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Leinöl und Leinsamen

Leinöl und Leinsamen, Oleum et Semina Lini. Eine Leinsamen-Emulsion, d. i. zwei Lot guter Leinsamen werden zerquetscht, mit einem halben Maß Wasser oder Milch eine Viertelstunde gekocht, durchgeseiht und Zucker zugesetzt, ist ein gutes, reizmilderndes, einhüllendes Mittel bei katarrhalischen Brustbeschwerden, bei entzündlicher Reizung des Darmkanals, der Geschlechts- und Harnorgane, bei Vergiftung durch alle scharfe Gifte (s. Anhang I. A.), zu Anfange des Trippers. Man gibt alle ein bis zwei Stunden einen Esslöffel voll. Wegen des widerlichen Geschmacks dieser Emulsion kann man etwas Lakritzsaft oder Zimtsirup zusetzen, auch zu jedem Eßlöffel voll einige Tropfen Zitronensaft zutröpfeln. Gegen krampfhaften, trocknen Husten, bei Bluthusten, Koliken, Nierenschmerz und schmerzhaftem, beschwerlichem Urinlassen lobt Hufeland (Haus- und Reiseapotheke) folgenden Tee:

Nr. 99. Nimm: Leinsamenmehl vier Lot, gestoßenen Fenchelsamen und Süßholzwurzel, von jedem ein halb Lot. Hiervon werden zwei Esslöffel voll mit vier Tassen kochendem Wasser übergössen, und lässt man das Ganze einige Minuten am Feuer ziehen. Man nimmt alle Viertel- bis eine Stunde davon eine halbe bis eine Obertasse voll. Zur Erweichung entzündlicher Verhärtungen, gegen heftige Leibschmerzen rät Hufeland einen Umschlag von zerstoßenem Leinsamen oder Leinkuchen, nebst etwas Fliederblumen, mit Milch zu einem dicken Brei gekocht, die Feuchtigkeit ausgedrückt und warm übergelegt.

Das Leinöl gibt man eben so, wie Mohnöl, Baumöl und ähnliche fette Öle innerlich vielfach gegen alle Vergiftungen durch scharfe metallische Gifte (s. Anhang I. A.), bei hartnäckiger Leibesverstopfung wegen eingeklemmtem Bruches, mit Leibschmerz, beim entzündlichen Magenkrämpfe, bei Schmerzen im Halse durch verschluckte Knochen, Nadeln und andere fremde Körper. — Man gibt rein ein bis zwei Esslöffel voll auf einmal. Auch treibt es Band - und Spulwürmer ab. Zu den meisten Klistieren (s. d.) setzt man Leinöl; auch besteht eine gute Salbe gegen Verbrennungen zum Teil aus Leinöl (s. Brandsalben). Äußerlich zum Einreiben des Leibes bei Koliken, gegen Insektenstiche sind Lein- und Baumöl bekannte gute Hilfsmittel. Das Baumöl oder Olivenöl (Oleum Olivarum) ist innerlich bei Krampfhusten, Koliken, Vergiftung durch Schwämme (hier mit Kohlenpulver), überhaupt in allen jenen Fällen, wo innerlich das Mohnöl dient, anzuwenden (s. Mohnköpfe).