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I

Eros

Er mit dem Geist und sie mit der Schönheit mußten auseinander und hinaus. Es mit der Technik schafft da und dort Ersatz.

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Die Lust des Mannes wäre nur ein gottloser Zeitvertreib und nie erschaffen worden, wenn sie nicht das Zubehör der weiblichen Lust wäre. Die Umkehrung dieses Verhältnisses zu einer Ordnung, in der sich eine ärmliche Pointe als Hauptsache aufspielt und nachdem sie verpufft ist, das reiche Epos der Natur tyrannisch abbricht, bedeutet den Weltuntergang: auch wenn ihn die Welt bei technischer, intellektueller und sportlicher Entschädigung durch ein paar Generationen nicht spürt und nicht mehr Phantasie genug hat, sich ihn vorzustellen.

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Es ist gut, daß es der Gesellschaft, die daran ist, die weibliche Lust trocken zu legen, zuerst mit der männlichen Phantasie gelingt. Sie wäre sonst durch die Vorstellung ihres Endes behindert.

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Der Mann hat keinen persönlicheren Anteil an der Lust, als der Anlaß an der Kunst. Und wie jeder Anlaß überschätzt er sich und bezieht es auf sich. Der einzelne Lump sagt auch, ich hätte über ihn geschrieben, und hält seinen Anteil für wichtiger als den meinen. Nun könnte er noch verlangen, daß ich ihm treu bleibe. Aber die Wollust meint alle und gehört keinem.

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Das Weib nimmt einen für alle, der Mann alle für eine.

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Die Lust hat es nur mit dem Ersatzmann zu tun. Er steht für den andern, für alle oder für sich selbst. Der ganze Mann in der Lust ist ein Greuel vor Gott. Hierin dürfte die Wedekindsche Welt begrenzt sein: vor dem tief erkannten Naturbestand des Weibes die tief gefühlte Sehnsucht des Rivalen. Weibliche Genußfähigkeit als Ziel des Mannes, nicht als geistige Wurzel. Anspruch einer physischen Wertigkeit, mit der sich’s in Schanden bestehen ließe. Nicht Kräfte, die einander erschaffen, sondern Lust um der Lust willen. Tragisch das Weib erfaßt, weil es anders sein muß als von Natur, und damit eine Tragik des Mannes gepaart, weil er anders von Natur ist. Aber tragisch wird nur das weiblich Unbegrenzte an einer Ordnung, die sich die männliche Begrenztheit erfunden hat. Diese ist nicht tragisch, sondern nur traurig von Natur, und hassenswert, weil sie die Freiheit des Weibes in das Joch ihrer Eitelkeit spannt, den eigenen Defekt an der Fülle rächt und etwas beraubt, um es zu besitzen. Hier ist nicht Schicksal, sondern ein Zustand, dessen Verlängerung, ja Verewigung selbst keine Schöpferkraft gewährte. Denn in nichts wird die Hemmungslosigkeit des Mannes umgesetzt. Sie bleibt irdisch. Die Lust aber, die der Erdgeist genannt wird, braucht ihren Zunder, doch auf den Funken kommt es an, den sie in eine Seele wirft. Dieser Dichter hat Lulu erkannt; aber er beneidet ihren Rodrigo. Dieses Genie der Begrenztheit — in der genialen Hälfte genialer als irgendein Ganzer im heutigen Deutschland — sehe ich in den Anblick des Fremier’schen Gorilla vertieft. Um die Ohnmacht der Frau — ihr Anblick gibt den Engeln Stärke, wenn keiner sie ergründen mag — weiß er. Aber die Kraft des Tieres scheint ihm zu imponieren.

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»Bei mir besteht die intimste Wechselwirkung zwischen meiner Sinnlichkeit und meinem geistigen Schaffen«, bekennt Lulus Alwa mit der seinem Dichter eigentümlichen großartigen Sachlichkeit. Aber da ist jene, die Sinnlichkeit, im Vorsprung. Es heiße so: »Bei mir besteht die intimste Wechselwirkung zwischen deiner Sinnlichkeit und meinem geistigen Schaffen!«

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Sein Dichten bot einen zentaurenhaften Anblick: unten war die Lust eines Hengstes, die sich zum Geist eines Mannes fortsetzte.

