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Gigerl

Gigerl, ein vom mhd. giege, giegel (Narr) abgeleitetes Wiener Dialektwort zur Bezeichnung eines auffallenden Modegecken, nach Dundatscheks Versicherung ZfdU. 7, 692 zuerst vom Zeichner des „Figaro“ Hans Schließmann aufgenommen und dann von dem Redakteur und Humoristen Ed. Pötzl, sowie von Vincenz Chiaoacci in Wiener Schilderungen weiter verbreitet. Pötzl selbst erklärte nach den Mitteilungen in ZsdU. 8, 539 f.: „Erst 1885—86, als in Wien plötzlich eine wahre Epidemie von grotesken Modenarrheiten entstand, kam mir der „Gigerl“ wieder in den Sinn und ich nahm mir die Freiheit, unter diesem Titel die Herren mit den aufgestülpten Hosen, mit den zu langen Röcken und zu kurzen Überziehern, mit den „gespitzten Böcken“ (Schuhen), schreckbar hohen Halskragen und unsäglich gezierten Bewegungen in einer Reihe von Aufsätzen naturgeschichttich zu beschreiben. Das ist mein ganz bescheidenes Verdienst an der Sache; für die Unsterblichkeit der „Gigerln“ hat Hans Schließmann durch seine typischen Zeichnungen weit ausgiebiger gesorgt.“ Derselbe Schriftsteller spricht Z. B. 1889 in den „Leuten von Wien“ (Recl. 2629 f.) S. 189 von „Bezirksgigerln“ oder 1892 im „Herrn von Nigerl und anderen humoristischen Skizzen“ (Recl. 3005 f.) S. 139 vom Prater-Gigerl, S. 140 von „Mordsgigerln“, S. 143 vom „Subalterngigerl“ und konstatiert S. 146, dass das ca. 1885 von Wien aus in Kurs gesetzte Stichwort in kürzester Zeit allgemein durchgedrungen sei: „Unsere unwiderstehlichen Mitbürger und Freunde, die Gigerln, haben, seitdem es mir vor Jahren vergönnt war, sie meinen verehrten Lesern zum erstenmale vorzustellen, ein ungeahntes Glück gemacht. Weit über die Wiener Linien hinaus ist ihr Ruhm gedrungen. Die kleinste Provinzstadt kennt sie dem Namen nach, und sogar im deutschen Reiche spricht man von den Wiener Gigerln mit demselben Verständnis wie von den Pariser Pschütteux, freilich ohne sie noch nachzuahmen. In Wien wurden sie in Wort und Bild, in Theaterstücken und schließlich gar in Schusterreklamen so lange gefeiert, bis jetzt jedes zweijährige Kind weiß, was und wer ein Gigerl ist.“