22. Ergebenheit seiner Anhänger


Aber weshalb halten sich wohl einige so gern seit langer Zeit zu mir? [33c] Das habt ihr gehört, Athener, ich habe euch die ganze Wahrheit gesagt, dass sie nämlich diejenigen gern mögen ausforschen hören, welche sich dünken, weise zu sein, und es nicht sind. Denn es ist nicht unerfreulich. Mir aber ist dieses, wie ich behaupte, von dem Gotte auferlegt zu tun durch Orakel und Träume und auf jede Weise, wie nur je göttliche Schickung einem Menschen etwas auferlegt hat zu tun.

Dies, ihr Athener, ist ebenso wahr als leicht zu erweisen. Denn wenn ich von unsern Jünglingen einige verderbe, [d] andere verderbt habe, so würden doch, wenn einige unter ihnen bei reiferem Alter eingesehen hätten, dass ich ihnen je in ihrer Jugend zum Bösen geraten, diese selbst jetzt aufstehen, um mich zu verklagen und zur Strafe zu ziehen; wollten sie aber selbst nicht, so würden irgend welche von ihren Verwandten, Eltern, Brüder oder andere Angehörige, wenn ich ihren Verwandten irgend Böses zugefügt, es mir jetzt gedenken. Auf jeden Fall sind ja viele von ihnen hier zugegen, die ich sehe, zuerst hier Kriton, mein Alters- und Gemeindegenosse, der Vater dieses Kritobulos; [e] dann Lysanias aus Sphettos, dieses Aischines Vater; auch Antiphon aus Kephisia, des Epigenes Vater. Und andere sind diese, deren Brüder meines Umganges gepflogen, Nikostiatos, des Theosdotides Sohn, der Bruder des Theodotos, und zwar ist Theodotos tot, der ihn also nicht kann beschwichtigt haben; und Paralos, des Demodokos Sohn, dessen Bruder Theages war: und Adeimantos, des Ariston Sohn, der Bruder dieses Platon; [34a] und Aiantodoros, dessen Bruder dieser Apolldoros ist. Und noch viele andere kann ich euch nennen, von denen doch vor allen Dingen Meletos in seiner Rede irgend einen zum Zeugen sollte aufgerufen haben. Hat er es aber damals vergessen, so rufe er noch einen auf, ich gebe es nach, und er sage es, wenn er so etwas hat! Allein hiervon werdet ihr ganz das Gegenteil finden, ihr Männer, alle willig mir beizustehen, mir dem Verderber, dem Unheilstifter ihrer Verwandten, wie Meletos und Anytos sagen. [b] Denn die Verführten selbst könnten vielleicht Grund haben, mir beizustehen; aber die unverderbten, schon reiferen Männer, die ihnen verwandt sind, welchen andern Grund hätten diese, mir beizustehen, als den gerechten und billigen, dass sie wissen, Meletos lügt, ich aber rede die Wahrheit?


 © textlog.de 2004 • 19.03.2024 12:01:18 •
Seite zuletzt aktualisiert: 06.01.2006 
bibliothek
text
  Home  Impressum  Copyright