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Eisen

Eisen (Ferrum). Wenn dieses so nützliche und für alle Gewerbe so unentbehrliche, köstliche Metall in allen drei Reichen der Natur vorkommt, — wenn es das einzige Metall ist, welches rein, und teilweise auch oxydiert, nicht giftig auf die tierische Ökonomie einwirkt, indem es den Lebensprozess im Blut, die Verdauung, Säfteaneignung und Blutbereitung durchaus nicht, wie der Merkur und die meisten anderen Metalle stört, sondern diese vielmehr steigert und wahrhaft bekräftigt; — so ist’s auch kein Wunder, dass Ärzte und Laien das Eisen häufig in Anwendung bringen, und zwar vorzugsweise in allen Krankheiten mit Blutmangel und zu dünnem, wässerigem Blute, in allen Fällen von Bleichsucht und wahrer Schwäche, Erschöpfung dnrch übermäßigen Blut-, Eiter-, Milch- und Samenverlust, bei chronischem Tripper und Fluor albus, gegen nervösen Gesichts- und Lendenschmerz.

Kontraindiziert und nachteilig ist der Gebrauch der Eisenmitteln bei allgemeiner Vollblütigkeit, bei Kongestionen zum Kopf und zu der Brust, bei aktiven Blutungen, echt entzündlichen und activen Fieberzuständen, bei inneren Vereiterungen, zumal durch Tuberkeln, bei der Periode des Hämorrhoidal- und Menstrualflusses, bei großer Schwäche des Magens und bei gastrischen und galligen Zuständen desselben und der Gedärme.

Im Veitstanz mindert man die Anfälle durchs Bestreichen der Glieder mittelts eines Stücks Eisens (S. Chenopodium ambrosioides). Man hat, nach Osiander (a. a. O. S. 410) die Beobachtung gemacht, dass die Berührung mit Eisen den Monatsfluss antreibt. Eine Nonne von 25 Jahren litt jedesmal beim Eintritt ihrer Reinigung an convulsivischen Beschwerden, wogegen viele Mittel vergebens gebraucht wurden. Einst setzte sich dieselbe, um auszuruhen, auf ein eisernes Geländer; im Augenblicke hörten jene Zufälle auf und die Periode trat ein.

Als Bauernmittel gegen verhaltene Menses trinken die Landmädchen täglich von einem Wasser, worin verrostetes Eisen einige Tage gelegen hat. Dieselbe gute Wirkung hat auch das sogenannte Schmiedewasser, d. i. jenes Wasser, worin die Schmiede das Eisen härten und abkühlen. In Deutschland wird dasselbe hie und da als Stahlbad von Hufschmieden empfohlen, und gegen Skrofeln und Rachitis mit Erfolg benutzt.

Die präparierte Eisenfeile (Ferrum pulveratum, Limatura Mortis praeparata) wird nicht selten als Hausmittel gegen Bleichsucht und Schwäche zu zwei bis zehn Gran mit Zimt und Zucker gebraucht, aber nicht jeder Magen verträgt sie. Das leichteste Eisenpräparat, welches selbst kleine Kinder, ohne Magendrücken zu erleiden, nehmen, ist die essigsaure ätherische Eisentinktur, (Tinctura Ferri acetici aetherea) mit gleichen Teilen Pomeranzentinktur vermischt, wovon man drei- bis viermal täglich 20—40 Tropfen mit Wasser nimmt. — Das kohlensaure Eisen (Ferrum carbonicum), dreimal täglich zu drei bis zehn, ja 20—30 Gran, hat sich gegen den schlimmen Gesichtsschmerz (Prosopalgia) oft noch hilfreich bewiesen. — Das Eisenoxydhydrat als Liquor Feirri oxydati hydrati ist das beste Hilfsmittel gegen Vergiftung durch weißen Arsenik. (S. Anhang I. A.) Man gibt alle zwei bis fünf Minuten davon einen Teelöffel voll, mit heißem Wasser angerührt. Dagegen ist der Liquor Ferri oxydati acetici (beide sind auf allen guten Apotheken stets vorrätig zu haben) das alleinige rettende Gegenmittel bei Vergiftung durch arsenigsaures oder arsensaures Kali, z. B. Fowler’s Tinktur oder Macquer’s Doppelsalz, welches bekanntlich viel in der Technik gebraucht wird.