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Botanik

Es kommt noch eins dazu, um das Pflanzenreich leichter klassifizieren zu lassen als das Mineralreich. Bei den Pflanzen wird das unbekannte natürliche System auf alle Fälle einfacher sein, als es das ebenso unbekannte natürliche System der Mineralien ist. Es ist charakteristisch für das Geschlechtsleben der Pflanzen wie der Tiere, dass nur Individuen von großer Ähnlichkeit (von der gleichen "Art") sich fruchtbar miteinander verbinden können. Wir können auch in unseren botanischen Gärten eine Kombination von Vergißmeinnicht und Eiche nicht herstellen. Das Geschlechtsleben der Mineralien — wenn ich so sagen kann — ist unendlich freier. Es scheint beinahe, als ob zwischen den Elementen in der Wirklichkeit so viele Kombinationen möglich wären, als auf dem Papier mathematisch ihrer ausgerechnet werden können. Und da die Worte nur Erinnerungen an die Wirklichkeit sind, so muß die Sprache den Zufallserscheinungen der Mineralogie hilfloser gegenüberstehen als den von der Natur besser geordneten Zufallserscheinungen der Botanik. Auch ist das Eindringen der Botanik in das Interesse und damit in die Sprache der Menschen früher anzusetzen als das Eindringen der Erze und Steine. Essen mußten die Menschen, lange bevor sie sich Werkzeuge schufen. Trotzdem haben wir auch an der technischen Sprache der Botanik einen Schatz von sehr zweifelhaftem Werte. Eine Geschichte der botanischen Ausdrücke wäre ein großer und hübscher Beitrag zur Geschichte des Menschengeistes.