[Die Dummheit in der Musik. Widersinnige Reproduktion von Tonstücken. Stümpereien in der Komposition.]


Daß auch auf musikalischem Gebiet die Dummheit nicht selten ihr Wesen treibt, ist sattsam bekannt. Soweit es sich um reproduktive Tätigkeit handelt, ist es nicht schwer, das abzugrenzen, was hier als Dummheit zu erachten ist. Es ist in erster Linie die Wiedergabe eines Tonstückes in einer Weise, die den Intentionen des Komponisten sowohl als der allgemeinen Auffassung desselben ganz und gar entgegengesetzt ist, so wenn z. B. jemand einen Trauermarsch in der Art eines Walzers oder einen Walzer in der Art eines Trauermarsches vorträgt. Hierher gehört aber auch die Einfügung eines Musikstückes in einem Zusammenhang, in dem dasselbe einen schreienden Kontrast bildet, so z. B. die Einschaltung einer Walzermelodie in die Musik einer Messe, wie man sie in Dorfkirchen mitunter zu hören bekommt. Auch im Gebiete der Komposition macht sich die Dummheit nicht allzuselten geltend. Es gibt Individuen, die trotz Mangels an musikalischem Talent, speziell musikalischer Phantasie, sich zum Komponieren für befähigt erachten und bei denen mit der partiellen Dummheit, die ihr Talentmangel repräsentiert, sich noch die Urteilsschwäche verbindet, daß sie die von ihnen komponierten Tongewirre als musikalische Schöpfungen betrachten und gelegentlich einem Publikum ohne Bedenken vortragen. Wodurch sich diese Sorte musikalischer Dummheiten charakterisiert, ist jedoch schwer zu bezeichnen und muß dem Urteile Sachverständiger überlassen werden.

 


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