Kausalität

Kausalität (causalitas): Wirkungsfähigkeit, ursächliche Beziehung, Verhältnis von Ursache und Wirkung, Kausalzusammenhang. Der Begriff der Kausalität (Kausalbegriff) ist ein allgemeiner, formaler Begriff (eine Kategorie, s. d.), ein Grundbegriff des Denkens, der für alle Erfahrung notwendig gebraucht wird. Insofern er in der Gesetzmäßigkeit unseres Denkens begründet ist, gemäß der wir keine Einheit, keinen Zusammenhang, keine objektive Ordnung in unseren Vorstellungen herstellen, finden können ohne Auffassung eines Geschehens als »Abhängige«, als Folge, Wirkung, Bedingtes, Verursachtes eines andern, insofern also solcherart erst Erfahrung (s. d.) möglich ist, ist die Kategorie der Kausalität a priori (s. d.). Aber ohne eine Grundlage in der Erfahrung kommt sie niemals zur Anwendung, sie ist durch die Erfahrungstatsachen motiviert, hat also ein empirisches Fundament. Was im einzelnen Ursache oder Wirkung ist, kann nur auf Grundlage der Erfahrung bestimmt werden, aber der Grundsatz: Kein Vorgang ohne zureichenden Grund, ohne bestimmte Ursache (- das Kausalgesetz -), ist nicht rein empirisch, sondern entspringt einem Postulat (s. d.) unseres Denkens, in letzter Linie des denkenden Ich, das zugleich wollendes Ich ist und in seinem inneren, unmittelbaren Erleben sich selbst als kausierend, als wirkend und wirkungsfähig vorfindet, um dann, veranlaßt durch die äußere Erfahrung, das Kausalverhältnis (analog seinem eigenen) auch in dieser zu setzen. Anfangs wird die Ursächlichkeit ganz nach Art der eigenen Willenswirksamkeit aufgefaßt (infolge Assimilation und Introjektion, s. d.), später treten abstraktere Relationen von quantitativer Bestimmtheit an die Stelle innerer Kräfte. Gedacht, gemeint wird die Kausalität, obgleich sie vom Denken gesetzt wird, also subjektiven Ursprung hat, als objektive Verknüpfung, transzendentales (s. d.) Wirken. Etwas als kausierend auffassen heißt schon, es als ein dem eigenen Ich Analoges, Gleichwertiges, Selbständiges, von uns Unabhängiges deuten. - Zu unterscheiden sind physische und psychische (psychologische) Kausalität (s. WUNDT).

Betreffs des Ursprungs des Kausalbegriffs bestehen folgende Ansichten: Der Rationalismus leitet ihn aus der Vernunft ab, der Empirismus aus der Erfahrung und Induktion, der Psychologismus eines HUME aus Gewohnheit und subjektivem Glauben, der Apriorismus betrachtet ihn als ursprünglich, unabhängig von aller Erfahrung gültig, der Kritizismus im weiteren Sinne erklärt ihn aus der denkenden Verarbeitung der Erfahrungstatsachen, nach einigen stammt er aus der inneren Erfahrung und wird auf die äußere Erfahrung übertragen, die biologische Erkenntnistheorie erklärt ihn nach ihrer Art. Was die Geltung dieses Begriffs betrifft, so wird ihm vom Realismus objektive, transzendente, vom Idealismus subjektive, erkenntnisimmanente Bedeutung zugeschrieben.



Inhalt:


Demokrit, Platon, Aristoteles
Descartes, Spinoza, Leibniz
Locke, Berkeley, Hume
Kant, Schelling, Hegel
Strümpell, Lipps, Volkelt
Wundt, Mill, Czolbe, Rée
Laas, Dilthey, Cornelius
Schleiermacher, Ritter, Simmel
Nietzsche, Comte, Mach

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Seite zuletzt aktualisiert: 14.11.2004 
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