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Er, der genug Kraft hat, um seine Welt aus dem Geschlecht zu erschaffen, aber nicht genug Geist, um sie daraus zu erlösen, schrieb den Satz: »Zwischen ihm und zwischen ihr hat sich etwas abgespielt.« Damit hatte er unbedingt seine bedingte Wahrheit gesagt und dem Erdgeist alles gegeben, was notwendig ist, damit auch zwischen ihm und ihr sich etwas abspiele und damit sich auch etwas abspiele, was nicht nur jedem eigentümlich ist wie das Geschlecht, sondern beiden gemeinsam wie der Geist.

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Dieser Dichter war nur schamlos aus lauter Schamgefühl. Er schämte sich so sehr seiner Sittlichkeit, daß er sich Stoffe umhing, an denen das Publikum Anstoß nahm.

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Wenn man nur beizeiten den Kindern verboten hätte, sich zu schneuzen, die Erwachsenen würden schon rot werden dabei.

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Sexuelle Aufklärung ist jenes hartherzige Verfahren, wodurch es der Jugend aus hygienischen Gründen versagt wird, ihre Neugierde selbst zu befriedigen.

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Sexuelle Aufklärung ist insoweit berechtigt, als die Mädchen nicht früh genug erfahren können, wie die Kinder nicht zur Welt kommen.

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Es gibt eine Pädagogik, die sich schon zu Ostern entschließt, die Jugend schonend darauf vorzubereiten, was im geheimnisvollen Zimmer am Christbaum hängt.

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Die Tragik des Gedankens, Meinung zu werden, erlebt sich am schmerzlichsten in den Problemen des erotischen Lebens. Das geistige Erlebnis läßt hier Reue zurück, wenn es jene ermuntert, die bestenfalls recht haben können. Und so mag es gesagt sein: Jedes Frauenzimmer, das vom Weg des Geschlechts in den männlichen Beruf abirrt, ist im Weiblichen echter, im Männlichen kultivierter als die Horde von Schwächlingen, die es im aufgeschnappten Tonfall neuer Erkenntnisse begrinsen und die darin nur den eigenen Mißwachs erleben. Das Frauenzimmer, das Psychologie studiert, hat am Geschlecht weniger gefehlt, als der Psycholog, der ein Frauenzimmer ist, am Beruf.

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Wenn eine Frau ein Genie ist, dann ist sie es höchstens die paar Tage, die eine Frau dafür büßt, daß sie ein Weib ist. All die andere Zeit aber dürfte sie dafür büßen, daß sie ein Weib und ein Genie ist.

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Weibliche Juristen? Juris uterusque doctor? Blutiger Dilettantismus!

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Weibliche Doktoren — warum denn eigentlich nicht? Warum sollen sie’s nicht treffen? Ich kenne so wenige männliche Doktoren, daß ich mir oft denke, hier muß ein starker Bedarf sein, und da die Weiber doch eben das Zeug haben, das den Männern fehlt, so werden sie’s schon machen. Männer fürchten sich nicht vor Weibern. Somit kann der Widerstand gegen die Frauenbewegung nur die Furcht der Weiber vor den Männern sein.

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Das Kleid macht nicht den Mann. Das gilt jetzt nicht mehr in sozialer, sondern nur noch in sexueller Beziehung. Das Kleid macht nicht das Weib. Das gilt erst jetzt.

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Ich lasse mich durch keinen Vollbart mehr täuschen. Ich weiß schon, welches Geschlecht hier im Haus die Hosen anhat.

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Meine Eroberungen sind Halbmänner; denn die Halbweiber halten es mit diesen.

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Das Weib ist von der Geste betäubt; der Mann habe Achtung vor dem Inhalt. Da es die beiden Typen nicht mehr gibt, so bin ich auf jenen trübseligen Mischmasch angewiesen, der in die Hosen gefahren ist und mich in Liebe und Haß umgeilt. Ich muß immer neun Zehntel der Verehrung abziehen, um auf den brauchbaren Rest zu kommen. Wie wenig Menschentum bleibt, wenn sich das Femininum verflüchtigt hat!

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Meine Wirkung ist nur die des Spielers auf das Weib. Im Zwischenakt sind alle gegen mich, je mehr sie im Akt bei der Sache waren.

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Weibersachen kann ich höchstens in meinen Vorlesungen brauchen. Dort unterstützen sie die Wirkung und machen an meinen Nerven gut, was sie in der Literatur an ihnen gesündigt haben. Mit Händen soll man applaudieren und nicht schreiben. Ich mit den meinen möchte lieber ohrfeigen als schreiben, wenn nicht die Gefahr bestünde, daß es als Gewährung empfunden wird und eine zärtliche Stimme bebend flüstert: Noch!

