Teleologischer (physikotheologischer) Gottesbeweis

Teleologischer (physikotheologischer) Gottesbeweis: Schluß von der Zweckmäßigkeit, Ordnung der Welt auf das Sein eines ordnenden, Zwecke setzenden oder Zweckmäßigkeit ermöglichenden, vernünftig- sittlich tätigen göttlichen Welturhebers oder »Weltbaumeisters«.

Das teleologische Prinzip wendet schon in seiner Lehre vom »Geist« (s. d.) ANAXAGORAS an. Auch SOKRATES (Xenoph. Memor. I, 4. IV, 3), ARISTOTELES, die Stoiker (Plut., Plac. I, 6, Dox. 293), CICERO (De nat. deor. II, 5, 13 squ.), PHILO, MINUC. FELIX (Octav. 17 f.), TERTULLIAN (Adv. Marc. I, 13, 14), LACTANTIUS, AUGUSTINUS (Confess. X, 6. De civ. Dei VIII, 6), GREGOR VON NAZIANZ, JOH. DAMASCENUS (De fide orth. I, 3), bei Scholastikern, bei LEIBNIZ, CHR. WOLF (Theol.), W. DERHAM (Physiotheologie 1713. Astrotheol. 1714/15), HUTCHESON (Synops. metaphys.) u. a. - Nach KANT hat das teleologische Argument zwar nicht die Kraft eines Beweises, verdient aber »mit Achtung genannt zu werden« (Krit. d. rein. Vern. S. 489). »Objektiv können wir also nicht den Satz dartun: es ist ein verständiges Urwesen, sondern nur subjektiv für den Gebrauch unserer Urteilskraft in ihrer Reflexion über die Zwecke in der Natur, die nach keinem andern Prinzip als dein einer absichtlichen Kausalität einer höchsten Ursache gedacht werden können« (Krit. d. Urt. II § 75). »Die Physikotheologie kann uns doch nichts von einem Endzwecke der Schöpfung eröffnen. denn sie reicht nicht einmal bis zur Frage nach demselben. Sie kann also zwar den Begriff einer verständigen Weltursache, als einen subjektiv für die Beschaffenheit unseres Erkenntnisvermögens allein tauglichen Begriff von der Möglichkeit der Dinge, die wir uns nach Zwecken verständlich machen können, rechtfertigen, aber diesen Begriff weder in theoretischer noch praktischer Absicht weiter bestimmen« (l. c. § 35). »Wir können also... wohl sagen: daß wir, nach der Beschaffenheit und den Prinzipien unseres Erkenntnisvermögens, die Natur in ihren uns bekannt gewordenen zweckmäßigen Anordnungen nicht anders als das Produkt eines Verstandes, dem diese unterworfen ist, denken können: ob aber dieser Verstand mit dem Ganzen derselben und dessen Hervorbringung noch eine Endabsicht gehabt haben möge (die alsdann nicht in der Natur der Sinnenwelt liegen wurde), das kann uns die theoretische Naturforschung nie eröffnen« (ib.. vgl. Vorles. üb. d. philos. Religionslehre S. 23 ff). Früher bemerkt Kant: »Es ist ein Gott eben deswegen, weil die Natur auch selbst im Chaos nicht anders als regelmäßig und ordentlich verfahren kann« (WW. I, 217. vgl. I, 212, 313). Wertvoll ist die »Ethikotheologie« (s. d.). Ähnlich KRUG (Handb. d. Philos. I, 320 f.) u. a. - Das teleologische Argument verwerten HERBART (Met. I, § 39. II, §130), DROBISCH (Grundl. d. Religionsphilos. S. 120 ff.), ALLIHN (Gr. d. allgem. Eth. S. 232), J. ST. MILL (Theism. S. 201), ULRICI, HAGEMANN (Met.2, S. 153 f.) u. a. Vgl. Moralbeweis, Zweck.


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