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Industriell

Industriell und Ableitungen, wie die Industriellen und der Industrialismus usf., sind Schlagworte, die der Graf Saint-Simon aufbrachte, welcher der Hoffnung lebte (Mundt, Gesch. d. Lit. der Gegenw. 1842, 268): „Die Industrialisierung der Welt sollte ein neues Rechtsverhältnis zwischen Arbeit, Fähigkeit und Lohn hervorbringen.“ Die Verwirklichung dieses neuen Arbeitsstaates suchte er seit 1817 unter diesen Stichworten vorzubereiten. In diesem Jahre erschien das Werk: L’industrie ou discussions politiques, morales et philosophiques usw. mit dem Motto: "Tout par l’industrie, tout pour elle.“

Es folgten Du Systeme industriel (1821 f.) und Catéchisme des industriels (1823), worin nicht nur S. 2 ff. wiederholt „La classe industrielle“ genannt wird, sondern auch S. 163 ff., an die Industriellen (industrialistes) nachdrücklich appelliert wird: "Nous les invitons d’arborer un nouveau drapeau et d’inscrire sur leurs banières la devise: industrialisme.“

Im Deutschen erscheinen die Ausdrücke seit der Julirevolution zumal. Siehe Gomberts Ausführungen in der ZfdW. 3, 180. Börne 8, 93 erwähnt am 9. Nov. 1830 im 13. Brief aus Paris noch erläuternd: „Die Industriellen, das heißt auf Deutsch: die miserablen Kaufleute und Krämer, die nichts haben als Furcht und Geld.“ Ähnlich 8, 102 (am 17. Nov.): „Das sind die Gutsbesitzer, die reichen Bankiers, die Krämer, die sich mit einem vornehmen Wort die Industriellen nennen. Diese Menschen, die fünfzehn Jahre lang gegen alle Aristokratie gekämpft — kaum haben sie gesiegt, .. und schon wollen sie für sich selbst eine neue Aristokratie bilden: eine Geld-Aristokratie, einen Glücks-Ritterstand.“ Industrialismus belegt Gombert im eigentlichen wie übertragenen Sinne in den dreißiger Jahren des öfteren, bei V. A. Huber (1834) und Gutzkow (1839). Vgl. auch Grenzb. 1842, 2. Sem. S. 313, wo im Hinblick auf das Treiben gewisser Charlatane, die keine gelernten Handwerker seien, geklagt wird: „Der Name eines „Industriellen“ ist leider durch diesen Unfug schon gar sehr in der allgemeinen Achtung gesunken, weil er freilich nur allzuoft gleichbedeutend ist mit dem eines „Industrie-Ritters", eines Gauners und Spitzbuben.“ Ferner Heine 6, 181 (1840) und 392 (1843), wo „der Geist der Bourgeoisie, der Industrialismus, der jetzt das ganze soziale Leben Frankreichs durchdringt“, erwähnt wird.

Der mächtige Aufschwung der Industrie seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat dann naturgemäß noch die moderne Bezeichnung des Großindustriellen beschert.