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Zitrone

Zitrone (Citrus, von Citrus medica Linn.). Die gemeine Zitrone ist nicht allein eine beliebte Frucht in der Haushaltung, sondern wird auch vielfach arzneilich benutzt. Die Zitronenschalen (Cortices Citri) sind, wie die Pomeranzenschalen, als ein sanftes bitter-gewürzhaftes Mittel bei leichten Graden von schlechter Verdauung ohne Unreinigkeiten der ersten Wege, bei Flatulenz, hypochondrischen Beschwerden etc. bekannt. Ein sehr guter Magenwein, der angenehmer, als die anderen Arzneiweine (s. d.) schmeckt, ist dieser:

Nr. 61. Nimm: die Schale von einer frischen Zitrone, von einer saftigen Pomeranze und einer solchen Apfelsine, auch zwei Quäntchen Fenchelsamen und ein Lot Angelikawurzel, zerschneide und zerquetsche alles und bringe es in eine Glasflasche, worauf ein Maß guter Madeirawein kommt. Das Ganze wird zwei bis drei Tage der Wärme ausgesetzt, durchgeseiht und zum Gebrauch konserviert. Dosis: nach Umständen ein- bis dreimal täglich ein halbes Weinglas roll. — Den Rückstand kann man noch zu einem magenstärkenden Schnaps benutzen, indem man einen Pott (= 32 Unzen) guten Kümmelbranntwein darauf gießt, etwas Nelken und Zimt zusetzt und das Ganze zwei Tage in der Wärme ziehen lässt.

Der Zitronensaft (Succus Citri) wird vielfältig in der Apotheke, wie in der Haushaltung benutzt. Die gewöhnliche Limonade besteht aus frischem Zitronensaft vier Esslöffel voll, frischem Wasser ein Maß und so viel weißem Zucker oder Himbeersaft, dass es angenehm säuerlich-süß schmeckt. Dieses kühlende Getränk ist Allen, welche an Blutwallung, Herzklopfen leiden, so wie allen Kranken in der Fieberhitze sehr zuträglich. Es ist auch im Sommer für Gesunde ein erquickendes Getränk, und wird dann gewöhnlich noch etwas Wein zugesetzt, der aber für Kranke nicht immer passt. Die Vorschrift zu einer guten Limonade im Magdeburger Kochbuche (Bd. J. S. 390. 1823) ist diese:

Nr. 62. Man reibt von sechs Zitronen die gelbe Schale auf ein viertel Pfund Zucker ab, drückt den Saft derselben aus, und gießt ihn durch ein Haarsieb unter ein Maß frisches Brunnenwasser, tut die Zitronenschale und den Zucker in kleine Stücke geschlagen dazu, und wenn er geschmolzen ist, gießt man die Limonade durch ein leinenes Tuch, füllt sie in eine gläserne Bouteille, und setzt sie in einen kalten Keller oder auf Eis. Man kann auch, statt Wassers allein, halb weißen Wein und Wasser nehmen.

Der Zitronensaft ist in allen den Fällen nützlich, wo man sich des Essigs (s. d.) bedient. Er unterscheidet sich aber von letztem dadurch, dass er nicht so flüchtig ist und sein anhaltender Gebrauch leichter den Magen angreift, was selbst Gesunde schon einen Tag nach dem Genüsse eines zu sehr mit Zitronensaft gesäuerten Punsches wahrnehmen. (Neumann.)

Ein Offizier, der in Westindien am gelben Fieber litt, glaubt seine Erhaltung einem Mittel zu verdanken zu haben, das zwei Mulattenmädchen bei ihm anwandten. Sie legten den Kranken in einen Trog, drückten den Saft von fünfzig Zitronen auf ihn aus, und rieben diesen anhaltend mit den Händen in die Haut ein. Es ist bekannt, dass auf den Antillen nicht Ärzte, sondern Mulattinnen die meisten am schwarzen Erbrechen Erkrankten behandeln. (Osiander a. a. O. S. 319.)

Wo alles Andere vergebens versucht war, hat man den innerlichen Gebrauch des Zitronensafts im hysterischen Herzklopfen heilsam gefunden. (Whytt, On nervous discorders in ej. Works, p. 649.) Auch gegen den Skorbut ist der Zitronensaft sehr schätzbar (s. Birkensaft). Äußerlich dient derselbe, noch mehr aber die Zitronensäure (Acidum citricum), zur Heilung von Flechten und anderen langwierigen Hautausschlägen, auch zur Verhütung des Ausfallens der Haare und zur Beförderung ihres Wachsthums. Hier lobt Bluff folgende Salbe:

Nr. 63. Nimm: Cantharidentinktur, anderthalb Quäntchen, Essigsäure, ein halbes Quäntchen, Schweinefett, zwei Lot, Bergamott- und Zitronenöl, von jedem drei Tropfen. — Mit dieser Salbe wird das kahle oder dünnhaarige Haupt zweimal täglich an allen Stellen, wo es nötig tut, eingerieben.

Gegen Brust- und Bauchwassersucht hat man in neuerer Zeit den Zitronensaft in großen Dosen und anhaltend (von 100 — 200 Stück Zitronen binnen zwei bis drei Wochen) mit Zuckerwasser genommen, sehr empfohlen.

Das Zitronenöl (Oleum Citri) ein wohlfeiles und angenehm riechendes Öl, wird des Wohlgeruchs wegen häufig zu Haarpomaden genommen.

Nach Brera ist folgendes Mundwasser gegen stinkende Mundgeschwüre zu empfehlen:

Nr. 64. Nimm: Rotwein, eine halbe Flasche, Zucker und Zitronensaft, von jedem zwei Lot.

Das echte Kölsche Wasser (Aqua coloniensis) ist, nach Tromsdorf, auf folgende Weise zu bereiten:

Nr. 65. Nimm: wesentliches Pomeranzblumen-, Pomeranzen-, Bergamott-, Rosmarin- und Zitronenöl, von jedem zwölf Tropfen, kleine Cardamum, ein Quäntchen, Alkohol, ein Maß, destilliere das Ganze 36 Stunden im Wasserbad. Der Gebrauch dieses wohlriechenden beliebten Wassers gegen Ohnmachten, Schwächegefühl, Mattigkeit als äußerliches belebendes Riech- und Waschmittel ist bekannt. Bei rein nervösem Magenkrampf und Blähungskolik nehmen manche Damen auch 20—30 Tropfen Eau de Cologne mit Zuckerwasser ein, und die gute Wirkung folgt bald, indem viele Blähungen nach unten abgehen.

Ein wohlriechender Räucherspiritus ist, nach der Pharmacopoea Saxonica, dieser:

Nr. 66. Nimm: Zitronen-, Bergamott- und Lavendelöl, von jedem ein Quäntchen, Essignaphtha, ein Lot.