermaßen mit der homöopathischen Behandlung der am häufigsten vorkommenden Krankheiten bekannt machen soll, haben wir versucht, uns auf das Wichtigste zu beschränken, ohne es dabei an der notwendigen Deutlichkeit fehlen zu lassen. Wir beabsichtigen nicht, eine erschöpfende Darstellung aller Mittel, die bei jeder Krankheit in Anwendung kommen können, zu geben, da der Laie hierdurch nur in Verwirrung gebracht wird. Unser Zweck ist vielmehr: erstens durch eine einfache, für jedermann leicht faßliche Beschreibung der Krankheitserscheinungen auf den Anfang ernster Krankheiten und auf die Maßregeln, die bis zur Ankunft des Arztes getroffen werden müssen, aufmerksam zu machen; zweitens erprobte Ratschläge zu geben zur Verhütung ernster und gefährlicher Krankheiten durch eine vernünftige Lebensweise und eine geeignete Anwendung von Arzneien und drittens in den weniger schlimmen Krankheitsfällen des täglichen Lebens, bei welchen ärztlicher Beistand erfahrungsgemäß selten verlangt wird, auf diejenigen homöopathischen Mittel hinzuweisen, welche guten Erfolg versprechen und jedenfalls den vielen Geheim- und Universalmitteln vorzuziehen sind, welche vielfach gebraucht werden, aber oft mehr Schaden als Nutzen bringen und auf alle Fälle zu teuer bezahlt werden müssen.

Ernste und langwierige Krankheiten selbst zu behandeln, ist jedem Laien dringend zu widerraten, da die Einsicht in die Art der Krankheit, der Rat und die Erfahrung und nicht zum wenigsten das objektive Urteil eines Sachverständigen in solchen Fällen nicht entbehrt werden können. Daß wir glaubten, solche Krankheiten doch nicht ganz mit Stillschweigen übergehen zu sollen, hat seinen Grund in der Erkenntnis, daß es für viele, z. B. für Bewohner entlegener Ortschaften auf dem Lande, Schiffskapitäne, Missio­nare in den Kolonien, die ärztliche Hilfe oft gar nicht erlangen können und deshalb nicht selten aus der Not eine Tugend zu machen gezwungen sind, eine Beruhigung und von großem Nutzen sein kann, eine zuverlässige Anleitung über die in solchen Fällen geeignesten Maßregeln und Mittel zur Hand zu haben. Die äußerst günstige Aufnahme, welche den holländischen Ausgaben dieses Werkes zu Teil wurde, hat uns in der Auffassung bestärkt, hier das Richtige getroffen zu haben.

Beim Gebrauch dieses Buches ist es wichtig, in etwa mit der Wirkungsweise der gebräuchlichsten homöopathischen Mittel bekannt zu sein, da man hierdurch ein besseres Verständnis für das Angezeigtsein einer bestimmten Arznei in einem bestimmten Krankheitsfalle bekommt. Die Aussicht auf einen guten Erfolg wird dadurch vermehrt. Man lese deshalb die nachfolgende Arzneiwirkungs-Charakteristik mit Sorgfalt und vergleiche sie in jedem vorkommenden Krankheitsfalle. Ärzte und Studierende, welche für die homöopathische Heilmethode Interesse haben und deshalb über diesen wichtigen Gegenstand mehr wissen wollen, als hier geboten werden kann, machen wir auf das vortreffliche "Handbuch der homöopathischen Arznei­wirkungslehre" von Dr. Carl Heinigke, im Jahre 1905 von Dr. W. Schwabe in Leipzig herausgegeben, aufmerksam, welches frei ist von allem unnützen Ballast, woran derartige Werke oft leiden, und eine meisterhafte Beschreibung einer großen Anzahl homöopathischer Arzneimittel in ihrer Wirkung auf den gesunden und ihrer Anwendung beim kranken Organismus enthält.

Sehr empfehlenswert ist es ferner, den 12. Abschnitt des ersten Teiles wiederholt und aufmerksam zu lesen, weil dort alle Einzelheiten über den Gebrauch der homöopathischen Mittel zu finden sind. Wir bemerken hier nur noch, daß die Zahlen, welche den Namen der Mittel beigefügt sind, die niedrigste Dezimal-Verdünnung oder -Verreibung andeuten, die der Laie gegebenenfalls anwenden darf, womit jedoch nicht beabsichtigt ist, von höheren Potenzen abzuraten oder sie zu verwerfen. Für die Verdünnungen und Streukügelpotenzen haben wir die gewöhnliche Ziffer, für die Verreibungen die römische Ziffer verwendet, sodaß man ohne Mühe sehen kann, welche Präparate gemeint sind; so bedeutet z. B. Aconit. 4 die 4. Dezimalverdünnung von Aconitum oder Streukügel mit der 4. Dezimalverdünnung von Aconitum befeuchtet, während z. B. Mercur. solub. VI die 6. Dezimalverreibung von Mercurius solubilis andeutet.

Was schließlich die hygienisch-diätetischen Maßregeln und Vorschriften betrifft, die bei vielen Krankheitsfällen neben dem Gebrauch der angezeigten homöopathischen Mittel und auch für Gesunde zur Verhütung von Krankheiten von großer Wichtigkeit sind, befrage man außer den im vorliegenden Teile gegebenen Anweisungen, immer wieder die entsprechenden Abschnitte im zweiten Teile, während das am Schluße des Werkes befindliche, sehr ausführliche alphabetische Register zur schnellen Orientierung über den Gegenstand, worüber man Aufklärung wünscht, gute Dienste leisten wird.

 

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1) Das Wohl des Kranken steht obenan!



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II. Gesundheitslehre und Behandlungsweisen