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Rudolph v. Ihering

Ihering hat die Ergebnisse einer besonders feinen Untersuchung vor das größere Publikum gebracht, die Behauptung nämlich (mehr als eine zuversichtliche Behauptung ist das Ergebnis nicht), dass die Arier unser heutiges Dezimalsystem in Maßen und Zahlen ursprünglich besessen hätten, dann aber durch das Duodezimalsystem der Semiten angesteckt worden wären. Dabei gehört Ihering bloß die seltsame Art, wie er die Einführung des Zwölfersystems begründet. Er phantasiert sich für seine Urzeit ein beinahe sozialistisch geregeltes Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammen und läßt das Zwölfersystem gewissermaßen aus der sozialen Frage der Urzeit hervorgehen. Gerade sechs Tage, nicht mehr und nicht weniger, könne der Mensch hintereinander arbeiten, ohne Schaden zu nehmen. Die W'oche beruhe also auf dein Zwölfersystem. Ein halbes Dutzend Arbeitstage fordere einen Ruhetag, aus dem nachher der jüdische Sabbath entstanden sei, ein Ruhe- und Freudentag ohne jede religiöse Bedeutung. Ihering scheint sich etwas einzubilden auf seine Eormel 6+1, und es fällt ihm nicht ein, dass diese Wroche notwendig zu einer Zeiteinteilung nach dem Siebenersystem hätte führen müssen, wie denn auch der alte Monat regelrecht 4 x 7 = 28 Tage hat. Naturwissenschaftliches Denken ist diesem Juristen so fremd, dass er auch die Einteilung des Tages in 2 x 12 Stunden und die Einteilung der hellen Tageshälfte in 4 x 3 Abteilungen auf eine Art Arbeitsvertrag zurückführt. Was er darüber sagt, liest sich alles sehr hübsch und unterstützt seine Hypothese von dem entscheidenden Einfluß der Babylonier. Für die Urheimat der Indoeuropäer wird damit nichts bewiesen.