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Lac, Milch

Lac, Milch, s. Mittel, eiweißhaltige und gallertartige … Lac, Milch. Ein unschätzbares diätetisches Mittel, ja das beste Nährmittel für Kinder in den ersten Lebensjahren; aber auch eben so schätzbar bei Jünglingen, schwachen Mädchen mit phthisischer Anlage, bei Männern und Frauenzimmern im höhern Alter, wenn sie an chronischem Erbrechen in Folge von chronischen Digestionsleiden laborieren. Bei der Lungenschwindsucht junger Leute mit blühender, zirkumskripter Röte der Wangen (Phthisis pulmonalis florida), bei der Gekrösdrüsenschwindsucht und Nierenschwindsucht (Phthisis mesaraica et renalis), wo große Nervenreizbarkeit und Bluterethismus, ein gereizter, schneller Puls, schneller Wechsel von Röte und Blässe der Wangen zugegen, ist die frisch gemolkene, warme Kuhmilch, noch besser solche Milch von Eselinnen, unschätzbar! Die Tiere müssen aber auf guten Weiden geweidet und nicht stark getrieben werden, wenn anders die Milch gut bleiben soll. Deshalb, und um sie recht frisch zu trinken, werden seit zwei Jahren solche Eselinnen in Paris selbst in den Strassen zu diesem Zweck herumgefahren. Solche Milch muss aber fast das alleinige Nahrungsmittel, neben altem Weißbrot, ausmachen. Diese sogenannte Milchkur gebrauchen mit Nutzen viele an Abzehrungen leidende Individuen am besten auf dem Land, zumal in den Monaten Mai, Juni und Juli, trinken sie nüchtern Becherweise, essen dabei einfache vegetabilische Speisen, besonders Milchsuppen, entsagen allen Fleischspeisen und hitzigen Gewürzen, allen Spirituosis, — und befinden sich darnach sehr gut. Vermieden müssen bei de Milchkur werden: alle Säuren, Obst, salzige und fette Speisen. Wird die rohe Milch anfangs nicht vertragen, so lässt man sie aufkochen und ein wenig Zimt zusetzen, wodurch sie verdaulicher für den Magen wird. Auch die Individuen, welche durch Säfteverlust aller Art abgezehrt worden; z. B. durch Onanie, starken Blutverlust, zu häufiges Stillen u. s. w. ist diese Milchkur, in Verbindung mit dem Genuss von weichgekochten Eiern, sehr zu empfehlen, desgleichen bei inveterierten, chronischen Exanthemen: Flechten, endlich bei Krebsgeschwüren und organischen Herzleiden (Kreysig). Dr. Taylor, welcher den Beinamen: der Milchdoktor von Croydon, hatte, lobt die Milchdiät auch gegen Unfruchtbarkeit in reichen Familien, sowohl für den Mann, als für die Frau (s. Osiander l. c. p. 393). Reisen und Milchdiät sind ein wichtiges diätetisches Mittel gegen habituelle Epilepsie. Ein junger Mann kurierte sich vollkommen dadurch von seiner Fallsucht, dass er einen großen Teil von Europa zu Fuß durchwanderte und eine Zeitlang nur von Milch und Brot lebte. Dass die Milch außerdem, in Menge getrunken, das erste Hilfsmittel bei allen Vergiftungen durch scharfe metallische und vegetabilische Gifte, bis zur Ankunft des Arztes sei, — weiß schon jeder gebildete Nichtarzt. Warme Milch mit Zucker ist für Säuglinge als eröffnendes Klistier allen anderen Ingredienzien vorzuziehen; dasselbe dient auch bei Wurmbeschwerden, Nervenleiden und Konvulsionen, bei Tenesmus und Ruhr größerer Individuen. Auch hat man in bösartigen Blattern, bei Flechten, Krämpfen, laue Milchbäder mit Nutzen gebraucht. Verschieden ist die Qualität der Milch nach der Zeit der Laktation. Je länger diese dauert, desto fettiger und schwer verdaulicher ist sie, je kürzer, desto süßer und verdaulicher, die Zeit, wo sie noch Colostrum ist und laxiert, abgerechnet. Auch die Verschiedenheit des Tieres, von welchem sie kommt, ist von großem Einflüsse. Die Ammen-, Stuten- und Eselsmilch sind am dünnsten, süßesten und leichtesten verdaulich, enthalten nur wenig Fett- und Käseteile, aber viel Zucker. Die Schaf- und Ziegenmilch ist die konsistenteste und schwer verdaulich, nährt aber, wird sie verdauet, auch am besten. Die Kuhmilch steht zwischen diesen in der Mitte und wird am öftersten gebraucht. Mit Wasser verdünnt ersetzt sie, nach Vogt, einigermaßen die Eselsmilch. Ich habe sie Schwindsüchtigen von frischmilchenden Kühen trinken lassen, und sie bekam dann sehr gut. — Auch die Fütterung des Tieres hat Einfluss auf die Beschaffenheit der Milch. Bei Einführung der Stallfütterung und in Städten, wo die Kühe mit Branntweinschlamm genährt werden, taugt sie nicht zur Milchkur. Die Kühe müssen täglich Bewegung und frische Luft haben, und besonders eine recht gute, kräuterreiche, nicht sumpfige Weide; außerdem müssen die Tiere einem vernünftigen Hirten anvertraut werden, der sie nicht übertreibt und erhitzt, noch weniger sie erzürnt (s. Milchdiät) …