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Jacob Voorhoeve Homöopathie in der Praxis III. Behandlung der Krankheiten und erste Hilfe VI. Krankheiten des Nervensystems

[30. Hypochondrie]

30. Hypochondrie ist ein viel verbreitetes Übel, welches besonders bei Männern zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr vorkommt. Es kann durch übermäßiges Studieren, anstrengende Kopfarbeit, anhaltende Gemütsbewegungen, Sorgen oder Kummer, Selbstbefleckung oder ausschweifendes Leben, durch eine vorwiegend sitzende Lebensweise oder auch durch den Mangel einer nützlichen Beschäftigung, endlich auch durch den Umgang mit an derselben Krankheit Leidenden verursacht werden. Die hypochondrische Gemütsstimmung ist die beklagenswerte Folge eines allgemeinen Krankheitsgefühles, welches der Kranke nicht näher beschreiben kann, und wodurch er sich einbildet, bald an dieser, bald an jener Krankheit zu leiden. Heute untersucht er ganz peinlich seinen Puls, Herzschlag, Urin oder Stuhlgang und denkt, daß er die Schwindsucht oder eine Herzkrankheit habe, morgen befürchtet er einen Schlaganfall oder gar eine unheilbare Rückenmarkskrankheit zu bekommen. Solche Kranke sind sich selbst und anderen oft zur Last, versuchen alle Geheimmittel und Quacksalbereien und laufen von einem Arzte zum andern.

Die Behandlung ist begreiflicherweise schwierig, da der Kranke nicht die nötige Energie und Willenskraft hat, bei einer angefangenen Kur auszuhalten. Am meisten Erfolg hat der Arzt, welcher es versteht, das verloren gegangene Selbstbewußtsein und das Ehrgefühl des Kranken aufzuwecken, sodaß der Kranke zu einer nützlichen Tätigkeit und zu einer verständigen Lebensweise zurückkehrt. Abwechslung in der Umgebung, Körperbewegung in der frischen Luft, leichtverdauliche Speisen, welche besonders reich an Nährsalzen sein müssen, und die Sorge für geregelten Stuhlgang sind Hauptbedingungen für die Heilung. Wichtig sind auch Luftbäder, in der freien Luft oder im Zimmer genommen, da dieselben die Willenskraft anregen und die melancholische Gemütsstimmung verscheuchen helfen. Von den homöopathischen Mitteln nennen wir als besonders wirksam Nux vomica und Sulfur in hohen und niederen Potenzen abwechselnd einzunehmen, während Arsenicum und Aurum besonders bei großer Schwermut und Lebensüberdruß angezeigt sind. Ist das Übel infolge von Selbstbefleckung oder Samenergießungen entstanden, dann passen Phosph. acid. 3—6, China 3 und Ferr. phosph. VI nebst Anwendung kalter Sitzbäder.



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