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Agitator

Agitator, von Murray 1, 184 seit 1780 (Burke) als politisches Stichwort belegt, wurde Anfang der neunziger Jahre auf die französischen Demokraten übertragen und drang ziemlich gleichzeitig auch nach Deutschland herüber. Vgl. den Neuen Deutschen Merkur 1792, 2. Bd. S. 360, wo ein französischer Korrespondent über das Geschrei der dortigen „Agitatoren, der Jacobinischen Journalisten und republikanischen Freiheitsschwärmer“ berichtet und dann S. 365 „von den sogenannten Jacobinern“ schreibt: „Ich gestehe, dass einige unter diesen letzteren den Namen der Agitateurs, womit sie seit kurzem von ihren Gegnern belegt werden, so gut verdienen, als die ehmals so berüchtigten Agitators unter der Parlaments-Armee in den letzten Jahren des unglücklichen Königs Carl I. von England.“

Auch der Herausgeber Wieland nimmt dazu S. 375 das Wort und zitiert als Erklärung aller guten Bürger, dass sie „diese herrschsüchtigen Demagogen, die durch ihre Agitators, Journalisten und Libellisten das unaufhörlich von ihnen bearbeitete, geängstigte und ausgehetzte Volk in einem immerwährenden Zustand der Insurrekzion zu erhalten suchen“ — nicht länger dulden wollen.

Später haben sich namentlich der irische Agitator D’Connell und der deutsche Agitator Lassalle einen großen Namen gemacht. Jetzt wird der Ausdruck mit Vorliebe auf sozialdemokratische Hetzapostel angewandt. Die ursprünglich gleichbedeutenden Worte Agitation und agitieren haben den Beigeschmack des Tadels ziemlich verloren, ohne damit zugleich die politische Färbung abzustreifen.