Gottesbeweise

Gottesbeweise: Beweise, logische Argumente für das Dasein Gottes. Es gibt ihrer verschiedene: 1) ontologischer (s. d.); 2) kosmologischer (s. d.); 3) teleologischer (s. d.) oder physiko-theologischer; 4) moralischer (s. d.) oder ethiko-theologischer Beweis; 5) Beweis »e consensu gentium«, d.h. aus der gleichen Anlage bei allen Menschen für die Entwicklung eines Gottesbegriffs (ARISTOTELES, De coel. I, 3; CICERO, Tusc. disp. I, 13, De nat. deor. I, 17; CLEMENS ALEXANDRINUS, Strom. V, 14 u. a); 6) der Beweis aus dem angeborenen Gottesbewußtsein (JUSTINUS, Apol. II, 6; JOHANNES DAMASCENUS, De fide orth. I, 1, TERTULLIAN, De testimon. an. 5, De carne Chr. 12 Scholastiker, DESCARTES u. a.); 7) Beweis aus der mystisch-intuitiven, ekstatischen Erfassung Gottes (PHILO, PLOTIN, ECKHART, CAMPANELLA: durch einen »tactus intrinsecus«, u. a.); 8) aus der Idee Gottes im Ich mit Hinweis darauf, daß das (endliche) Ich nicht die positive Unendlichkeits- Idee einer Gottheit selbsttätig erzeugt haben könne (CAMPANELLA, DESCARTES: »Idea quae in nobis est requirit Deum pro causa Deusque proinde existit,« Medit. III; MALEBRANCHE, nach welchem die Idee des Unendlichen (s. d.) der Erkenntnis des Endlichen vorangeht, Rech. II, 6); 9) Beweis aus der Existenz des Ich, die eine abgeleitete, auf Gott zurückführende sein muß (DESCARTES, BAADER: »Jeder endliche Geist, wissend, daß er nicht sich selber hervorbringt, weiß hiermit sein Gewußtsein von dem ihn hervorbringenden absoluten Geist«, WW. I, 193; GLOGAU); 10) Beweis aus a. übernatürlicher, b. natürlicher Offenbarung in der Außen- und Innenwelt (BERKELEY, nach welchem Gott ebenso gewiß und unmittelbar erkannt wird wie ein anderes geistiges Wesen, Princ. CXLVII f.; SCHELLING: »Die Geschichte als Ganzes ist eine fortgehende, allmählich sich enthüllende Offenbarung des Absoluten. Aber man kann in der Geschichte nie die einzelne Stelle bezeichnen, wo die Spur der Vorsehung oder Gott selbst gleichsam sichtbar ist. Denn Gott ist nie, wenn Sein das ist, was in der objektiven Welt sich darstellt; wäre er, so wären wir nicht; aber er offenbart sich fortwährend. Der Mensch führt durch seine Geschichte einen fortwährenden Beweis von dem Dasein Gottes, einen Beweis, der aber nur durch die ganze Geschichte vollendet sein kann« Syst. d. tr. Ideal. S. 438; HEGEL, nach dem sich Gott als absoluter Geist in Religion und Philosophie offenbart, Encykl. § 564 ff.). Vgl. ULRICI, Gott u. d. Nat. S. 1 ff.; A. DORNER, Gr. d. Religionsphilos. S. 200 ff. u. a. - Gegner der Gottesbeweise sind die antiken Skeptiker (Sext. Empir. adv. Math. IX, 137 ff., Pyrrh. hypot. III, 2 ff.), HUME (Dial. concern. natural religion) und besonders KANT, der die sub 1 - 4 angeführten Argumente als nicht stringent darlegt (Kr. d. r. Vern. S. 468 ff.), selbst aber einen ethiko-theologischen Gedankengang einschlägt. Vgl. auch KRUG, Handb. d. Philos. I, 318 ff. - Zusammenstellungen von Gottesbeweisen bei MAIMONIDES, Doct. perplex. II, 1; THOMAS, Sum. th. 1, 2, 3; Contr. gent. I, 13 f., IV, 28, IV, 42; MELANCHTHON u. a. - Vgl. Gott.


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