Bewegung - Descartes, Newton, Leibniz


KOPERNIKUS, KEPLER, GALILEI verbreiten richtige Anschauungen über die Natur der kosmischen (quantitativ zu bestimmenden) Bewegungen. DESCARTES betont, es gäbe nur Ortsbewegung als Zustand der Materie, den jeder Körper von außen erleidet. »Non admitto varia motuum genera, sed solum localem, qui corporum omnium tam animatorum quam inanimatorum communis est« (Ep. II, 11; Princ. phil. II, 23). Und zwar ist die Bewegung »actio, qua corpus aliquod ex uno loco in alium migrat« (Princ. phil. II, 24), Ortswechsel. Ruhe ist Aufhören der Tätigkeit. Genauer bestimmt ist die Bewegung Übertragung eines Körpers aus der Nachbarschaft der ihn berührenden, ruhenden Körper in die Nachbarschaft anderer (»dicere possumus esse translationem unius partis materiae, sive unius corporis, ex vicinia eorum corporum, quae illud immediate contingunt et tanquam quiescentia spectantur, in viciniam aliorum«, Pr. phil. II, 25). Jedem Körper kommt in einem Momente nur eine Bewegung zu (»non possumus isti mobili plures motus eodem tempore tribuere, sed unum tantum«, Princ. phil. II, 28). Es gibt keinen leeren Raum, daher muß ein Körper bei seiner Bewegung andere aus ihrem Orte verdrängen (l.c. II, 33). Von Natur aus ist jede Bewegung geradlinig, strebt es zu sein (l.c. II, 39). Gott hat die Bewegung erschaffen und erhält ihre Menge (die »Bewegungsgröße« mv) konstant. »Nam quamvis ille motus nihil aliud sit in materia mota quam eius modus, certam tamen et determinatam habet quantitatem, quam facile intelligimus eandem semper in tota rerum universitate esse posse, quamvis in singulis eius partibus mutetur« (l.c. II, 36). Auch nach Spinoza erhält jeder Körper seine Bewegung von außen her. »Corpus motum vel quiescens ad motum vel quietem determinari debuit ab alio corpore, quod etiam ad motum vel quietem determinatum fuit ab aliquo, et illud iterum ab alio, et sic in infinitum« (Eth. II, prop. XIII). Nach TSCHIRNHAUSEN ist alle Materie in steter Bewegung (Med. ment. II, 180). Nach HOBBES ist alles Naturgeschehen auf Bewegung zurückzuführen, diese ist »continua unius loci relictio et alterius acquisitio« (El. phil. VIII, 10). LOCKE erklärt, die Bewegung könne und brauche nicht definiert zu werden (Ess. II, ch. 4, § 8 ff., II, ch. 18). NEWTON definiert die absolute Bewegung als »Übertragung eines Körpers aus einem absoluten Ort in einen andern absoluten Ort«, die relative als Übertragung aus einem relativen Ort in einen andern relativen Ort (Princ. math. 6, IV). Die wahren Bewegungen beruhen auf Kräften in den Körpern (l.c. p. 8). Nach BERKELEY ist alle Bewegung relativ, ein einziger, isolierter Körper wäre notwendig unbewegt (Principl. CII); in den Körpern, die nur Vorstellungen sind (s. Idealismus) gibt es keinerlei bewegende Kräfte.

Nach LEIBNIZ besteht alle Bewegung in einer wahrnehmbaren Lageveränderung der Körper. Wirklich ist die Bewegung, wenn die unmittelbare Ursache der Veränderung im Körper selbst liegt. An sich ist die Bewegung Kraftimpuls, deren Erscheinung das »wohlbegründete Phänomen« des Ortswechsels darstellt. »Ce n'est qu'un phénomène réel, parceque la matière et la masse, à laquelle appartient le mouvement, n'est pas à proprement parler une substance. Cependant il y a une image de l'action dans le mouvement, comme il y a une image de la substance dans la masse; et à cet égard on peut dire que le corps agit, quand il ya de la spontanéité dans son changement« (Nouv. Ess. II, ch. 21). Nach CHR. WOLF ist Bewegung »continua loci mutatio« (Ont. § 642; Vern. Ged. I, § 57). CRUSIUS: »Bewegung ist derjenige Zustand einer Substanz, da dieselbe ihren Ort verändert« ( Vernunftwahrh. § 391). HOLBACH: »Le mouvement est un effort, par lequel un corps change ou tend à changer de place« (Syst. I, ch. 2, p. 12). BONNET: »Si l'âme considérant une étendue comme immobile voit un corps s'appliquer successivement à différents points de cette étendue, elle se formera la notion du mouvement« (Ess. de Psych. C. 14).


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