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Außenwelt

Außenwelt. Die Außenwelt ist ebenso real wie die Innenwelt, d. h. die äußeren, räumlich-zeitlichen Erscheinungen haben dieselbe „empirische Realität“ (s. d.) wie die seelischen Phänomene. Die Außenwelt ist die Erscheinung eines „Ding an sich“, und zwar ein für alle erkennenden Subjekte gleicher, gesetzlicher Zusammenhang von Raumdingen, der von den einzelnen erlebenden Subjekten als solchen unabhängig ist, wenn er auch nicht außerhalb möglicher Erfahrung besteht, sondern auf diese und auf das transzendentale Bewußtsein (s. d.) bezogen bleibt (vgl. Idealismus). Die innere Erfahrung ist von der äußeren abhängig; das empirisch-psychologische Ich (s. d.) mit seinen subjektiven Erlebnissen reiht sich dem Gesamtzusammenhang möglicher Erfahrung ein, innerhalb dessen die subjektiven Erlebnisse ihre Bestimmung durch Zuordnung zu den im Räume beharrenden Dingen erhalten. Alle Veränderung einer Substanz ist abhängig von ihrer Verbindung mit anderen. Da nun die inneren Veränderungen der Seele (die Vorstellungen, vermittels des „inneren Sinnes“) aus ihrer Natur allein und ohne Verbindung mit anderen nicht entstehen können, „so müssen noch andere Dinge außerhalb der Seele vorhanden sein, mit denen sie in wechselseitiger Verbindung steht“. Ferner muß der Wechsel der Vorstellungen der äußeren Bewegung entsprechend geschehen, N. diluc. Propos. XII Usus 1 (V 1, 44).

Der Idealismus (s. d.) „mag in Ansehung der wesentlichen Zwecke der Metaphysik für noch so unschuldig gehalten werden (das er in der Tat nicht ist), so bleibt es immer ein Skandal der Philosophie und allgemeinen Menschenvernunft, das Dasein der Dinge außer uns (von denen wir doch den ganzen Stoff zu Erkenntnissen selbst für unseren inneren Sinn her haben) bloß auf Glauben annahmen zu müssen, und, wenn es jemand einfällt, es zu bezweifeln, ihm keinen genugtuenden Beweis entgegenstellen zu können“, KrV Vorr. z. 2. Außenwelt letzte Anm. (I 42—Rc 38). — Gegen den materialen Idealismus ist darzutun, „daß wir von äußeren Dingen auch Erfahrung und nicht bloß Einbildung haben“, und zwar durch den Beweis, „daß selbst unsere innere ... Erfahrung nur unter Voraussetzung äußerer Erfahrung möglich sei“, KrV tr. Anal. 2. B. 3. H. 4. Widerlegung des Idealismus (I 256—Rc 316). Lehrsatz: „Das bloße, aber empirisch bestimmte Bewußtsein meines eigenen Daseins beweist das Dasein der Gegenstände im Raum außer mir.“ Beweis: „Ich bin mir meines Daseins als in der Zeit bestimmt bewußt. Alle Zeitbestimmung setzt etwas Beharrliches in der Wahrnehmung voraus. Dieses Beharrliche aber kann nicht etwas in mir sein, weil eben mein Dasein in der Zeit durch dieses Beharrliche allererst bestimmt werden kann. Also ist die Wahrnehmung dieses Beharrlichen nur durch ein Ding außer mir und nicht durch die bloße Vorstellung eines Dinges außer mir möglich. Folglich ist die Bestimmung meines Daseins in der Zeit nur durch die Existenz wirklicher Dinge, die ich außer mir wahrnehme, möglich. Nun ist das Bewußtsein in der Zeit mit dem Bewußtsein der Möglichkeit dieser Zeitbestimmung notwendig verbunden. Also ist es auch mit der Existenz der Dinge außer mir, als Bedingung der Zeitbestimmung, notwendig verbunden; d. i. das Bewußtsein meines eigenen Daseins ist zugleich ein unmittelbares Bewußtsein des Daseins anderer Dinge außer mir“, ibid. (I 256 f.—Rc 317). Nicht innere, sondern äußere Erfahrung ist eigentlich „unmittelbar“, denn nur vermittels ihrer ist die Bestimmung unserer eigenen Existenz in der Zeit, d. h. innere Erfahrung, möglich, ibid. Anmerk. 1 (I 258—Rc 317 f.). — Daraus folgt aber nicht, daß „jede anschauliche Vorstellung äußerer Dinge zugleich die Existenz derselben einschließe“; denn jene kann gar wohl eine bloße Einbildungsvorstellung sein, die allerdings auf reproduzierte ehemalige äußere Wahrnehmung sich gründet. Ob diese und jene „vermeinte Erfahrung“ nicht bloß Einbildung sei, muß durch Zusammenhaltung derselben mit den Kriterien aller wirklichen Erfahrung ermittelt werden, ibid. Anmerk. 