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Schleimauflösende Mittel

Mittel, schleimauflösende, Medicamina mucum solventia. In unserem nördlichen Deutschland, zumal in Mecklenburg, sind Verschleimungen des Magens und der Gedärme in Folge zu vielen und kräftigen Essens und Trinkens und aus anderen, unten spezieller angegebenen Ursachen, sehr häufig, eben so Verschleimung der Harn- und Atmungswerkzeuge (Catarrhus pulmonum et vesicae urinariae chronicus). Wenn aber unter Verschleimung, Schleimfluss (Blennorrhoea) nichts anders als eine krankhafte Beschaffenheit der Schleimhäute und Schleimdrüsen, mit abnorm vermehrter und veränderter Schleimabsonderung, verstanden werden muss; so sind die dagegen nützlichen sogenannten schleimauflösenden Mittel keine andere Mittel als solche, welche die abnorm zu starke oder sonst veränderte Function der kranken Schleimhäute verbessern, worauf das quantitativ und qualitativ veränderte Produkt: der Schleim, von selbst normal wird.

Die vorzüglichsten Ursachen der oft Monate anhaltenden Magen- und Darmverschleimung mit und ohne Wurmbildung sind, außer dem erwähnten Übermass im Essen und Trinken, auch der häufige Genuss von schleimigen, fetten, öligen Speisen, von Pökelfleisch, groben Fischen; überhaupt ist hier der Mangel an gesunder Nahrung anzuklagen. Außerdem hat Jahreszeit, Witterung und Klima hier, wie bei den Verschleimungen überhaupt, auch großen Einfluss. In den warmen Sommertagen, bei trockner Ost- und Südluft hört das Übel von selbst auf, es heiße Katarrh, Magenverschleimung, weißer Fluss, Schleimfluss aus der Harnröhre oder Augenblennorrhöe, während es bei anhaltend feuchtem Herbst- und Frühlingswetter sicli wieder einstellt. Alles, was den Körper schwächt und erschlafft: der übermäßige Genuss des Tees, des jungen, sauern Weins, der physischen Liebe, deprimirende Leidenschaften u. s. w. verschlimmern das Übel. Unter jungen Leuten leiden vorzüglich Nähterinnen, Putzmacherinnen und alle jene Personen, welehe eine sitzende Lebensweise führen, sich zu wenig in frischer, reiner Luft und Sonnenschein bewegen, an Verschleimung des Magens und Neigung zur Leibesverstopfung. Zu tadeln ist die üble Gewohnheit mancher an Magenverschleimung leidenden hypochondrischen Personen, alle acht Tage, ja noch öfterer, Abführmittel einzunehmen. Zuerst ein solches zu nehmen (am besten aus Senna und Rhabarber, z. B. die Formel Nr. 7), um den vorhandenen Schleim zu entfernen, ist anzuraten, auch dieses wohl alle vier bis sechs Wochen, nach Anzeigen, zu wiederholen; aber die Hauptkur besteht darin, die kranken Schleimhäute zu heilen, dass sie nicht mehr Schleim absondern, als nötig ist, d. i. die wahre Quelle der Verschleimung zu verstopfen. Hier sind folgende Mittel anzuraten, je nach Verschiedenheit der Umstände:

1) Vermeidung aller, die Verschleimung begünstigenden, oben gedachten Ursachen; also: statt der sitzenden Lebensweise viel Bewegung im Freien, Frottieren des Körpers, kaltes Waschen und Baden, Vermeidung des Tees, des sauren Weins, dagegen der tägliche Genuss eines guten, klaren Hopfenbiers, — statt der faden Mehlspeisen stärkende, gut nährende, mit Gewürzen: Senf, Ingwer, Pfeffer, Meerrettich, Zimmt u. s. w. reizend gemachte Nahrung, besonders Fleischkost, von den Vegetabilien vorzüglich Kresse, Sauerampfer, Löffelkraut, Zwiebeln, Knoblauch, auch guter Rotwein, mäßig genossen, — darneben trockne, sonnige Wohnung, Reinlichkeit, Körperarbeiten zur Stärkung des laxen Muskelsystems, fröhliche Gemütsstimmung. Zu vermeiden ist noch ein zu langer Schlaf, auch zu warme Bedeckung des Körpers.

2) Gegen die langwierige Lungenverschleimung, welche wir mit den Namen chronischen Brustkatarrh, Schleimschwindsucht bezeichnen, sind als die besten schleimauflösenden und expektorierenden Mittel zu nennen: Der Honig (s. d.), der Salmiak mit Lakritzensaft, die Alantwurzel, die Gentiana, Quassia, isländisches Moos, Trifolium, Wermut und andere bittere Mittel, z. B. ein Wein von Gentiana u. a. (S. Arzneiweine.) Ist die Lunge voller Schleim, stockt der Auswurf und droht Erstickungsgefahr, so rettet oft allein noch ein Brechmittel.

3) Junge, verfütterte, an Darrsucht, Skrofeln und englischer Krankheit leidende Kinder sind in der Regel auch sehr verschleimt und stecken voll von Würmern. Hier dient zuerst ein Purgiermittel aus Jalappe (s. Honigkuchen) und darauf Eichelkaffee, Monate lang getrunken; auch der Wacholdertee ist hier sehr gut. —

4) Bei Nieren- und Blasenverschleimung ist der Salmiak, wochenlang gebraucht, sehr zu empfehlen. Man nimmt zwei Lot Salmiak (Sal Ammoniacum s. Ammonium muriaticum depuratum), eben so viel Lakritzensaft, löst beides in einem Pfund Flusswasser auf, und nimmt davon viermal täglich ein bis zwei Esslöffel voll. Auch ist ein Tee von Bärentraubenblättern (Folia uvae ursi), Monate lang gebraucht, hier sehr wirksam. Man gibt auf ein Lot der Blätter drei bis vier Tassen kochendes Wasser, lässt dies eine Viertelstunde lang infundieren, seiht die Infusion durch, setzt zwei Obertassen voll Kalkwasser (Aqua Calcis) hinzu, und verbraucht dieses binnen 24 Stunden, indem man zur Zeit, alle zwei bis drei Stunden, eine halbe Obertasse voll nimmt.