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Metapher und Situation

In anderem Zusammenhange ist das Metaphorische in der Entwickelung der Sprache klarer. Hier sehen wir auf einmal, dass der Bedeutungswandel der Worte, welcher auf metaphorischen Eroberungen beruht, im Zusammenhange steht mit der Situation der Seele dessen, der die Metapher zuerst anwendet. Aus dem Weltbilde des Einzelnen ergibt sich die Möglichkeit, Ähnlichkeiten zu sehen und die Vergleichung kurz und schlagend durch eine Metapher auszudrücken. Der Hörer kann die Metapher des Redenden nur verstehen, wenn eine gleiche Seelensituation, ein gleiches Weltbild ihn befähigt, die angeregte Vergleichung ebenfalls vorzunehmen. Es gibt aber keine zwei gleichen Seelensituationen, und so wird die Metapher im Kopfe des einen sich mit der im Kopfe des anderen nie vollständig decken. Auch die Metapher sucht ein Neues, ein Prädikat an ein psychologisches Subjekt zu knüpfen; weder das eine noch das andere ist bei zwei Menschen gemeinsam, und so kann die neue Verbindung von Subjekt und Prädikat, die neue Metapher oder neue Wortbedeutung, erst recht nicht gemeinsam sein. Wenn die Sprache als Verständigungsmittel zwischen den Menschen trotzdem funktioniert, so geht es mit ihr wie mit manchen Maschinen der neuesten Elektrotechnik. Ein Skeptiker, der an der Berechnung der Maschine mitgearbeitet hat, schüttelt den Kopf, weist auf Unzuträglichkeiten hin und sagt: "Es stimmt nicht, da verstehe ich ein notwendiges Zwischenglied nicht; die Maschine kann gar nicht taugen." Sie taugt aber doch. Mit dieser Tatsache geben sich die Aktionäre und Benutzer zufrieden.