3 (I 258—Rc 319 f.). Die innere Erfahrung ist also gebunden an die äußere, welche allein ein Beharrliches, an dem ich die Veränderung messe, einschließt. Das „empirische Bewußtsein meines Daseins“ ist mehr, als bloß „mir meiner Vorstellung bewußt zu sein“; es ist „nur durch Beziehung auf etwas, was mit meiner Existenz verbunden, außer mir ist, bestimmbar“. Es ist also „Erfahrung und nicht Erdichtung, Sinn und nicht Einbildungskraft, welches das Äußere mit meinem inneren Sinn unzertrennlich verknüpft; denn der äußere Sinn ist schon an sich Beziehung der Anschauung auf etwas Wirkliches außer mir, und die Realität desselben ... beruht nur darauf, daß er mit der inneren Erfahrung selbst, als die Bedingung der Möglichkeit derselben unzertrennlich verbunden werde.“ Da „die innere Anschauung, in der mein Dasein allein bestimmt werden kann. sinnlich und an Zeitbedingung gebunden ist, diese Bestimmung aber, mithin die innere Erfahrung selbst, von etwas Beharrlichem, welches in mir nicht ist, folglich nur in etwas außer mir, wogegen ich mich in Relation betrachten muß, abhängt, so ist die Realität des äußeren Sinnes mit der des inneren, zur Möglichkeit einer Erfahrung überhaupt, notwendig verbunden, d. i. ich bin mir ebenso sicher bewußt, daß es Dinge außer mir gebe, die sich auf meinen Sinn beziehen, als ich mir bewußt bin, daß ich selbst in der Zeit bestimmt existiere. Welchen gegebenen Anschauungen nun aber wirklich Objekte außer mir korrespondieren“, das muß „nach den Regeln, nach welchen Erfahrung überhaupt (selbst innere) von Einbildung unterschieden wird, in jedem besonderen Falle ausgemacht werden, wobei der Satz: daß es wirklich äußere Erfahrung gebe, immer zugrunde liegt.“ Zu bemerken ist noch: „die Vorstellung“ von etwas Beharrlichem (s. d.) ist nicht einerlei mit der „beharrlichen Vorstellung“. Denn die Vorstellung kann sehr wechselnd sein und bezieht sich doch auf etwas Beharrliches, „welches also ein von allen meinen Vorstellungen unterschiedenes und äußeres Ding sein muß, dessen Existenz in der Bestimmung meines eigenen Daseins notwendig mit eingeschlossen wird und mit derselben nur eine einzige Erfahrung ausmacht, die nicht einmal innerlich stattfinden würde, wenn sie nicht (zum Teil) zugleich äußerlich wäre“. Das „Wie?“ läßt sich nicht weiter erklären, KrV Vorr. z. 2. Außenwelt letzte Anm. (I 43 ff.—Rc 39 f.).

Ich bin mir meiner Vorstellungen bewußt; „also existieren diese und ich selbst, der ich diese Vorstellungen habe. Nun sind aber äußere Gegenstände (die Körper) bloß Erscheinungen, mithin auch nichts anderes als eine Art meiner Vorstellungen, deren Gegenstände nur durch diese Vorstellungen etwas sind, von ihnen abgesondert aber nichts sind. Also existieren eben sowohl äußere Dinge, als ich selbst existiere, und zwar beide auf das unmittelbare Zeugnis meines Selbstbewußtseins, nur mit dem Unterschiede: daß die Vorstellung meiner Selbst, als des denkenden Subjekts, bloß auf den inneren, die Vorstellungen aber, welche ausgedehnte Wesen bezeichnen, auch auf den äußeren Sinn bezogen werden. Ich habe in Absicht auf die Wirklichkeit äußerer Gegenstände ebensowenig nötig zu schließen, als in Ansehung der Wirklichkeit des Gegenstandes meines inneren Sinnes (meiner Gedanken); denn sie sind beiderseitig nichts als Vorstellungen, deren unmittelbare Wahrnehmung (Bewußtsein) zugleich ein genügsamer Beweis ihrer Wirklichkeit ist“, KrV 1. A. tr. Dial. 2. B. 1. H., Kritik des 4. Paralogismus (I 745—Rc 454 f.); vgl. Idealismus. — Die Gegenstände im Raume, d. h. die „empirisch äußerlichen“ Gegenstände, sind in der Wahrnehmung unmittelbar (nicht als deren Ursachen erschlossen) enthalten; als Erscheinungen in uns sind sie ebenso sicher existierend wie unser Ich. Unbekannt ist mir der „transzendentale Gegenstand“ (s. Objekt), das „Ding an sich“ als unerkennbarer „Grund“ unserer äußeren und inneren Wahrnehmungen, um den es sich hier aber nicht handelt, ibid. (I 746f.