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Jacob Voorhoeve Homöopathie in der Praxis III. Behandlung der Krankheiten und erste Hilfe XV. Erste Hilfe bei plötzlichen Unfällen

[Wunden und Verletzungen]

11. Wunden und Verletzungen entstehen durch Stoß oder Fall, stumpfe Gewalt, Stich, Hieb, Schnitt, Schuß oder Explosion u. s. w. und werden in der Neuzeit am häufigsten durch Maschinen verursacht.

Bei Quetschungen ist die Haut nicht verletzt, sondern nur schmerzhaft, rot und geschwollen; Ruhe des verletzten Körperteiles in erhöhter Lage und Kaltwasserumschläge, denen etwas Arnica-Tinktur, (1 Teelöffel auf ½ Liter Wasser) zugesetzt werden kann, genügen meistens zur Heilung. Bei Verletzungen der Eingeweide oder bei Gehirnerschütterung, wobei Erbrechen und Bewußtlosigkeit hinzutreten, gebe man bis zur Ankunft des Arztes, welcher sofort zu benachrichtigen ist, ¼ stündlich 5 Tropfen Arnica 3 in einem Löffel Wasser und lege eine Wärmflasche an die Füße, wenn dieselben kalt sind.

Bei Wunden ist die Haut verletzt und die tiefer liegenden Gewebe, Muskeln, Blutgefäße und Nerven sind mehr oder weniger gequetscht oder gar zerstört; auch treten in diesen Fällen meistens Blutungen auf. Rieselt das Blut in schwachem Strom aus der Wunde, dann sind nur die kleinen Haargefäße verletzt und die Blutung steht gewöhnlich von selbst, oder nach Ausübung eines starken Drucks auf die Wunde. Fließt dagegen dunkelrotes Blut in gleichmäßigem, stärkerem Strahl aus der Wunde, dann ist eine Ader verletzt und spritzt hellrotes Blut in ungleichmäßigem Strahl aus der Wunde hervor, dann ist eine Schlagader verletzt. Sofortige Hilfe tut in diesen Fällen Not, da jede länger anhaltende Blutung mit Lebensgefahr verbunden ist. Ist ein Arzt zur Stelle, dann wird er durch das Unterbinden des verletzten Blutgefäßes die Blutung zum Stehen bringen können; ist jedoch keine sachverständige Hilfe zur Hand, dann übe man auf die Wunde, oder, falls dies nicht genügen sollte, unterhalb der Wunde, wenn das Blut einer Ader und oberhalb der Wunde, wenn es einer Schlagader entstammt, einen starken Druck aus. Befindet sich die blutende Wunde an den Gliedmaßen, dann schnüre man den verwundeten Körperteil mit einer elastischen Binde, z. B. einem Strumpfbande oder einem Hosenträger, so fest wie möglich, bis die Blutung steht. Diese feste Umschnürung darf jedoch nicht länger als eine, höchstens zwei Stunden dauern, da sonst das Glied anschwillt und sogar Brand des umschnürten Gliedes die Folge sein kann.

Die weitere Wundbehandlung besteht in dem Reinigen der Wunde von Fremdkörpern und Schmutz, dem Vereinigen der Wundränder durch geeigneten Druck oder durch schmale Heftpflasterstreifen (die Naht bei größeren Wunden muß selbstverständlich vom Arzte gelegt werden) und dem Verbinden mit dem auf Seite 33 und 34 beschriebenen Arnica-Alkohol-Verband. Von größter Wichtigkeit ist schließlich die Beobachtung peinlicher Reinlichkeit bei der Behandlung sowohl frischer, als veralteter Wunden. Man wasche sich deshalb stets die Hände mit Seife, ehe man an die Behandlung einer Wunde herantritt und bringe vor allem weder Schwämme oder beschmutzte Leinwand noch Pflaster oder Spinngewebe mit der Wunde in Berührung, wie dies unvernünftigerweise noch oft genug geschieht, sondern benutze stets nur reine Verbandwatte und saubere Binden. Ferner ist bei allen Quetschungen oder Verwundungen ernsterer Art der innerliche Gebrauch von Arnica 3 oder Hamamelis-Extrakt von Nutzen. Entsteht in einer Wunde sog. wildes Fleisch, dann leistet das Betupfen mit Argent. nitr. 2 gute Dienste.



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10. Verbrennungen ersten, zweiten und dritten Grades - 12. Wundinfektion und Blutvergiftung; Insektenstiche; Schlangenbisse; Bisse von tollen Hunden