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Den tiefsten und echtesten Beweis ihrer Verehrung sind sie mir schuldig geblieben: die eigene Überflüssigkeit zu erkennen und bei meinen Lebzeiten wenigstens literarisch abzudanken. Solange ich diese Wirkung nicht erzielt habe, glaube ich nicht an die Nachhaltigkeit meines Einflusses. Oderint, dum metuant. Mögen sie lieben, wenn sie nur nicht schreiben!

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Viele Herren, denen ich den Laufpaß gegeben habe, haben sich dadurch in ihren weiblichsten Empfindungen verletzt gefühlt.

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Ich bin vorsichtig geworden. Als ich einmal einen Anbeter hinauswarf, wollte er mich wegen Religionsstörung anzeigen.

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Der Mann muß die Weiber totschweigen, weil sie von ihm genannt werden wollen. Sie sollen ihn totschweigen; denn er will Ruhe haben.

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Wenn mich einer eitel und gemein nennt, so weiß ich, daß er mir vertraut und mir etwas zu beichten hätte.

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Aufregen kann ich sie alle. Jeden einzelnen zu beruhigen, geht über meine Kraft.

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Männlichkeit beweist sich jetzt nur an jenen, die ihr erliegen. Denn der Mann, der mich achtet, könnte sich irren. Das Weibliche irrt nie, weil es nicht durch Urteil spricht, sondern durch Unruhe. Warum mache ich doch Wesen unruhig, die schmutzige Finger haben!

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Ihr wart nicht hübsch genug und nicht genug mutig, junge Kastraten, in einem bestimmten Punkt eurer Entwicklung, da ihr zum Mann eure Blicke aufzuschlagen begännet, euch vom erstbesten mitnehmen zu lassen. So hat sich euer Trieb in die Büsche des Intellekts geschlagen und tobt nun in einem Dschungel von Sperma und Druckerschwärze. Und so ist das Inferno dieser letzten Literatur entstanden. Und ich, auf den alle Fliegen fliegen, bin das Opfer. Fragt man so einen, warum er mich hasse, so antwortet er: Er hat mich nicht angesehn! Oder: Er ist da und man sieht mich nicht! Oder: Ich spreche wie er und man hört ihn! Journalisten waren ehedem eine verlorene Abart von Mann. Ich weiß schon, welchen Beruf die heutigen verfehlt haben.

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Ich vielgeliebter, schöner, grausamer Mann, was habe ich ihnen nur angetan? Nichts, und das ist es eben. Wie sehne ich mich aus dieser Position einer Einsamkeit, die von so vielen geteilt wird! Wenn ich Gefangene gemacht habe und sie mich nicht mehr loslassen, so will ich auf die Gefangenen verzichten, und tue ich das, so werde ich erst recht das Opfer der Beute. Schafft denn Ruhe nicht Ruhe? Wird denn das erotische Gesetz, daß Entfernung nähert, bei mir nie eine Ausnahme machen? Wenn ich Selbstmord begehe, sind sie erschossen!

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Eine der verkehrungswürdigsten Redensarten ist die von den schlechten Beispielen, die gute Sitten verderben. In einem vaginalen Zeitalter kann das nur von den guten Beispielen behauptet werden. Denn das Frauenzimmer, das in einem Burschen von heute herumrumort, hat den fatalen Hang zur Ich-Behauptung. Daß sein Ich weniger ist als Hundedreck, sieht es nicht ein; im Gegenteil wird es immer das Gegenteil von dem tun wollen, was der männliche Verstand für gut erkannt hat. Ich habe Burschen neben mir herumwetzen gesehn, die mir nicht allein widersprachen, wiewohl ich recht hatte, sondern eben deshalb. Das waren sicher nicht werdende Männer. Denn für den Mann ist das Rechthaben keine erotische Angelegenheit und er zieht das fremde Recht dem eigenen Unrecht gut und gern vor. Tut er das aber, so sagt der andere, der kein Mann ist, er habe es nur mir zuliebe getan. Es ist das deutliche Kennzeichen einer hysterisch verwirrten Umgebung, daß das, was in Erfüllung einer ethischen Forderung geschehen muß, auf Rechnung der Abhängigkeit von mir gesetzt wird. Ist meine Ansicht mit jener Forderung eben identisch — was wohl öfter der Fall sein wird, weil ich sonst solchen Einfluß nicht erlangt hätte —, so werden die meisten jungen Leute lieber unanständig handeln, als daß sie in einen Schein der Abhängigkeit von mir kommen wollten. Es sind die Ich-Behaupter. Vom Ich ist dann freilich nur eine Gemeinheit zu sehen, und die Abhängigkeit, deren Schein vermieden werden sollte, ist durch die strikte Befolgung des Gegenteils bewiesen. Mit Anstand unter mir zu leiden, das verstehen wenige. Mit mir, noch weniger. Wenn ich unter hundert fünf kennen gelernt hätte, die darum, weil sie jünger oder schwächer waren als ich, nicht unglücklich, unruhig, geisteskrank oder schuftig wurden, sondern harmonisch, still, normal und anständig blieben, so könnte ich sagen, daß ich ein geselliges Leben geführt habe.

