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Avena, Hafer

Avena, Hafer. Erwärmter und in einem Beutel auf den Leib applizierter Hafer ist ein beliebtes Bauernmittel gegen Blähungskolik, Magenschmerz, Magenkrampf (Most). Osiander (1. c. p. 60) sagt: „Unter den äußerlich im Magenkrampf anzuwendenden Hausmitteln lernte ich von einem hier studierenden Holsteiner, der am furchtbarsten Magenkrämpfe litt, folgendes kennen: Ohngefähr sechs Hände voll Hafer werden trocken in einer Pfanne geröstet, noch heiß in einen leinenen Beutel getan und auf die Herzgrube gelegt. Jener Kranke fand dadurch jedesmal die einzige Erleichterung.“ Das Wirksame liegt hier nicht einzig in der applizierten Wärme, sondern auch der empyreumatische, wohltätig auf das Nervensystem einwirkende Dunst des gerösteten und dadurch brenzlich riechenden Hafers muss mit in Anschlag gebracht werden.

Die Hafergrütze (Avena excorticata) wirkt in der Abkochung, mit Wasser und Zucker, oder mit Milch bereitet, einhüllend, erweichend, nährend, gibt mit Himbeersaft eine gute Suppe für Wöchnerinnen, für Fieberkranke, ist gut gegen Katarrh, Husten, Durchfälle und Ruhr. Gegen Vergiftung durch scharfe Gifte gibt man den mit Wasser bereiteten Hafergrützschleim ohne allen Zusatz von säuerlichen Säften, wohl aber von Zucker, der namentlich bei Vergiftung durch Grünspan und Sublimat sehr nützlich ist. Äußerlich wird die Hafergrütze vielfach als Hausmittel zu Umschlägen gegen schmerzhafte Hautentzündungen, zur Beförderung der Eiterung von Abszessen, Fingerwurm, als Abkochung zu Gurgelwassern, mit Öl und Salz zu erweichenden, eröffnenden Klystieren u. s. w. angewandt. In hitzigen Fiebern mit starkem Durste, bei entzündlichen Brustübeln, Katarrhen, bei Wochenbettfiebern ist folgendes Fiebergetränk sehr labend und erquickend.

Nr. 26. Nimm: Hafergrütze vier Lot, koche sie mit vier Pfund Wasser bis auf drei Pfund ein. Setze nach dem Durchseihen hinzu: weißen Zucker sechs Lot, Zitronensaft ein Lot. Ein gutes Gurgelwasser gegen katarrhalische Halsbeschwerden, geschwollene Mandeln und schmerzhaftes Schlingen in Folge von mäßig entzündlicher Halsbräune ist:

Nr. 27. Nimm: frisch gekochten Hafergrützschleim, ein Pfd., Rosenhonig, sechs Lot, verdünnte Schwefelsäure, ein halb Quentch.

Auch das Hafermehl (Farina avenae) ist ein beliebtes Hansmittel und von guter Wirkung als äußerlich zerteilendes Mittel gegen die Rose oder den Rotlauf (Erysipelas), so wohl am Kopf, wie an den Gliedern. Man legt es bei heftigen Schmerzen mehr kalt als warm, jedoch gut getrocknet, bei geringen Schmerzen im leidenden Teile recht warm auf. Auch gegen rheumatische Schmerzen in den Gliedern leistet ein Beutel mit Hafermehl, Wermut, Flieder- und Kamillenblumen, erwärmt appliziert, recht gute Dienste.

Unter unsern Landleuten sind Klystiere von Kamillenblumen und Hafergrütze, von jedem eine Handvoll, gekocht mit vier Tassen Wasser, alsdann durchgeseiht, einen Esslöffel voll Kochsalz und drei Esslöffel voll Rüböl zugesetzt, gegen Leibesverstopfung, und (ohne Salz) gegen Leibweh, Blähungs-Kolik und. Magenkrampf viel im Gebrauch, und sie werden oft im Verlaufe von einer bis zwei Stunden drei bis viermal wiederholt angewandt, wo dann dis gute Wirkung nicht ausbleibt.