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Kakaobohnen

Kakaobohnen (Nuces Cacao, von Theobroma Cacao L.). Sie wirken kräftig ernährend, demulcierend und sind daher ein beliebtes diätetisches und Nährmittel für Rekonvaleszenten, schwache Kinder, zarte Frauenzimmer, für Hektische und alle durch Profluvien: Blut-, Milch- und Schleimflüsse, starke Eiterungen etc. sehr abgemagerte und von Kräften gekommene Personen. Am meisten wendet man die Kakaobohnen neu geröstet, als Schokolade (Cacao tabulata) bereitet an. Von letzterer gibt es verschiedene Sorten:

1) Gewürz-Schokolade, (Chocolata aromatica). Sie wird, wie jede andere Schokolade, aus gebrannten Kakaobohnen und Zucker bereitet, wozu Vanille, Zimt, Cardamum zugesetzt werden. Sie passt nicht für Kranke, die an hitzigen Fiebern und Entzündungen leiden, wohl aber für schwache, abgemagerte, krampfhafte Personen ohne Fieber. Auch ist sie ein Stimulus für Männer (s. Aphrodisiaka).

2) Moos-Schokolade (Chocolata cum Lichene Islandico). Sie wird auf folgende Weise bereitet:

No. 48. Nimm: acht Lot Isländisches Moos, gereinigte Pottasche, zwei Drachmen, übergieße sie mit zwei Pfund kochendem Wasser. Nach drei Stunden wird das Fluidum abgegossen, der Rückstand mit kaltem Wasser abgewaschen, getrocknet und gepulvert. Zu sechs Lot dieses Pulvers kommen dann drei Viertel Pfund gestoßene Kakaobohnen und eben so viel Zucker. — Diese Schokolade passt für alle an Abzehrung, Magerkeit und Schwindsucht leidende Kranke, welche an Fieber und Blutkongestionen zum Kopf und zur Brust leiden; denn sie wird, eben so wie die Arrowmehl- und Gersten-Schokolade ohne alles erhitzende Gewürz bereitet (s. u.).

3) China-Schokolade (Pasta Cacao cum Cortice Chinae). Sie dient Leuten, welche am kalten Fieber leiden, aber die reine China mit Widerwillen nehmen, statt der letzteren, die besonders zur Verhütung der Rückfälle unentbehrlich bleibt, da das Chinin (schwefelsaure Chinasalz) wohl das Fieber vertreibt, aber nicht vor Rezidiven schützt. Die China-Schokolade wird folgendermaßen bereitet:

Nr. 49. Nimm: leicht geröstete gute Kakaobohnen, zehn Unzen, fein gestoßene Königschina, drei Unzen, weißen Zucker, acht Unzen, Perubalsam, eine Drachme. Das Ganze wird über gelindem Kohlenfeuer im eisernen Mörser langsam so lange gerieben, bis es fein und von breiiger Konsistenz ist.

4) Arrowmehl-Schokolade (Chocolata ex Arrow-root). Es kommen zu fünf Pfund gute Schokolade zehn Lot Arrowmehl, welche pulverisiert, gemischt und in einem, auf gelindem Kohlenfeuer stehenden eisernen Mörser, wie bei jeder anderen Schokolade-Bereitung, zusammengerieben und dann in die blechernen Tafelformen gebracht wird.

5) Gerstenmehl-Schokolade. Sie wird auf ähnliche Weise, wie die vorige bereitet.

6) Eichel-Schokolade (Chocolata quernea). Sie wirkt besonders wohltätig bei abgezehrten, atrophischen, skrofulösen und rachitischen Kindern. Die Bereitung ist, nach Meyerhofer’s Vorschrift, diese:

Nr. 50. Nimm: gut geröstete, gemahlene und pulverisierte Eicheln, ein Pfund, gebrannte, enthülste und gestoßene Kakaobohnen, gestoßenen sehr feinen weißen Zucker, von jedem drei Viertel Pfund. Die Masse wird bei gelindem Feuer im eisernen Mörser erhitzt und in Tafeln geformt. Will man noch etwas Kaneel, Vanille oder anderes Gewürz zusetzen (was aber in der Regel bei zarten Kindern durch Überreizung schadet), so muss dieses erst dann geschehen, wenn die Masse vom Feuer genommen und etwas abgekühlt ist.

7) Magnesia-Schokolade. Sie wird in Frankreich bei Personen, welche an Sodbrennen, Magensäure, Flatulenz und schwachem Magen leiden, sehr gelobt. Man nimmt zwei Lot gebrannte Magnesia auf sechs Lot Kakaobohnen und eben so viel weißem Zucker. Das fette Öl der Kakaobohnen, die sogenannte Kakaobutter (Oleum Cacao s. Butyrum de Cacao) ist ein beliebtes Hausmittel in England und Frankreich, welches gegen Augenentzündung, Verbrennung, aufgesprungene Lippen und Hände äußerlich, gegen Heiserkeit, Husten und sonstige Katarrhalbeschwerden auch innerlich mit Nutzen gebraucht wird. — Eine gute Salbe gegen wunde Brustwarzen ist:

Nr. 51. Nimm: Kakaobutter, weißes Wachs, von jedem zwei Quäntchen, schmelze diese über Feuer und setze hinzu ein Lot süßes Mandelöl.

Gegen Heiserkeit und Husten rühmt Linke folgenden Brustsaft:

Nr. 52. Nimm: Kakaobutter, Klatschrosensirup, Pomeranzenblütenwasser und süßes Mandelöl, von jedem zwei Lot. Die Dosis ist: alle ein bis zwei Stunden ein Teelöffel voll.

Die Hülsen oder Schalen der gebrannten Kakaobohnen trinken manche Personen, welchen der Kaffee nicht bekommt, des Morgens statt des letzteren, indem sie mit Milch gekocht und durchseiht werden. Der Geschmack ist angenehm gewürzhaft, und das Getränk nährend, ohne zu erhitzen oder Nerven und Blut aufzuregen.