—Rc 456f.). Raum und Zeit sind nur Anschauungsformen, nicht Bestimmungen der Dinge an sich; insofern sind sie also „subjektiv“. In ihnen sind aber die Außendinge „wirklich“ vorhanden (sie haben „empirische Realität“), sofern sie mit der Wahrnehmung nach empirischen Gesetzen zusammenhängen; sie sind dadurch scharf von Einbildung, Traum usw. unterschieden, können „durch keine Einbildungskraft gedichtet und hervorgebracht werden“, ibid. (I 747f.—Rc 458 f.). „Alle äußere Wahrnehmung also beweist unmittelbar etwas Wirkliches im Raume, oder ist vielmehr das Wirkliche selbst, und insofern ist also der empirische Realismus außer Zweifel, d. i. es korrespondiert unseren äußeren Anschauungen etwas Wirkliches im Raume. Freilich ist der Raum selbst, mit allen seinen Erscheinungen, als Vorstellungen nur in mir; aber in diesem Raume ist doch gleichwohl das Reale, oder der Stoff aller Gegenstände äußerer Anschauung wirklich und unabhängig von aller Erdichtung gegeben.“ Das „Reale äußerer Erscheinungen“ ist also „wirklich nur in der Wahrnehmung und kann auf keine andere Weise wirklich sein“. Im Raume ist nichts, als was in ihm vorgestellt wird, da er selbst nichts als Vorstellung ist, ibid. (I 748—Rc 460 f.). Trügliche Vorstellungen, denen die Gegenstände nicht entsprechen, beruhen auf einem „Blendwerke der Einbildung“ (Traum) oder auf einem „Fehltritte der Urteilskraft“ (Sinnestäuschung). Ohne Wahrnehmung würden aber selbst Erdichtung und Traum nicht möglich sein, ibid. (I 748 f.—Rc 461).

„Daß unseren äußeren Wahrnehmungen etwas Wirkliches außer uns nicht bloß korrespondiere, sondern auch korrespondieren müsse, kann ... niemals als (aus der) Verknüpfung der Dinge an sich selbst, wohl aber zum Behuf der Erfahrung bewiesen werden. Dieses will so viel sagen: daß etwas auf empirische Art, mithin als Erscheinung im Raume außer uns sei, kann man gar wohl beweisen; denn mit anderen Gegenständen als denen, die zu einer möglichen Erfahrung gehören, haben wir es nicht zu tun, ebendarum, weil sie uns in keiner Erfahrung gegeben werden können und also für uns nichts sind Empirisch außer mir ist das, was im Raume angeschaut wird; und da dieser samt allen Erscheinungen, die er enthält, zu den Vorstellungen gehört, deren Verknüpfung nach Erfahrungsgesetzen ebensowohl ihre objektive Wahrheit beweist als die Verknüpfung der Erscheinungen des inneren Sinnes die Wirklichkeit meiner Seele (als eines Gegenstandes des inneren Sinnes), so bin ich mir vermittels der äußeren Erfahrung ebensowohl der Wirklichkeit der Körper als äußerer Erscheinungen im Raume, wie vermittels der inneren Erfahrung des Daseins meiner Seele in der Zeit bewußt, die ich auch nur als einen Gegenstand des inneren Sinnes durch Erscheinungen, die einen inneren Zustand ausmachen, erkenne, und wovon mir das Wesen an sich selbst, das diesen Erscheinungen zugrunde liegt, unbekannt ist.“ Den idealistischen Zweifel heben wir auch im gemeinen Leben dadurch, „daß wir die Verknüpfung der Erscheinungen ... nach allgemeinen Gesetzen der Erfahrung untersuchen“; wir können, wenn die Vorstellung äußerer Dinge damit durchgehends übereinstimmt, nicht zweifeln, daß sie nicht wahrhafte Erfahrung ausmachen sollten. Es ist „eine ebenso sichere Erfahrung, daß Körper außer uns (im Raume) existieren, als daß ich selbst nach der Vorstellung des inneren Sinnes (in der Zeit) da bin; denn der Begriff: außer uns bedeutet nur die Existenz im Raume. Da aber das Ich in dem Satze: Ich bin, nicht bloß den “Gegenstand der inneren Anschauung (in der Zeit), sondern das Subjekt des Bewußtseins, sowie Körper nicht bloß „die äußere Anschauung (im Raume)“, sondern auch „das Ding an sich selbst“ bedeutet, was dieser Erscheinung zugrunde liegt, so kann die Frage, ob die Körper (als Erscheinungen des äußeren Sinnes) außer meinen Gedanken in der Natur als Körper existieren„, ohne alles Bedenken verneint werden.