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Einst und jetzt

Einst, tränend Auge! sahst du so hell empor!
    Einst schlugst du mir so ruhig, empörtes Herz!
          So, wie die Wallungen des Bächleins,
                Wo die Forell am Gestade hinschlüpft.

Einst in des Vaters Schoße — des liebenden,
    Geliebten Vaters — aber der Würger kam,
          Wir weinten, flehten, doch der Würger
                Schnellte den Pfeil; und es sank die Stütze!

Ha! du gerechte Vorsicht! so bald begann
    Der Sturm, so bald? — Doch — straft mich des Undanks nicht,
          Ihr Stunden meiner Knabenfreude,
                Stunden des Spiels und des Ruhelächelns!

Ich seh' euch wieder — herrlicher Augenblick!
    Da füttert ich mein Hühnchen, da pflanzt' ich Kohl
          Und Nelken — freute so des Frühlings
                Mich und der Ernt', und des Herbstgewimmels.

Da sucht' ich Maienblümchen im Walde mir,
    Da wälzt' ich mich im duftenden Heu umher,
          Da brockt' ich Milch mit Schnittern ein, da
                Schleudert' ich Schwärmer am Rebenberge.

Und o! wie warm, wie hing ich so warm an euch
    Gespielen meiner Einfalt, wie stürmten wir
          In offner Feldschlacht, lehrten uns den
                Strudel durchschwimmen, die Eich' ersteigen!

Jetzt wandl' ich einsam an dem Gestade hin,
    Ach keine Seele, keine für dieses Herz?
          Ihr frohen Reigen? Aber weh dir,
                Sehnender Jüngling! sie gehn vorüber!

Zurück denn in die Zelle, Verachteter!
    Zurück zur Kummerstätte, wo schlaflos du
          So manche Mitternächte weintest,
                Weintest im Durste nach Lieb' und Lorbeer.

Lebt wohl, ihr güldnen Stunden vergangner Zeit,
    Ihr lieben Kinderträume von Größ' und Ruhm,
          Lebt wohl, lebt wohl, ihr Spielgenossen,
                Weint um den Jüngling, er ist verachtet!