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Heute kann es vorkommen, daß man ausrufen hört: »Er hat so etwas Männliches an sich!« Und es ruft ein Herr. Gleich daneben: »Sie hat etwas Weibliches!« Und es ruft eine Dame.

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Das eine Geschlechtsmerkmal reicht wieder vollständig aus. Man kann eine Suffragette von einem Ballettänzer unterscheiden.

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Ob der Mann bühnenfähig ist, bedarf erst einer Probe. Die Frau ist immer auf der Probe und bühnenfähig von Natur. Sie lebt vor Zuschauern. Sie fühlt sich als Mittelpunkt, wenn sie über die Straße geht, und begrüßten die Statisten auch den Einzug Napoleons. Und alle Blicke bezieht sie auf den Mittelpunkt.

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Der Mann bildet sich ein, daß er das Weib ausfülle. Aber er ist nur ein Lückenbüßer.

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Tragische Sendung der Natur! Warum ist diese lange Lust des Weibes nicht feststellbar wie der männliche Augenblick!

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Der Zustand der Geschlechter ist so beschämend wie das Resultat der einzelnen Liebeshandlung: Die Frau hat weniger an Lust gewonnen, als der Mann an Kraft verloren hat. Hier ist Differenz statt Summe. Ein schnödes Minus, froh, sich in Sicherheit zu bringen, macht aus einem Plus ein Minus. Hier ist der wahre Betrug. Denn nichts paßt zu einer Lust, die erst beginnt, schlechter als eine Kraft, die schon zu Ende ist; keine Situation, in der Menschen zu einander geraten können, ist erbarmungsloser und keine erbarmungswürdiger. In dieser Lücke wohnt die ganze Krankheit der Welt. Eine soziale Ordnung, die das nicht erkennt und sich nicht entschließt, das Maß der Freiheit zu vertauschen, hat die Menschheit preisgegeben.

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Perversität ist die haushälterische Fähigkeit, die Frauen auch in den Pausen genießbar zu finden, zu denen sie die männliche Norm verurteilt hat.

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Perversität ist entweder ein Zustand oder eine Fähigkeit. Die Gesellschaft wird eher dazu gelangen, den Zustand zu schonen als die Fähigkeit zu achten. Auf dem Weg des Fortschritts wird sie so weit kommen, auch hier der Geburt den Vorzug zu geben vor dem Verdienst. Aber wenigstens wird sich die Norm dann nur mehr über das Genie entrüsten, das heute diese Ehre mit dem Monstrum teilen muß.

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Ein perverser Kopf kann an der Frau gutmachen, was zehn gesunde Leiber an ihr nicht gesündigt haben.

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Liebe und Kunst umarmen nicht was schön ist, sondern was eben dadurch schön wird.

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Erotik macht aus einem Trotzdem ein Weil.

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Wand vor der Lust: Vorwand der Lust.

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Erotik ist immer ein Wiedersehen. Sie zieht es sogar der ersten Begegnung vor.

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Der schöpferische Mensch sieht Helenen in jedem Weibe. Er hat aber die Rechnung ohne den Analytiker gemacht, der ihn erst darüber aufklärt, was er eigentlich in Helenen zu sehen habe.

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Wie Schönheit zustandekommt — das weiß die Nachbarin. Wie Genie entsteht — das weiß sie auch, die Analyse.

