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Münsterberg

Der beste Logiker aus dieser Forschergruppe ist Münsterberg; das hat er im großen durch die Analyse des Willensbegriffs, im kleinen durch die Ablehnung der Wundtschen Apperzeptionstheorie bewiesen. Sein Blick für die Schwächen des wissenschaftlichen Betriebs ist bewunderungswürdig. "Jede Spezialwissenschaft arbeitet mit Begriffen, die sie nicht selber prüft, und strebt nach Endzielen, deren Erreichbarkeit und deren Wert sie stillschweigend voraussetzt." (Grundzüge der Psychologie, I, 2.) Er durchschaut hie und da die Rolle der Sprache: daß erlernte Begriffe das Wirkliche zu interpretieren suchen (46); daß der psychophysische Parallelismus, den er freilich trotzdem nicht aufgibt, die provisorische Antwort ist auf die provisorischen Fragen einer provisorischen Wissenschaft (487); daß die vorgetragenen Anschauungen über die chemische Natur gewisser Prozesse im Gehirn nur Spekulationen sind (504); daß logische Zuordnungen physiologischer Prozesse ebensowenig Erklärungen sind wie die bloße Benennung eines Vorgangs (510); trotzdem steht Münsterberg unter dem Banne der Sprache, erklärt die Erkenntnis für die logisch wertvolle Bearbeitung der Wirklichkeit (58) und gründet seine psychologischen Sätze überhaupt gern auf Logik. Seine Versuchsreihen sind geistreicher und schlauer als die seines Lehrers, wobei ich das Lachen über die groteske Experimentfrage: "Wer ist bedeutender, Hume oder Kant?' (eine Frage, die nach den Regeln dieser psychologischen Versuchsreihe in kleinen Bruchteilen einer Sekunde beantwortet werden soll) unterdrücke. Münsterberg hat (Beiträge zur experimentellen Psychologie I, 3) die Zahlenwut der experimentellen Psychologie mit Recht getadelt; "die Zahlen für sich allein haben ja natürlich gar keinen Wert; nur die benannte, die möglichst klar und eindeutig benannte Zahl kann wissenschaftliche Bedeutung gewinnen, und doch liegt die Gefahr so nahe, Zahlen zu sammeln und Zahlen in ihren Verhältnissen zu prüfen und Zahlen zu erklären, ohne ernstlich die wichtigste Vorfrage zu erledigen, was jene Zahlen eigentlich bedeuten sollen, und für welche psychologischen Vorgänge sie eigentlich ein Maß sind."