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Haarwuchs befördernde Mittel

Haarwuchs befördernde Mittel. Das Kopfhaar konserviert man am besten durch tägliches Waschen und Kämmen (nicht Bürsten) mit kaltem Wasser und Abtrocknen des Kopfs mit einem Flanelltuch, durch Mäßigkeit im Essen und Trinken, Vermeidung aller Nachtschwärmerei, jeder Ausschweifung in Baccho, Venere, Minerva et Apolline, durch tägliche Bewegung im Freien, vieles Wassertrinken, und durch ein frohes Gemüt und ruhiges Gewissen, wodurch wir uns die Last und Sorgen im Erdenleben erleichtern. — Häufig fallen schon bei jungen Personen, noch mehr bei älteren, die Haare aus, nach heftigen fieberhaften Krankheiten: Nerven- und Typhusfiebern, Wochenbettfiebern, nach der Bleikolik, nach Kopfgrind, Kopfwunden, Läusesucht, nach starken Kopfschweiß, nach konstitutioneller Syphilis und nach dem Missbrauch des Merkurs; doch ist letzterer nicht so häufig Ursache, als Manche glauben. — Gewöhnlich zeigt sich das Übel zuerst am Scheitel, am Vorderkopfe (Kahlheit, Calvities), seltener am Bart. Übrigens ist die Kahlheit der Greise (Calvities senum) keine Krankheit, sondern ein ähnlicher Naturhergang, wie das Härterwerden der Knochen, der Verlust der Zähne, der Potenz etc. Hier helfen, eben so wenig wie bei jenen jungen Leuten, die sich durch schnelles Leben vor der Zeit alt gemacht haben, natürlich keine Mittel zur Beförderung des Haarwuchses. Zu letztern zählt man verschiedene, welche für die einzelnen Fälle auszuwählen sind.

1) Bei jungen Personen, welche nach Fiebern ihr Haar verloren, hilft schon das tägliche Waschen und Baden des Kopfs mit kaltem Wasser, und zwar Abends und Morgens (s. Osiander I. c. p. 584), auch das tägliche Waschen mit Klettenwurzeldekokt und Franzbranntwein (s. Radix Bardanae).

2) Gegen das frühe Ausfallen der Haare ohne voraufgegangene schwächende Krankheiten empfiehlt Graefe folgende Haarpomade:

Nr. 86. Nimm: kalt bereitetes Chinaextrakt, ein Quentchen, Schweinefett, zwei Lot, Bittermandelöl, 50 Tropfen. Mische Alles gut und reibe jeden Abend davon einen Teelöffel voll in den kahlen Kopf.

3) Tromsdorf lobt zu gleichem Zweck folgende Pomade:

Nr. 87. Nimm: Muskatblüte und Gewürznelken, von jedem ein Lot, Cardamum, zwei Lot, frische Lorbeerblätter, ein Lot. Zerstückle und zerquetsche Alles und vermische es mit ein Pfund Ochsenmark in einer verkorkten Glasflasche, setze diese sechs Stunden lang der Ofen- oder Sonnenhitze aus, presse dann die flüssiger gewordene Masse durch ein Haartuch und reibe davon täglich einmal etwas in die kahlen Stellen.

4) Von allen Mitteln gegen dünnes Haar, Kahlheit und Schilfer oder sogenannten Schinn auf dem Kopf ist nach fremden und eigenen Erfahrungen Beauchamp’s Mittel, bestätigt von Schneider u. A. das bewährteste. Es ist dieses:

Nr. 88. Nimm: Brechweinstein, ein Quäntchen, destilliertes Wasser, sechs Unzen. Löse Alles durch Umschütteln auf.

Mit diesem Wasser wasche man dreimal täglich die kahlen Stellen. Leidet das gesamte Kopfhaar, so muss der ganze Kopf vorher kahl geschoren werden. Entstehen darnach in zwei bis drei Tagen auf der Kopfhaut kleine rote, juckende Pusteln oder Blätterchen, meist so groß, wie ein Stecknadelknopf, so ist dies ein gutes Zeichen; denn aus jeder Pustel keimt ein neues Haar. Man setze dann ein bis zwei Tage das Waschmittel aus und reibe den Kopf mit Provençeröl oder Süß-Mandelöl ein. Man fahre dann fort, bis aufs Neue kleine Bläschen erscheinen, wo dann wieder das Öl gebraucht wird. Binnen vier bis acht Wochen bedeckt sich das Haupt allmählich mit schönem, gleichfarbigem Haar. Später kann man ab und zu die Zitronenhaarsalbe gebrauchen (s. Zitrone).