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Die Kultur hat nur ein vorgeschriebenes Maß von Schönheit nötig. Sie macht sich alles selbst, sie hat ihre Kosmetik und braucht nichts mehr vom Kosmos zu borgen.

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Bestimmung führt die Frau dem ersten zu. Zufall dem besten. Wahl dem ersten besten.

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Alle Memoirenliteratur ist voll der erotischen Unbedenklichkeit hochgestellter Frauen, die sich die Natur durch die Würze ihres Falles versüßt haben. Mit Neugier oder Entrüstung — die Welt hat es zur Kenntnis genommen, daß der Diener seiner Herrin oft mehr zu sagen hatte als ihr Herr. Mit Staunen, daß sie doch die Herrin blieb. Denn die Natur, die der Würde etwas vergeben kann, ersetzt den Ausfall durch Persönlichkeit. Die Befremdung jener Kreise aber, in denen der Beischlaf eine Haupt- und Staatsaktion ist, wird begreiflich. Die Bürgerin, die sich dem Fürsten überläßt, kann sich etwas für ihren Ruf erhoffen; aber ein letzter Instinkt, den sie sich erhalten hat, sagt ihr, daß sie sich im Verkehr mit dem Pöbel seelisch verlieren könnte, und das möchte einem Parvenü schlecht anstehn. »Sich wegwerfen« heißt nur dort ankommen, wohin man gehört.

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Die Ehe ist eine Mesalliance.

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Das eheliche Schlafzimmer ist das Zusammenleben von Roheit und Martyrium.

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Vieles, was bei Tisch geschmacklos ist, ist im Bett eine Würze. Und umgekehrt. Die meisten Verbindungen sind darum so unglücklich, weil diese Trennung von Tisch und Bett nicht vorgenommen wird.

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Erröten, Herzklopfen, ein schlechtes Gewissen — das kommt davon, wenn man nicht gesündigt hat.

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In diesem Vergleich müssen sie’s verstehen: Wie legen die Bürger die Liebe an? Sie essen vom Kapital und haben es in der eisernen Kasse liegen.

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Eifersüchtige sind Wucherer, die vom eigenen Pfund die höchsten Zinsen nehmen.

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Die wahre Eifersucht will nicht nur Treue, sondern den Beweis der Treue als eines vorstellbaren Zustands. Dem Eifersüchtigen genügt nicht, daß die Geliebte nicht untreu ist. Eben das, was sie nicht tut, läßt ihn nicht zur Ruhe kommen. Da es aber für Unterlassung keinen Beweis gibt und der Eifersüchtige auf einen Beweis dringt, so nimmt er schließlich auch mit dem Beweis der Untreue vorlieb.

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Eifersucht ist immer unberechtigt, finden die Frauen. Denn entweder ist sie berechtigt oder unberechtigt. Ist sie unberechtigt, so ist sie doch nicht berechtigt. Ist sie aber berechtigt, so ist sie nicht berechtigt. Nun also. Und so bleibt nichts übrig als der Wunsch, einmal doch den Augenblick zu erwischen, wo sie berechtigt ist!

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In der Liebe ist jener der Hausherr, der dem andern den Vortritt läßt.

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Der Erotiker wird der Frau jeden gönnen, dem er sie nicht gönnt.

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Der Sklave! Sie macht mit ihm rein was er will.

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Er zwang sie, ihr zu willen zu sein.

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Ich habe von Monistenklöstern gehört. Bei ihrem Gott, keine der dort internierten Nonnen hat etwas von mir zu fürchten!

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Wiewohl es nicht reizlos wäre, einer Bekennerin auf dem Höhepunkt der Sinnenlust »Sag: Synergetische Funktion der organischen Systeme!« zuzurufen.

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Die gebildete Frau ist unaufhörlich mit dem Vorsatz befaßt, keinen Geschlechtsverkehr einzugehen, und ist auch imstande, ihn, nämlich den Vorsatz, auszuführen. Der gebildete Mann ist nie mit dem Vorsatz befaßt, keinen Gedanken zu haben, sondern es gelingt ihm, ehe er sich dazu entschließt.

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Es ist nicht wahr, daß ich immer nur zerstören und nicht aufbauen kann. Es ist eine Lüge, daß ich zu positiven Bestrebungen unfähig bin. Nichts möchte ich lieber erreichen, nichts interessiert mich mehr, nichts ist mir wichtiger zu wissen, als was übers Jahr herauskommt, wenn ich in einem abgesperrten finstern Raum einen Monisten und eine Monistin über vergleichende Menschenökonomie und die synergetische Funktion der organischen Systeme sowie auch über die Stellung des Selektionsprinzips in der Entwicklungstheorie zusammen nachdenken lasse.

