Kategorien - Fichte, Hegel, Schleiermacher


Nach J. G. FICHTE sind die Kategorien Setzungen des Ich (s. d.), sie entstehen »mit den Objekten zugleich« »auf dem Boden der Einbildungskraft«, um die Objekte zu constituieren (Gr. d. g. Wiss. S. 415). Dinge an sich (s. d.) gibt es nicht, also gelten die Kategorien nur für die Dinge als Inhalte des (überempirischen) Ich. SCHELLING erklärt: »Alle Kategorien sind Handlungsweisen, durch welche uns erst die Objekte selbst entstehen« (Syst. d. transc. Ideal. S. 223). Ursprünglich sind nur die Kategorien der Relation (l.c. S. 232, 292). HEGEL betrachtet die Kategorien ebensowohl als subjektive als auch als objektive Bestimmungen, sie sind Denk- und Seinsformen zugleich (vgl. Encykl. § 20, 43 ff.). Die Kategorien sind: Sein: Qualität, Quantität, Maß; Wesen: Grund, Erscheinung, Wirklichkeit; Begriff: subjektiver Begriff, Objekt, Idee. Nach K. ROSENKRANZ sind die metaphysischen Kategorien »Momente der Idee als logischer«, homogen mit den logischen Kategorien. Sie haben abstract nur »ideelle Existenz«, sind nicht »kosmogonische Mächte« (Syst. d. Wiss. S. 9). Aus Denken und Erfahrung (Wahrnehmung) leitet die Kategorien G. W. GERLACH ab (Hauptmomente d. Philos. S. 124 ff.). Nach SCHLEIERMACHER sind die (Subjektiv-objektiv gültigen) Kategorien als Anlagen dem Verstande angeboren, sie entstehen aus ihrem »Schematismus«, aus der Vernunft, dem »Orte« der Kategorien (Dialekt. S. 104 f., 315). CHR. KRAUSE sieht in den Kategorien den »Gliedbau der Grundwesenheiten«, die Grundgedanken der Erkenntnis des Seins: Wesenheit, Formheit, Seinheit, Selbheit, Ganzheit, Vereinheit u.s.w. (Vorles. üb. Philos. 173 ff.). C. H. WEISSE versteht unter den »abstrakten Allgemeinbegriffen« oder Kategorien »die schlechthin notwendige, nicht nicht sein und nicht anders sein könnende Form und Gesetzmäßigkeit alles Daseienden, Wesenhaften und Wirklichen« (Grdz. d. Met. S. 37). Die Vernunft besitzt diese Begriffe »durch sich selbst«, schon bevor sie sich ihres Besitztums bewußt ist (l.c. S. 47). Das natürliche Bewußtsein trägt diese Begriffe unbewußt und unwillkürlich in den Weltinhalt hinein (l.c. S. 56 f.). Sie haben »eine von aller subjektiven menschlichen Auffassung unabhängige Geltung« (l.c. S. 57). Insofern in den Kategorien die Totalität des Seienden enthalten ist, heißen sie Ideen (l.c. S. 65). Ideen sind »die Kategorien, so wie sie in einer Reihe geschichtlicher Gestalten der Philosophie, jede als Ausdruck für das Ganze auftreten«. Metaphysische Idee ist »die echt wissenschaftlich, mit dem ausdrücklichen Bewußtsein ihrer Bedeutung für den positiven Inhalt aufgefaßte Totalität der Kategorien« (l.c. S. 66 f.). Aufgabe der Metaphysik (s. d.) ist es, »die Gesamtheit der Kategorien in einen dialektischen Cyclus zu verarbeiten« (l.c. S. 75). Die Kategorien sind: Sein: Kategorien der Qualität: Sein, Dasein, Unendlichkeit; der Quantität: Zahl, Größe, Verhältnis; des Maßes: Individuum - Art - Gattung, specifische Größe - Regel - Gesetz, Form und Inhalt. Wesen: Identität - Einheit, Zweiheit - Gegensatz, specifische Dreiheit; Ausdehnung, Ort, Raum; Schwere, Polarität und Kohäsion, Chemismus. Wirklichkeit: Kategorien der Reflexion: Substantialität - Möglichkeit, Kausalität - Wirklichkeit, Wechselwirkung - Notwendigkeit; des Zeitbegriffs: Bewegung, Dauer, Zeit; der Lebendigkeit: Teleologie und Organismus, Leben, Freiheit (l.c. S. 99 ff.). ESCHENMAYER versteht unter den Kategorien »allgemeine Formen, die der ganzen Begriffswelt zukommen«. Nicht die Logik, sondern die rationale Psychologie kann sie deduzieren, nämlich aus der Ichheit.

Das formale Denken ist nicht das Höchste. Das Selbstbewußtsein ist das Ursprüngliche in uns, in welchem Form und Gehalt zugleich gegeben ist. »In dem Grundgesetz desselben, welches das Zentrum des ganzen geistigen Organismus einnimmt, ist die Form schon mit den Gehalt gegeben, und erst von ihm aus erhält der logische Verstand seine Formen, seine Kategorien, seine Fundamentalsätze, die er dann auf die ihm anderwärts her dargebotene Materie des Denkens anwendet« (Psychol. S. 299 ff., 309). Nach FROHSCHAMMER wohnen die Kategorien des Seins, der Kausalität, der Notwendigkeit) »dem Geiste insoferne inne, als er selbst in seiner Realität und Wirksamkeit deren Realisierung ist«. In diesen Kategorien ist die objektive Phantasie tätig. Im Geiste sind die Kategorien »gleichsam die Organe, wodurch das Material der Sinneswahrnehmung in die Einheit des psychischen Organismus aufgenommen werden kann« (Monad. u. Weltphantas. S. 64 f.). - Nach J. BERGMANN sind die Kategorien »Momente der allgemeinen Form der Gegenständlichkeit«, sie sind »Projektionen« von Momenten des Ich (Sein u. Erk. S. 172). - Aus der innern Erfahrung von Bestimmtheiten des Ich leitet die Kategorien (»Urbegriffe«) J. WOLFF ab. Es sind: Identität, Einheit, Vielheit, Substantialität, Kausalität u.s.w. Nach Analogie unseres Innern werden die Objekte kategorisiert (Das Bewußts. u. sein Objekt S. 593 ff.). Aus der innern Erfahrung leitet die Kategorien schon M. DE BIRAN ab (vgl. Kausalität, Kraft). Vgl. unten. - Aus der Idee des Seins (s. d.) stammen die Kategorien nach ROSMINI-SERBATI.


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