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Erklärung der Schadenfreude

27.

Erklärung der Schadenfreude. — Die Schadenfreude entsteht daher, dass ein jeder in mancher ihm wohl bewussten Hinsicht sich schlecht befindet, Sorge oder Neid oder Schmerz hat: der Schaden, der den andern betrifft, stellt diesen ihm gleich, er versöhnt seinen Neid. — Befindet er gerade sich selber gut, so sammelt er doch das Unglück des nächsten als ein Kapital in seinem Bewusstsein auf, um es bei einbrechendem eigenen Unglück gegen dasselbe einzusetzen: auch so hat er „Schadenfreude“. Die auf Gleichheit gerichtete Gesinnung wirft also ihren Massstab aus auf das Gebiet des Glücks und des Zufalls: Schadenfreude ist der gemeinste Ausdruck über den Sieg und die Wiederherstellung der Gleichheit, auch innerhalb der höheren Weltordnung. Erst seitdem der Mensch gelernt hat, in anderen Menschen seinesgleichen zu sehen, also erst seit Begründung der Gesellschaft gibt es Schadenfreude.