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Nietzsche soll gesagt haben: »Weiber werden aus Liebe ganz zu dem, als was sie in der Vorstellung der Männer, von denen sie geliebt werden, leben.« Aber da möchte ich mich doch lieber auf die Vorstellung verlassen.

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Eine Frau soll nicht einmal meiner Meinung sein, geschweige denn ihrer.

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Eine Frau muß so gescheit aussehen, daß ihre Dummheit eine angenehme Überraschung bedeutet.

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Wo ist das Weib hin, dessen Fehler ein Ganzes bilden!

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Genie ist die freie Verfügung über alle jene Eigenschaften, die jede für sich einen Krüppel beherrschen.

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Sinnlichkeit weiß nichts von dem, was sie getan hat. Hysterie erinnert sich an alles, was sie nicht getan hat.

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Die Huren auf der Straße benehmen sich so schlecht, daß man daraus auf das Benehmen der Bürger im Hause schließen kann.

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Daß eine einen Bürger ruiniert, ist eine schwache Entschädigung dafür, daß sie einen Dichter nicht anregt.

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Es ist peinlich, wenn sich ein Geschenk für den Geber als Danaergeschenk herausstellt.

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Eine Dame scheint wohl wie die Sonne, darf aber mit ihr schon darum nicht verwechselt werden, weil sich die Sonne mit so vielen an einem Tage abgibt, während die Dame von Gott geschaffen ist, um einem einzigen Bankdirektor warm zu machen, womit sie auch alle Hände voll zu tun hat, so daß sie sich gar nichts anderes verlangt, indem sie weiß, daß es ihr so lange zugute kommt, bis sie kalt wird und bis auch der Bankdirektor das Bedürfnis fühlt, zur Sonne zu gehen, die sich mit so vielen an einem Tage abgibt, amen.

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Die Jüdin lügt noch zum Weib dazu. Sie bereichert die Jahrtausendlüge des Geschlechts aus der Gnade der Rasse und durch die Fleißaufgabe des persönlichen Ehrgeizes.

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Es gibt Frauen, die auf ihrem Gesicht mehr Lügen aufgelegt haben als Platz ist: die des Geschlechts, die der Moral, der Rasse, der Gesellschaft, des Staates, der Stadt, und wenn es gar Wienerinnen sind, die des Bezirkes und die der Gasse.

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Mit den Rechnerinnen der Liebe kommt man schwer zum Resultat. Sie fürchten entweder, daß eins und eins null gibt, oder hoffen, daß es drei geben wird.

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Es gibt Weiber, die so stolz sind, daß sie sich nicht einmal durch Verachtung zu einem Manne hingezogen fühlen.

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Ich hab’ einmal eine gekannt, die hat zum Teufel »Sie Schlimmer« gesagt und nachher: »Was werden Sie von mir denken«. Da mußte der Teufel mit seiner Wissenschaft einpacken. Sein Trost war, daß sie immerhin beim Gebet auch nicht an Gott glaubte.

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Auf lautes Herzklopfen nicht Herein! zu sagen — dazu ist wahrlich die beste nicht gut genug.

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Er war so unvorsichtig, ihr vor jedem Schritt die Steine aus dem Weg zu räumen. Da holte er sich einen Fußtritt.

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Das Weib läßt sich keinen Beschützer gefallen, der nicht zugleich eine Gefahr ist.

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Der Lebemann steht unter dem Philister, weil er als Beteiligter die Frau dem unbeteiligten Philister zur Verachtung zutreibt.

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Was ist meine Liebe? Daß ich die schlechten Züge am Weib zum guten Bild vereine. Was ist mein Haß? Daß ich am schlechten Bild des Mannes die schlechten Züge sehe.

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Man kann eine Frau nicht hoch genug überschätzen.

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Der Mann ist der Anlaß der Lust, das Weib die Ursache des Geistes.

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An der schönen Herrin sprangen ihre Hunde empor wie seine Gedanken und legten sich ihr zu Füßen wie seine Wünsche.

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Sie sagte, sie lebe so dahin. Dahin möchte ich sie begleiten!