Zweck (telos, hou heneka, finis, causa finalis) ist ein Grundbegriff, der seine Quelle im wollend-handelnden Ich hat und dann auf die Objekte der Außenwelt übertragen wird. Die Ich-Tätigkeit ist selbst das Muster aller Zwecksetzung. Wir wollen, tun etwas, um etwas zu erreichen, zu verwirklichen. unsere Handlung bezieht sich auf einen Effekt als »Mittel« zur Herstellung desselben, und dieser im Bewußtsein (vorstellungs- oder gedankenmäßig) vorweggenommene (antizipierte) Willenseffekt ist der Zweck (das Ziel) einer Handlung. Primär liegt die »Zielstrebigkeit« im Wollen selbst, sekundär entwickelt sie sich mit der Ausdehnung des Bewußtseins, zu einer bewußten Zwecksetzung, wobei das Gewollte nicht bloß gefühls- und vorstellungsmäßig, sondern in Form des Begriffs, der Idee, des Ideals auftreten kann. Ein Zweck ist in Beziehung zu einem andern, höheren (wichtigeren, umfassenderen) selbst nur Mittel, der abschließende Zweck einer Handlungsreihe ist der (relative) »Endzweck«. Nach- und Nebenwirkungen von Zwecken können (durch »Motivverschiebung«) selbst zu Zwecken werden (s. Heterogonie). Jede Funktion, Handlung, welche zur Erreichung eines Zweckes tauglich ist, hat (insofern) Zweckmäßigkeit, ebenso jedes Organ, welches zu solchen Funktionen befähigt ist. Ebenderselbe Prozess, der, »von innen gesehen« oder vom »innern« Standpunkt aus beurteilt, eine teleologische (s. d.) Ordnung (Mittel - Zweck) bedeutet, ist, vom Standpunkt des rein kausalen Denkens betrachtet, ein Verhältnis von Ursache und Wirkung. teleologisch ist die »Wirkung« (durch ihre Antizipation im Bewußtsein, also als psychischer, innerer Faktor, nicht als äußere Wirkung selbst) »Ursache« (»Zweckursache«). Ein Widerspruch zwischen Kausalität und Teleologie besteht demnach nicht, es handelt sieh nur um zweierlei Standpunkte der Betrachtung, bezw. der Daseinsweise. Vom metaphysischen Standpunkte ist es gestattet, alle Kausalität als Manifestation einer Finalität (niederen und höheren Grades) anzusehen, so daß die Zweckmäßigkeit des Organischen und Geistigen als ein Entwicklungsprodukt des Zusammenwirkens von Zielstrebigkeiten und äußeren Faktoren (s. Anpassung, Evolution) erscheint, das seine Vorstufen schon im Anorganischen hat. Die Idee des Zweckes dient uns jedenfalls als regulativ-heuristisches (s. d.) Prinzip in der Beurteilung der Ereignisse neben der streng kausal-mechanischen Interpretation, besonders in der Biologie und noch mehr in den Geisteswissenschaften (s. d.). - »Zweck« im jetzigen Sinne zuerst bei J. BÖHME.
Der Zweck wird teils als objektiv-metaphysischer, teils als bloß menschlich subjektiver, teils als regulativer Begriff bestimmt.
Begriff und Definition des Zwecks:
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