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Sklaven und Arbeiter

457.

Sklaven und Arbeiter. — Dass wir mehr Wert auf Befriedigung der Eitelkeit, als auf alles übrige Wohlbefinden (Sicherheit, Unterkommen, Vergnügen aller Art) legen, zeigt sich in einem lächerlichen Grade daran, dass Jedermann (abgesehen von politischen Gründen) die Aufhebung der Sklaverei wünscht und es auf’s Ärgste verabscheut, Menschen in diese Lage zu bringen: während Jeder sich sagen muss, dass die Sklaven in allen Beziehungen sicherer und glücklicher leben, als der moderne Arbeiter, dass Sklavenarbeit sehr wenig Arbeit im Verhältnis zu der des „Arbeiters“ ist. Man protestiert im Namen der „Menschenwürde“: das ist aber, schlichter ausgedrückt, jene liebe Eitelkeit, welche das Nicht-gleich-gestelltsein, das Öffentlich-niedriger-geschätzt-werden, als das härteste Los empfindet. — Der Zyniker denkt anders darüber, weil er die Ehre verachtet: — und so war Diogenes eine Zeitlang Sklave und Hauslehrer.