“ Aber darin „verhält es sich gar nicht anders mit der Frage, ob ich selbst als Erscheinung des inneren Sinnes (Seele nach der empirischen Psychologie) außer meiner Vorstellungskraft in der Zeit existiere, denn diese muß ebensowohl verneint werden.“ „Der formale Idealismus .. . hebt wirklich den materiellen oder Cartesianischen auf. Denn wenn der Raum nichts als eine Form meiner Sinnlichkeit ist, so ist er als Vorstellung in mir ebenso wirklich als ich selbst, und es kommt nur noch auf die empirische Wahrheit der Erscheinungen in demselben an. Ist das aber nicht, sondern der Raum und Erscheinungen in ihm sind etwas außer uns Existierendes, so können alle Kriterien der Erfahrung außer unserer Wahrnehmung niemals die Wirklichkeit dieser Gegenstände außer uns beweisen“, Prol. § 49 (III 102 ff.). „Wenn ich von Gegenständen in Zeit und Raum rede, so rede ich nicht von Dingen an sich selbst, darum weil ich von diesen nichts weiß, sondern nur von Dingen in der Erscheinung, d. i. von der Erfahrung als einer besonderen Erkenntnisart der Objekte, die dem Menschen allein vergönnt ist. Was ich nun im Raume oder in der Zeit denke, von dem muß ich nicht sagen, daß es an sich selbst, auch ohne diesen meinen Gedanken, im Raume und der Zeit sei; denn da würde ich mir selbst widersprechen, weil Raum und Zeit samt den Erscheinungen in ihnen nichts an sich selbst und außer meinen Vorstellungen Existierendes, sondern selbst nur Vorstellungsarten sind, und es offenbar widersprechend ist zu sagen, daß eine bloße Vorstellungsart auch außer unserer Vorstellung existiere. Die Gegenstände also der Sinne existieren nur in der Erfahrung; dagegen auch ohne dieselbe oder vor ihr ihnen eine eigene, für sich bestehende Existenz zu geben, heißt so viel als sich vorstellen, Erfahrung sei auch ohne Erfahrung oder vor derselben wirklich“, Prol. § 52c (III 109f.).

„Die Anschauung eines Dinges als außer mir setzt das Bewußtsein einer Bestimmbarkeit meines Subjekts voraus, bei welchem ich nicht selbst bestimmend bin, die also nicht zur Spontaneität gehört, weil das Bestimmende nicht in mir ist. Und in der Tat kann ich mir keinen Raum als in mir denken.“ Durch den Raum aber bekommt die Vorstellung eines Objekts als außer mir zuerst Realität. Ich würde auch durch den Raum den „Begriff der Existenz von etwas außer mir“ bekommen, wenn nicht „der Begriff einer Relation, die zum commercio gehört und zwar als in der Wahrnehmung gegeben, zugrunde läge. Dieser Begriff aber ist der der bloßen Passivität in einem Zustande der Vorstellungen“. „Also ist die Möglichkeit, Dinge im Raum, in der Anschauung vorzustellen, auf dem Bewußtsein einer Bestimmung durch andere Dinge gegründet, welches nichts weiter als die ursprüngliche Passivität von mir bedeutet, bei der ich gar nicht tätig bin.“ — „Der Raum beweiset eine Vorstellung, die nicht aufs Subjekt als Gegenstand bezogen wird, denn sonst würde es die Zeitvorstellung sein. Daß sie nun darauf nicht, sondern unmittelbar auf etwas vom Subjekt Unterschiedenes als existierend bezogen wird, das ist das Bewußtsein des Objekts als Dinges außer mir.“ Der Raum ist die Form der Wahrnehmung des „Verhältnisses unseres Subjekts zu anderen Dingen“. „Denn wäre die Raumeswahrnehmung bloß auf uns selbst gegründet, ohne ein Objekt außer uns, so würde es wenigstens möglich sein, sich dieser Vorstellung als bloß im Verhältnisse zum Subjekt enthaltend bewußt zu werden. Da aber auf die letztere Art nur immer die Anschauung der Zeit herauskommt, so muß der Gegenstand, den wir uns als räumlich vorstellen, auf einer Vorstellung von etwas anderem als unserem Subjekte beruhen“, Lose Bl. D 11. Vgl. Idealismus, Objekt, Ding, Körper, Materie.