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Der Bauer, der Hund und der Soldat

(Wolhynien)

»Der Hund ist krank! Was fehlt dem armen Hunde?«
»Er ist verwundet, Herr. Das ist der Krieg,
und davon eben hat er seine Wunde.«
Der Bauer sprach’s und streichelt’ ihn und schwieg.

»Wie aber, wann und wo empfing die Wunde
der arme Hund? Er kann ja gar nicht gehn!«
»Herr, es ist Krieg und da ist es dem Hunde,
er stand so da, da ist es ihm geschehn.

Der Hund stand da und da kam ein Soldat,
der ging vorbei und stach nach meinem Hunde,
der keinem Menschen was zu leide tat,
nie biß er wen, nun hat er seine Wunde.

Seht ihn nur an, es war ein gutes Tier,
er dient mir lang’, und in der weiten Runde
der beste Schäferhund, er führte mir
das Vieh allein, nun hat er seine Wunde.

Seht, wie er hinkt. Das tut er seit der Stunde,
da der Soldat vorbeikam, der Soldat,
der stach nach meinem alten Schäferhunde,
der keinen Menschen noch gebissen hat.«

»Und warum, glaubt ihr, bracht’ er ihm die Wunde,
der Mann dem Hund die schwere Wunde bei?
Der Hund ist stumm, sein Blick befiehlt dem Munde
für ihn zu sprechen, sprecht nur frank und frei.«

»Wir wissen’s nicht. Doch wißt ihr’s selbst wie wir,
daß Krieg ist. Mir und meinem armen Hunde
und Gott und jedem Kind und auch dem Tier
ist es bekannt, und Krieg schlägt jede Wunde.

Ich sagt’s euch Herr, der Mann war ein Soldat
und wer die Waffe hat, der schlägt die Wunde.
Wißt ihr denn nicht, wie viel’s geschlagen hat
in dieser gottgesandten Zeit und Stunde?«

»So solltet ihr, daß er vom Schmerz gesunde,
das arme Tier sogleich mit Gift vergeben.
Erschießt ihr ihn, wißt ihr, daß eine Wunde
auch Wohltat sei, und helft ihm aus dem Leben!«

»Ach Herr, ich ließ’ es nimmermehr geschehn,
ich kann nur leiden mit dem armen Hunde.
’s ist Krieg, ich kann ein Huhn nicht sterben sehn,
’s ist Krieg, da, wißt ihr, gibt es manche Wunde.

Der Hund war gut, vorbei ist’s mit dem Hunde,
seit der Soldat vorbeiging, ’s ist der Krieg.
Man muß es nehmen, was sie bringt die Stunde.«
Der Bauer sprach’s und streichelt’ ihn und schwieg.