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8) Giftige Austern und Muscheln

8) Giftige Austern und Muscheln. Die gemeine Auster (Ostrea edulis), die Lieblingsspeise der Gourmands, ist nicht zu jeder Jahreszeit und unter allen Umständen gesund. Sind die Austern inwendig sehr bläulich, locker, ist der Saft derselben nicht wasserhell, sondern weiß, milchig, wie in den Sommermonaten, wo sie auch voll von Eiern sind, so ist ihr Genuss schädlich, erregt Übelkeit, Schwindel, Betäubung, Erbrechen u. s. w. Daher ist es auch in Spanien und Frankreich verboten (im letzteren Lande laut eines Polizeigesetzes vom 25. April 1732) vom Monat Mai bis September Austern zu verkaufen (Frank’s Medic. Policei. Bd. in. S. 139). Vom Oktober bis Ende Aprils ist die wahre Austernzeit. Da die grünen Austern (holländisch Grönbartjes) vorzüglich geliebt werden, so sollen manche gewissenlose Händler sie mit Grünspan färben, wodurch schon ganze Familien vergiftet worden sind.

Hilfsmittel. Sie sind dieselben, wie bei giftigen Fischen. Die gemeinen Muscheln (Mytilus edulis), Miesmuschel, Blaubart, sind fast in allen Meeren zu finden. Sie hängen sich durch Fasern an verschiedene Körper: Schiffe, Wasserpfähle Bollwerke u. s. w. Sie haben glatte, lillafarbene, rötliche Schalen, die kielförmig erhöht, hinten stampf und mit spitzigen Angeln versehen sind. Bei uns kocht man diese Muscheln in Wasser, worin man einige weiße (nicht rote) Zwiebeln wirft. Werden diese schwärzlich oder färbt das Wasser einen silbernen Löffel schwarz; so hält man sie für giftig und genießt sie nicht. Sonst verspeist man sie mit einer gewürzhaften Sauce. In der Nähe von Edinburg und Leith essen viele Personen gar keine Muscheln mehr, indem im Jahre 1827 im letzteren Orte 30 Personen nach dem Genuss derselben heftig erkrankten und zwei davon starben (s. Christison, Abhandl. über die Gifte. Aus d. Engl. 1831. S. 642).

Zufälle der Vergiftung sind: Übelkeit, Erbrechen, heftige Kolik, Geschwulst des Antlitzes, Nesselausschlag, Blasen und Petechien über den ganzen Körper, Konvulsionen, Delirien, Schweratmen, Erstickungsanfälle, blaurote Gesichtsfarbe, sehr kleiner Puls, Ohnmachten, Schlafsucht, — Tod nach zwei bis drei Tagen (Christison). Combe beobachtete, dass erst zwei und mehrere Stunden das Übelbefinden nach dem Genuss solcher Muscheln eintrat. Manche klagten über große Mattigkeit, so dass sie weder stehen, noch gehen konnten. Dass nicht immer der Kupferbeschlag an den Schiffen Schuld sei, ist bekannt; denn man findet auch giftige Muscheln am Holz.

Hilfsmittel. Sie sind dieselben, wie bei giftigen Fischen. Die Vergiftung durch Muscheln verhütet man am besten dadurch, dass man nur in den Monaten Oktober bis Februar Muscheln genießt, nicht aber in der heißen Jahreszeit; dass man sie ferner mit Essig eingemacht, oder doch mit einer Sauce genießt, welche aus Eiern, Zitronenschalen, Muskatblüte, Ingwer, Fleischbrühe und Butter besteht. Je frischer übrigens die Muscheln sind, desto geringer ist die Gefahr der Vergiftung.