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Jacob Voorhoeve Homöopathie in der Praxis III. Behandlung der Krankheiten und erste Hilfe XII. Kinderkrankheiten

[42. Masern]

42. Masern sind sehr ansteckend und treten meistens epidemisch auf. Man unterscheidet gut- und bösartige Epidemien. Im Winter tritt die Krankheit meistens gefährlicher auf als im Sommer. Gewöhnlich zeigen sich 8—10 Tage, nachdem die Ansteckung stattgefunden hat, die ersten Erscheinungen, welche in Erkältungshusten, Fieber und Entzündung der Augen bestehen.

Nach 3—4 Tagen kommt der Masernausschlag, welcher in kleinen, runden, roten Flecken, zuweilen auch Pustelchen oder Bläschen besteht, zuerst am Gesicht, hernach am Halse, auf der Brust und auf dem Rücken und schließlich an den Armen und Beinen zum Vorschein. Die Flecken fließen bald ineinander; durch Druck mit dem Finger verschwindet die rote Farbe, kehrt jedoch, sobald der Druck nachgelassen hat, von der Mitte des Fleckens nach der Peripherie zurück (bei Scharlach ist das Umgekehrte der Fall). Nach weiteren 3—4 Tagen verschwindet der Ausschlag wieder in derselben Reihenfolge seines Erscheinens und ihm folgt eine zuweilen sehr geringe Hautabschuppung. In bösartigen Epidemien findet ein Bluterguß in die Flecken statt (schwarze Masern), auch typhöse Fieber kommen dabei vor.

Die Nachkrankheiten der Masern sind meistens gefährlicher und langwieriger als die Masern selbst; hierzu gehören besonders: Luftröhren- und Lungenkatarrh, Lungenentzündung, sogar Lungenschwindsucht, Krupp- oder Keuchhusten und chronische Augen-und Ohrenentzündungen, welche besonders bei skrofulösen Kindern leicht vorkommen.

Die Behandlung bestehe in Bettruhe in einem nicht über 18° C. erwärmten Zimmer; grelles Licht sollte vermieden werden, dagegen ist reichliche Lüftung empfehlenswert, wobei jedoch direkter Luftzug vermieden werden muß. Im Anfang halte man Fieberdiät (s. Seite 79) ein, später verabreiche man jedoch kräftigere Nahrung. Die Kranken sollten im Bett bleiben, bis der Ausschlag gänzlich verschwunden ist, dann dürfen sie warm gebadet werden; in der kälteren Jahreszeit ist es ratsam, die Kranken 4 Wochen im Hause zu behalten. Leichtere Fälle werden mit Aconit. 4, das durch das Fieber und den trockenen Husten angezeigt ist, behandelt; bei Kopfschmerzen und Phantasieren paßt Bellad. 4; bei Ohrenkrankheiten Pulsat. 4; bei heftigem Tränen der Augen Euphras. 3; bei Krupphusten Spongia 2 und Ammon. bromat. 2; bei Lungenentzündung Phosph. 5; bei Keuchhusten Cupr. acet. IV; in bösartigen Fällen ist Arsen. alb. 5—6 von Nutzen; wird der Ausschlag plötzlich unterdrückt oder kommt er nicht richtig zum Vorschein, dann ist Sulfur VI, nebst warmen Bädern, angezeigt. Übrigens unterlasse man es nie, bei ernst auftretenden Symptomen einen Arzt hinzuzuziehen, da Nachkrankheiten sich manchmal, vom Laien unbemerkt, schleichend entwickeln. Nach der Heilung gebe man blutarmen und Skrofulosen Kindern einige Wochen lang ab und zu eine Gabe Sulfur VI—XII.



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