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Jacob Voorhoeve Homöopathie in der Praxis III. Behandlung der Krankheiten und erste Hilfe I. Charakteristik der wichtigsten homöopathischen Arzneimittel

24. Mercurius

Von den 15 Quecksilber-präparaten, welche in der homöopathischen Pharma­kopoe erwähnt sind, nennen wir als die bekanntesten und gebräuchlichsten: Mercurius solubilis, welches von Hahnemann erfunden und noch stets nach ihm benannt wird, Mercurius corrosivus (Ätzsublimat) und Mercurius cyanatus (Zyanquecksilber).

Gebräuchliche Präparate von Mercurius solubilis: 4. und höhere Dezimal­verreibungen und Verdünnungen nicht unter der 10. Dezimalpotenz; von Mercurius corrosivus und Mercurius cyanatus: 5. und höhere Dezimalverdünnungen.

 

Wirkung. Die verschiedenen Quecksilberpräparate scheinen, sobald sie in das Blut übergegangen sind, in der Hauptsache dieselbe Wirkung zu haben, jedoch finden sich dabei kleine Unterschiede, sodaß in bestimmten Krankheitsfällen gewisse Präparate den anderen vorgezogen werden.

Die allgemeine Wirkung ist tief eingreifend und erstreckt sich auf das Blut (zuerst Vermehrung, hernach Verminderung der roten Blutkörperchen) und auf alle Organe, besonders auf die Drüsen und die Leber. Der fortgesetzte Gebrauch zu großer Gaben kann sogar zu gänzlicher Zerstörung der Gewebe führen.

Rascher, schwacher Puls, Fieber, verbunden mit reichlichem Schweiß, wo­durch die Beschwerden jedoch nicht gebessert werden. — Druckempfindung im Kopf, Schwindel, Kopfschmerzen, allgemeine Mattigkeit, erregte Gemüts­stimmung, von größter Niedergeschlagenheit gefolgt.— Heftiges Niesen mit Absonderung einer ätzenden Flüssigkeit, welche die Nasenlöcher und Oberlippen wund macht. Trockener, hohler Husten mit Fieber und geringer Absonderung zähen Schleimes. — Trockene, geschwollene Lippen, weißbelegte Zunge, leichtblutendes Zahnfleisch mit Lockerwerden der Zähne, Geschwüre im Munde, am Gaumen, auf der Zunge und an der Innenseite der Backen, Speichelfluß, übelriechender Atem, gelblich-grauer Belag auf den Mandeln, klopfende Zahnschmerzen mit einem Gefühl, als ob die Zähne zu lang sind. — Ohrenschmerzen und Schwellung des äußeren Gehörganges und Ausschlag in und hinter den Ohren. — Röte und Schwellung der Augenlider, Jucken und Brennen der Augen, Lichtscheu, Absonderung von Tränen oder eiterigem Schleim mit Bläschen und Geschwüren auf der Hornhaut. — Übelriechender, trockener oder nässender Ausschlag auf dem Kopf mit Haarausfall und Schwellung der Halsdrüsen, besonders bei Kindern mit Neigung zum Schwitzen, mit schmutzig-grauer Gesichtsfarbe. — Druck und schmerzhaftes Gefühl in Magen- und Lebergegend, heftige Schmerzen und Kollern im Leibe, gefolgt von schleimigem, grünlichem Durchfall. Blutiger Durchfall mit heftigen Schmerzen bei der Entleerung, gefolgt von erneutem Stuhldrang. — Brennende Schmerzen beim Wasserlassen mit Absonderung dicken, gelblichen Schleimes. Scharfer Weißfluß bei Frauen mit heftigem Jucken der Geschlechtsteile. — Schmerzen in den Gelenken und Knochen, nachts schlimmer, zuweilen unerträglich, oft begleitet von Schweiß, wodurch die Schmerzen jedoch nicht gelindert werden.

Charakteristische Kennzeichen. Verschlimmerung der Schmerzen bis zur Unerträglichkeit nachts im Bett; Besserung gegen Morgen; große Neigung zum Schwitzen, wodurch die Beschwerden jedoch nicht gebessert werden.

Anwendung bei Kranken: Mercurius paßt für jedes Alter und fast jede Konstitution und ist ein unentbehrliches Mittel bei einer großen Zahl akuter und chronischer Krankheiten. Es ist u. a. von großem Nutzen bei Halsentzündung, Mandel- und Zahnfleischentzündung, bei bestimmten Krankheiten der Eingeweide, der Leber, der Blase und der Geschlechtsorgane, bei Tripper und Syphilis, bei akutem Gelenkrheumatismus und bei verschiedenen Drüsen- und Knochenkrankheiten, besonders bei skrofulösen Personen. Bei Diphtherie wird Mercurius cyanatus, bei der Ruhr Mercurius corrosivus vorzugsweise angewendet. Bei syphilitischen Affektionen haben die höheren Verdünnungen nach dem Urteil der meisten homöopathischen Ärzte nur geringe Wirkung, während andererseits zu große Gaben oft mehr schaden als nützen. Am besten und angenehmsten wirken die niedrigen, 3. bis 6. Dezimalverdünnungen. Bei chronischer Quecksilbervergiftung sind Nitri acidum und Hepar sulfuris angezeigt.



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