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Jacob Voorhoeve Homöopathie in der Praxis III. Behandlung der Krankheiten und erste Hilfe XII. Kinderkrankheiten

[29. Keuchhusten]

29. Keuchhusten ist eine ansteckende Krankheit, welche Erwachsene nur selten, Kinder im Alter von 1—8 Jahren jedoch am meisten befällt. Diese Krankheit, welche durch periodisch auftretende Hustenanfälle gekennzeichnet ist, wird durch mikroskopisch kleine Spaltspilze, welche sich in den Schleimhäuten der Atmungsorgane aufhalten und dort vermehren, verursacht. Da diese Krankheitskeime sich auch in dem vom Kranken ausgehusteten Auswurf und in der von ihm ausgeatmeten Luft befinden, ist eine Ansteckung um so eher möglich, je mehr Kinder auf engem Raum zusammenwohnen. Der Anfang der Krankheit hat viel Ähnlichkeit mit einem gewöhnlichen Erkältungshusten. Meistens husten die Kinder nachts mehr wie tagsüber; zeigen sich daher derartige Erscheinungen bei gesunden Kindern während einer herrschenden Keuchhusten-Epidemie, so kann man Keuchhusten vermuten und sofort die dagegen angegebenen Mittel anwenden. Nach 8 bis 14 Tagen nimmt der Husten einen andern Charakter an, er wird krampfhaft und ist an dem damit verbundenen erschwerten, pfeiffenden oder ziehenden Atmen, wobei das Gesicht rot oder blau wird, kenntlich, während jetzt nach einem Hustenanfall öfters Erbrechen oder zuweilen sogar Nasenbluten auftritt. Die Hustenanfälle folgen einander in stets kürzer werdenden Zwischenpausen, während das Kind schwächer wird und den Appetit verliert. Nach einiger Zeit wird die Schleimabsonderung reichlicher, der Husten wird loser und verliert seinen kramphaften Charakter, während die Hustenanfälle allmählich kürzer und seltener werden. Die ganze Dauer der Krankheit beträgt 6 bis 18 Wochen. Obwohl der Tod selten im Hustenanfall selbst eintritt, sterben doch nach der Statistik mehr Kinder am Keuchhusten, als am Scharlach, und zwar ergibt sich dieses ungünstige Resultat aus den Nachkrankheiten des Keuchhustens, welche als Lungenentzündung, Lungenerweiterung oder gar Lungenschwindsucht, besonders schwächlichen und blutarmen Kindern gefährlich werden können.

Bei der Behandlung leisten die homöopatischen Mittel solche vorzügliche Dienste, daß derjenige, welcher sie einmal versucht hat, selten zu andern Mitteln seine Zuflucht nehmen wird. Die besten Resultate haben wir wiederholt von Cupr. acet. IV, 4 mal täglich eine Messerspitze trocken genommen, gesehen. Hiermit fange man beim ersten Auftreten der genannten Krankheitserscheinungen an und bleibe einige Wochen bei diesem Mittel. In Verbindung mit täglichen Abreibungen der Brust und des Rückens mit Franzbranntwein und Wasser, Aufenthalt im Zimmer bei kalter, rauher Witterung und bei Fieber im Bett, wirkt dieses Mittel sehr günstig, sodaß die Hustenanfälle bald an Zahl und Heftigkeit abnehmen und Nachkrankheiten meistens ganz vermieden werden. Ist jedoch der Husten bellend und trocken, während der Hals schmerzt und das Gesicht und die Augen rot sind, dann hilft Bellad. 4 im Anfang manchmal noch besser. Bei heftigem Erbrechen oder Nasenbluten paßt Ipecac. 4 als Zwischenmittel sehr gut. Ferner kommen noch in verschiedenen Fällen und Epidemien Coccus cacti III, Drosera 3, Antim. sulf. aur. III (bei reichlicher Schleimabsonderung), Hyoscyam. 4 oder Veratr. 4 in Betracht. Bei Komplikationen und Nachkrankheiten ziehe man stets einen Arzt zu; als Nachkur sind Arsen. alb. 4, China 3 und Ferr. phosph. VI zu empfehlen. Sehr wichtig ist es, die Kinder während der ganzen Krankheit kräftig zu ernähren, man verabreiche ihnen deshalb, besonders nach jedem Erbrechen, leicht verdauliche, kräftige Nahrung, wie Milch, weiche Eier u. s. w. Bei heftigen Hustenanfällen, bei welchen Erstickungsgefahr vorhanden ist, halte man den Kopf des Kindes fest, ziehe den Unterkiefer nach vorne und nach unten und suche den Schleim mit dem Finger aus dem Halse zu entfernen. Auch kann man kaltes Wasser ins Gesicht spritzen, wenn das Kind den Atem zu lange anhält. Die Luft im Wohn- und Schlafzimmer soll rein, erwärmt und nicht zu trocken sein. Eine gänzliche Luftveränderung hat zuweilen ausgezeichneten Erfolg.

Die Vorbeugungsmaßregeln bestehen im Vermeiden des Zusammenseins mit an Keuchhusten leidenden Kindern. Die Absonderung der gesunden Kinder von den kranken in demselben Haushalt hat jedoch wenig Zweck, da die Kinder gewöhnlich schon verseucht sind, ehe die Krankheit richtig erkannt wird. Dagegen ist es ganz am Platze, keuchhustenkranke Kinder erst dann wieder zur Schule gehen und mit andern Kindern verkehren zu lassen, wenn die Hustenanfälle ganz aufgehört haben. Schließlich ist während einer herrschenden Keuchhusten-Epidemie jeder Erkältungshusten sorgsamst zu behandeln.



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