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Erste Lebensmonate

2) In den ersten Lebensmonaten des Kindes ist die Milch der Mutter (welche letztere, wenn sie gesund ist, ihren Säugling stets selbst stillen muss) hinreichend zur Ernährung des Kindes. Ist es schon vier bis fünf Monate alt, so kann man anfangen, ihm nebenbei noch andere festere Nahrung zu geben. Zu dieser anderweitigen Nahrung eignen sich am besten zwei bis drei Teile gestoßenen guten Zwieback und ein Teil gestoßenen weißen Zucker, welche mit hinreichendem heißen Wasser ein paar Minuten aufgekocht werden, so dass ein dünnflüssiger Brei entsteht. (S. Most, Der Mensch in den ersten sieben Lebensjahren, S. 71.) Siebenhaar empfiehlt ein gut ausgebackenes Weizenbrot, hartgewordene und zerriebene Semmel oder zerstoßenen Zwieback, welche man mit Milch oder zur Abwechselung auch mit einem leichten Zimt- oder Fencheltee anrührt, so dass es mehr einer Suppe, als einem Breie gleicht. Dagegen sind alle dicken Breie (Päppen oder Musse) aus bloßem Mehle, Grütze, Gries, Hirse, Kartoffeln etc., wie auch das schwarze Brot und die Butter sehr zu widerraten, da der noch schwache kindliche Magen diese Speisen nicht vertragen kann und aus dem fortgesetzten und zu reichlichen Genuss derselben häufig das unter dem Namen des Überfüttertseins bekannte Siechtum und verschiedene langwierige Krankheiten, namentlich Anschwellungen und Verhärtungen der Gekrösdrüsen, überhaupt Skrofeln (Drüsenkrankheit), die englische Krankheit (doppelte Glieder), selbst die Abzehrung und Wassersucht entstehen. (Die alten Weiber unserer Stadt [Rostock], welche zum Auffüttern der armen Kinder, denen Mangel an Mutterliebe, Gewinnsucht oder Eitelkeit die Mutterbrust entzog, in die Kost nehmen, verfüttern viele dieser unglücklichen, meist auf Amors freier Pürsch erzeugten Kinder, indem sie glauben, dass der zarte Säugling schon in den ersten Lebensmonaten Alles genießen könne, ihm daher Bier, Kaffee, ja sogar Wein zu trinken, schwarzes, grobes Brot, Kartoffeln, Roggenbrei etc. zu essen geben. Most.) Nach dem erfolgten Durchbruche der Zähne kann die Nahrung des Kindes mannigfaltiger werden; doch muss die Kost dann immer noch mehr aus dem Pflanzenreiche genommen sein, als in Fleischspeisen bestehen. Abwechselnd mit der in Milch aufgeweichten Semmel kann man nun — sagt Siebenhaar — ein gut ausgebackenes Roggenbrot und die verschiedenen Gemüsearten und, Hülsenfrüchte, zum Teil mit magerer Fleischbrühe und ohne Gewürz und nicht zu fett zubereitet, so wie auch zuweilen Obst gemessen lassen. (Doch bekommt dieses in der Regel Säuglingen nicht gut, daher man erst nach dem Entwöhnen von der Brust es dem Kinde reichen soll. Most.) Sehr ist aber davor zu warnen, dass man den Kindern nicht oft und viel mit Hefen bereitete Bäckereien, Kuchen, Süßigkeiten und andere dergleichen Näschereien gibt, denn nichts verdirbt den gesunden Appetit mehr, als solche, den Gaumen kitzelnde und gar zu leicht zum Übergenuss verleitende Dinge. Milch und reines Wasser bleiben die alleinigen Getränke, indem Kaffee, Tee, Bier und vollends Wein und andere geistige Getränke viel zu reizend für die Kinder sind. (S. Most, Der Mensch etc. S. 69—73.) Etwa von dem dritten Jahre an darf das gesunde Kind alle die gewöhnlichen Speisen gemeinschaftlich mit den Erwachsenen genießen, wenn anders diese einfach sind und die gehörige Mäßigkeit beobachtet wird.