Dictum de omni et nullo: der Satz von allem und keinem, d.h. die logische Regel, daß alles, was dem Allgemeinen, der Gattung als Merkmal zukommt oder nicht zukommt, auch vom Besonderen, der Art, dem Individuum gilt oder nicht gilt: »Quidquid de omnibus valet, valet etiam de quibusdam et singulis; quidquid de nullo valet, nec de quibusdam vel singulis valet.« »Nota notae est nota rei ipsius, repugnans notae repugnat rei ipsi« (»Das Merkmale des Merkmals ist auch Merkmal des Dinges, das dem Merkmale Widersprechende ist auch mit dem Dinge nicht vereinbar«). ARISTOTELES bestimmt: hotan heteron kath' heterou katêgoreitai hôs kath' hypokeimenon, hosa kata tou katêgoroumenou legetai, panta kai kata tou hypokeimenou rhêthêsetai (Kateg. 3, 1 b 10). Die Gleichsetzung des Allgemeinen mit der Gattung findet sich bei den Scholastikern. Dann bei CHR. WOLF: »Quicquid de genere vel specie omni affirmari potest, illud etiam affirmatur de quovis sub illo genere vel illa specie contento; quicquid de genere vel specie omni negatur, illud etiam de quovis sub illo genere vel illa specie contento negari debet« (Phil. rat. § 346 f.). LAMBERT fügt das »dictum de diverso, de exemplo, de reciproco« hinzu (Organ. I, Vorr.). KANT: »Ein Merkmal vom Merkmal ist ein Merkmal der Sache selbst« (WW. II, 57). »Was einem Begriff allgemein zukommt oder widerspricht, das kommt auch zu oder widerspricht allem Besondern, was unter jenem Begriff enthalten ist« (Krit. d. r. Vern. S. 253). FRIES: »Was unter dem Subjekt einer bejahenden Regel steht, das steht auch unter ihrem Prädikat; was unter dem Subjekt einer verneinenden Regel steht, das ist von ihrem Prädikat ausgeschlossen« (Syst. d. Log. S. 175). J. ST. MILL anerkennt das dictum nicht als Basis des Schließens, es wird vom Besonderen aufs Besondere geschlossen (Log. II, c. 3). LOTZE: »Jedem Subjekt kommt das Prädikat seiner Gattung zu« (Gr. d. Log. § 85).