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I. Wesen der Sprache

Indem ich mich also anschicke, eine Kritik der menschlichen Sprache zu geben, muß ich — eben weil der Gegenstand meiner Untersuchung mit dem Mittel der Untersuchung gleich bezeichnet wird, durch das Wort "Sprache" nämlich — noch viel genauer, als das anderswo geschieht, die Begriffe prüfen. Mit dem Begriff "Kritik" freilich brauche ich mich nicht lange aufzuhalten. Kritik heißt von altersher die scheidende oder unterscheidende Tätigkeit des menschlichen Verstands; das aufmerksame Beobachten zweier ähnlichen Tatsachen muß notwendig zur Beachtung ihrer unterscheidenden Merkmale führen, wenn der Unterschied für unsere Organe groß genug ist; denn es gibt keine identischen Tatsachen. Wer also die Kritik einer Erscheinung verspricht, verspricht nicht mehr und nicht weniger als eine gewissenhafte Beobachtung oder Untersuchung dieser Erscheinung. Das kann jedermann mit gutem Gewissen tun, und das Ergebnis seiner Untersuchung hängt nachher nicht von seinem Willen ab, sondern von der beobachteten Wirklichkeit und von der Schärfe seiner Sinnesorgane.