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Hebräisch

Nachher wurde desto mehr gemogelt. Es kam in der Bibel eine Autorität auf, und wie ihr zuliebe das christliche Mittelalter die Begriffe fälschte, so fälschte eine Richtung des Humanismus die Etymologie. Hatte Gott mit Adam hebräisch gesprochen, so war Hebräisch die älteste Sprache; und stammten alle Sprachen von einer ab, wie alle Menschen von Adam, so waren die Wurzeln unserer europäischen Sprachen im Hebräischen zu finden. War die Etymologie der Alten (lucus a non lucendo sollte ja eine ernst gemeinte Erklärung sein) methodischer Wahnsinn, so war die alttestamentarische Etymologie der Renaissance Wahnsinn ohne jede Methode.

Eines aber müssen wir den Alten sowohl wie den Hebräisch-Gelehrten der Renaissancezeit zugute schreiben: die Griechen und nach ihnen ihre römischen Plagiatoren forschten nach dem Etymon, nach der echten Bedeutung, in dem Kinderglauben, auf diesem Wege zu erfahren, ob die Natur oder ein weiser Mann den Griechen respektive den Römern verraten habe, wie die Dinge wirklich heißen und von Rechts wegen heißen sollen. Den Griechen oder Römern, welche doch ganz unleidliche Chauvinisten waren, erschien ihre Sprache als die Sprache; während sie nach dem Ursprung ihrer Sprache forschten, glaubten sie nach dem Ursprung der Sprache zu fragen. Mit ebenso untauglichen Werkzeugen arbeiteten die Männer der Renaissance; aber sie hatten doch bei ihrer Zurückführung auf die Sprache Adams den Ursprung der menschlichen Sprache überhaupt im Sinne.